Fußball

Jetzt hat Favre in Dortmund das „Stöger-Problem“

Der Letzte knöpft daheim dem Tabellenführer einen Punkt ab und kassiert dabei erstmals seit fünf Monaten kein Tor. Was man sich in Österreich bei Admira gegen Red Bull Salzburg oder in der Schweiz bei Grasshoppers Zürich gegen Young Boys Bern nur schwer vorstellen kann, passierte Montag Abend in der deutschen Bundesliga vor 50.000 Zuschauern im Max Morlock-Stadion, wo der 1.FC Nürnberg nach 15 sieglosen Runden, auf die der Rauswurf von Sportchef Andreas Bornemann und Trainer Michael Köllner gefolgt war, mit Interimscoach Boris Schommers ein 0:0 gegen Borussia Dortmund schaffte. Das hörten in Liverpool die Bayern-Chefetage, Trainer Niko Kovac und die Spieler am Vorabend des Champions League-Schlagers an der Anfield Road gerne: Nach drei Unentschieden hintereinander beträgt  Dortmunds Vorsprung auf Bayern statt sieben nur noch drei Punkte. „Bild“ prophezeite bereits: „So verflattert Favre den Titel“.

Lucien Favre (Bild oben) ist der 61jährige Trainer der Borussia aus der Schweiz, der letzten Sommer auf Peter Stöger folgte. unter dem Dortmund  eigentlich bis Anfang Februar eine Supersaison hatte. Das 1:1 bei Eintracht Frankfurt konnte man noch durchaus als positiv sehen, aber dann begann das Verhängnis: Daheim das unerwartete Ausscheiden im Pokal gegen Werder Bremen im Elfmeterschießen mit dem Drama um Marco Reus, dann 3:3 gegen Hoffenheim nach 3:0-Führung, 0:3 in der Champions League gegen Tottenham im Wembley-Stadion, Nullnummer in Nürnberg: „Das gehört auch ei Spitzenmannschaften dazu, solche Phasen gibt es“, gab sich Favre noch betont gelassen. In Wahrheit muss er mit dem gleichen Problem leben, das auch Stöger letztes Frühjahr bis zur letzten Runde um den Champions League-Platz zittern ließ: Die Fitness von Kapitän Reus.

Bei Stöger kam er nach einem Kreuzbandriss und sieben Monaten Pause ins Mannschaftstraining zurück, brauchte nochmals vier Wochen, um die nötige Matchfitness zu bekommen. Und musste nach einigen Spielen wieder für 20 Tage wegen muskulärer Probleme pausieren: „Er ist ein Spieler,der den Unterschied ausmacht, wenn er fit ist“ wies Stöger damals immer wieder daraufhin, wie sehr die Borussia von Reus abhängig ist.  Das nahmen ihm die deutschen Medien erst so richtig ab, als der fitte Reuss im Herbst zum entscheidenden und überragenden Spieler Dortmunds beim Höhenflug avancierte, eigentlich in der Liga keiner an ihn wirklich herankam Jetzt traf ihn wieder das Verletzungspech: Muskelfaserriss im Obrschenkel beim Pokal gegen Bremen, als er einen Freistoß zum 1:1 verwandelte. Ohne ihn erzielte Dortmund  in den letzten zwei Partien kein Tor: „Obwohl wir zu genug Chancen kommen, weil wir nicht schlecht spielten“, glaubte Favre.  Das mag sogar Stimmen. Nur zählt das Ergebnis halt mehr als alles andere.

Als nächster Gegner kommt mit Bayer Leverkusen die bisher beste Rückrundenmannschaft am Sonntag nach Dortmund. Mit ihr Borussias Ex-Trainer aus Holland, Peter Bosz, unter dem  die Borussia vergangene Saison auch ohne Reus die ersten sieben Spiele gewann, ehe die schlimme Talfahrt begann und im Dezember Stöger auf Platz acht übernahm. Reus könnte eventuell Sonntag sein Comeback feiern. Aber das wird noch eine enge Geschichte. Die Borussia bräuchte ihn dringend. Das weiß Favre jetzt ebenso wie vor ihm Stöger.

Meist gelesen

Nach oben