Fußball

Jogi Löw und besondere Erinnerungen an Klagenfurt

Der vorletzte Test für die WM-Enrdunde in Russland gegen Österreich ist Weltmeisterschaft Deutschland nur einen Tagesausflug nach Klagenfurt weg. Vormittag Flug von Bozen an den Wörther See, nach dem Spiel gleich wieder zurück ins Südtiroler WM-Camp. Schließlich wird Sonntag Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Besuch in Eppan erwartet. Für den deutschen Teamchef Jogi Löw, dessen Vertag bereits bis 2022 verlängert wurde, bedeutet Klagenfurt auch eine Begegnung mit seiner Vergangenheit. Denn dort endete vor 14 Jahren seine Trainertätigkeit in Österreich.

Genau am 21. März 2004. Damals war er Trainer von Tabellenführer Austria, der beim Schlusslicht, der von Peter Pacult betreuten Klagenfurter Austria, überraschend 0:2 verlor, aber trotzdem auf Platz eins blieb. Aber die Niederlage hatte ein Nachspiel. Austrias damaliger Sportchef Günther Kronsteiner fand ein offenes Ohr beim violetten Boss Frank Stronach mit seinem Wusch, künftig auch auf der Trainerbank zu sitzen, von dort Einfluss zu nehmen. Das lehnte  Löw kategorisch ab, da machte er keine Kompromisse. Auch als Milliardär Stronach energisch darauf drängte. Löw stimmt nicht zu, nahm lieber in Kauf, beurlaubt zu werden. Die Konsequenz daraus: Mit Kronsteiner und dem neuen Trainer Lars Söndergaard auf der Bank wurde nicht die Austria Meister, sondern  jubelte mit Ausnahme der Sturm-Fans ganz Graz mit dem GAK und Ex-Austria-Trainer Walter Schachner.

Für Löw begann wenige Monate später ein neues Kapitel: Assistent des deutschen Teamchefs Jürgen Klinsmann. Das erste Spiel am 18.August 2004 im Wiener Happel-Stdion zum 100jährigen Jubiläum des ÖFB. Deutschland gewann 3:1. Nach Platz drei bei der Heim-WM 2006 folgte er auf Klinsmann, der zurücktrat. Inzwischen ist er zwölf Jahre im Amt und Weltmeister-Teamchef. Bei sechs Duellen gegen Österreich gab es sechs Siege mit insgesamt 17:4-Toren: In Wien am 6.Februar 2008 3:0 bei einem Vorbereitungsspiel auf die Europameisterschaft, in der Deutschland am 16. Juni Österreich im letzten Gruppenspiel durch ein 1:0 aus dem Bewerb warf. Als Löw und mit ihm Österreichs Teamchef Josef Hickesberger noch vor der Pause vom vierten Referee Damir Skomina aus Slowenien wegen Reklamierens auf die Tribüne verbannt wurden. Deutschland scheiterte in der Folge erst im Wiener Finale an Spanien. Drei Jahre später die nächsten zwei Aufeinandertreffen: Am 3. Juni 2011 2:1 im Wiener Prater durch ein Last Minute-Tor von Mario Gomez, drei Monate später 6:2 in Gelsenkirchen. Beides in der Qualifikation für die Euroameisterschaft 2012. Danach schlug Deutschland in der Qualifikation für die WM 2014 Österreich am 11. September 2012 in Wien 2:1 sowie am 6.September 2013 in München 3:0. Ein Jahr später  Löws Krönung mit dem WM-Titel in Rio de Janeiro nach dem historischen 7:1 gegen Brasilien im Semifinale. Die erste Frage an ihn nach dem 1:0 im Finale gegen Argentinien im Maracana-Stadion stellte auf der Pressekonferenz ein Reporter des österreichischen Magazins „Ballesterer“. Löw reagierte auf die verblüfft, den die hieß: „Was sagen sie jetzt Frank Stronach?“ Er überlegte kurz, ehe er sagte. „Eigentlich danke, dass er mir dies alles ermöglicht hat. Ohne seinen Rauswurf wäre es vielleicht dazu gar nicht gekommen.“

Klagenfurt erlebt Samstag ab 18 Uhr das erste Duell zwischen Österreich und Deutschland seit fünf Jahren. Bei dem der 58jährige Löw mit Franco Foda bereits auf den fünften österreichischen Teamchef nach Hans Krankl, Hickersberger, Didi Constantini und Marcel Koller trifft. Foda und Löw kennen sich gut: 1995/96 in Fodas letzter Saison als Spieler des VfB Stuttgart war der deutsche Teamchef Co-Trainer des Schweiz-Tirolers Rolf Fringer. Erstmals gegen Österreich nicht zu gewinnen, wenn dort ein ehemaliger Spieler von ihm Teamchef ist, würde Löw gar nicht gefallen. Auf ein deutsches „Showlaufen“ braucht Österreich nicht zu hoffen, denn es geht noch  um die Qualifikation für den endgültigen WM-Kader, den Löw Montag Mittag bekanntgibt. Da muss er vier Spieler streichen. Durch einen zu früh veröffentlichen Poster sieht es danach aus, als ob Paris St.Germain-Keeper Kevin Trapp, Jonathan Tah, der Mitspieler von Österreich-Teamkapitän Julian Baumgartlinger in Leverkusen, Bayerns Mittelfeldreservist Sebastian Rudy sowie Freiburg-Stürmer Nils Petersen nicht zur WM fahren. Der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff, 1991 als Austria Salzburg-Stürmer Zweiter der Torschützenliste in Österreich, dementierte, dass die Entscheidung bereits gefallen ist. Eine Hilfe für Österreich bedeutet aber sicher, dass Mittelfeldstar Toni Kroos eine Woche nach dem Triumph mit Real Madrid im Champions League-Finale von Kiew noch nicht dabei ist, auch die Bayern-Stars Mats Hummels und Thomas Müller nicht nach Kärnten kommen, Jerome Boateng sich noch im Aufbautraining befindet.

Foto: Instagram.

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