Zwei ehemaliger Rapidler sind seit Samstagabend einig in ihrer Wut auf Borussia Dortmund: Christopher Trimmel (Bild) und Florian Kainz, die Kapitäne von Union Berlin und des 1. FC Köln. Denn sie sind sozusagen „Opfer“ der Wettbewerbsverzerrung des Champions League-Finalisten. Dienstag wurde Trainer Edin Terzic von Fußball-Deutschland nach dem 1:0 bei Paris St. Germain noch umjubelt und gehuldigt, vier Tage später sah es anders aus: Da stand er am Pranger. Weil er von der Paris-Besetzung in Mainz nur Innenverteidiger Nico Schlotterbeck spielen ließ, zehn Mal rotierte. Österreichs Teamspieler Marcel Sabitzer gehörte wie Abwehrchef Mats Hummels und Mittelstürmer Nicolas Füllkrug gar nicht zum Kader. Was drei Tage vor dem Sieg in Paris nachvollziehbar war, auch weil die B-Elf Augsburg mit 5:1 deklassierte, sah Samstag in Mainz schon anders aus: Das Finale in Wembley steigt erst in drei Wochen, Dortmund präsentierte sich bodenlos, verlor 0:3: (0:3), kassierte alle Tore zwischen der 12 und 23. Minute. Dadurch schaffte Mainz auf Kosten von Union den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz. Terzic übernahm die volle Verantwortung. Aber davon haben weder Union Berlin noch Köln etwas. Berlin fiel auf den Relegationsplatz zurück, Kölns Rettung ist trotz des 3:2(1:2)-Wunders gegen Union unwahrscheinlich. Verliert Union Berlin in der letzten Runde daheim gegen Freiburg mit einem Tor Differenz, bräuchte Köln in Heidenheim einen Sieg mit drei Toren Unterschied, um die „Eisernen“ zu überholen.
Natürlich kann man argumentieren, dass Union Berlin und Köln an ihrem Unglück selbst schuld sind. Weil Union Berlin im ersten Spiel nach der Trennung von Trainer Nenad Bjelica mit U 19-Trainer Marco Grote und seiner Assistentin Marie-Louise Eta in Köln eine 2:0-Führung nach 23 Minuten durch Tore, die nach Eckbällen von Trimmel fielen, nicht halten konnte. Kainz verwandelte nach 45 Minuten zum fünften Mal in dieser Saison einen Elfmeter, so stand es bis zur 87. Minute 2:1 für die „Eisernen“. Trimmel wurde nach 72 ausgetauscht, Kainz spielte weiter. Jubelte zunächst über den Ausgleich, in der zweiten Minute der Nachspielzeit über das Siegestor des letzten Jokers, des 19 jährigen Eigengewächs Damion Dawns. Der Jubel wich drei Stunden nach Schusspfiff der Wut über Dortmunds Abfuhr. Köln müsste, um nicht abzusteigen, in der letzten Runde bei Heidenheim mit drei Toren Unterschied gewinnen, wenn Union Berlin daheim gegen Freiburg 0:1 verliert. Dann würde Köln in der Bundesliga bleiben. Aber Köln hatte 33 Runden Zeit, sich eine bessere Ausgangsposition zu sichern. Union Berlin kann mit einem Sieg über Freiburg Mainz nur in die Relegation schicken, wenn Mainz in Wolfsburg verliert. Die Rettung würde Union einiges kosten: Dann würde sich der Vertrag mit dem im November als Retter geholten Ex-Austria-Trainer Bjelica automatisch um zwei Jahre verlängern.
Unglücklich verlief bei RB Leipzig der „Einstand „von Österreichs Teamspieler Nicolas Seiwald auf der Position des am Knie operierten Xaver Schlager: Ihm passierte per Kopf beim schwachen 1:1 (0:1) gegen Werder Bremen ein Eigentor zur Werder-Führung. Nach 64 Minuten oder drei nach dem Ausgleich durch den Ex-Salzburger Benjamin Sesko beendete Trainer Marco Rose den Arbeitstag von Seiwald und Christoph Baumgartner. Bremens Österreicher, Romano Schmid und Marco Friedl, spielten durch. Beim „Zapfen-Streich“ in Freiburg, dem letzten Heimspiel von Kult-Trainer Christian Streich, blieb Michael Gregoritsch beim 1:1 (1:1) gegen Heidenheim in 73 Minuten ohne Torerfolg.
Neue Spekulationen um die Trainersuche von Bayern München: Nach der Absage von Österreichs Teamchef Ralf Rangnick soll Oliver Glasner ein Thema gewesen sein. Völlig unglaubwürdig. Denn Sportchef Christoph Freund kennt Glasner aus gemeinsamen Salzburger Zeiten. Weiß daher über Glasners Charakter Bescheid: Auch wenn Bayern ruft, würde Glasner nie eine Aufgabe, die er erst im Februar begonnen hat, beenden. Zumal ihn die Premier League mehr reizte als die Bundesliga, die er kannte, und es bei Crystal Palace sehr gut läuft. Das 3:1 (2:0) bei Wolverhampton in Birmingham war Samstag das sechste Spiel hintereinander ohne Niederlage mit fünf Siegen und einem Unentschieden.
Foto: Union Berlin.