Der Wiener Austria geht´s derzeit wirklich nicht gut, zwei ihrer ehemaligen Spieler hingegen entscheidend besser. Die sind in absoluter Jubel-und Feierstimmung. Denn sie schrieben Geschichte. Den Anfang machte Freitag Matthias Braunöder mit Como, Samstag folgte Benedikt Pichler mit Holstein Kiel im hohen Norden Deutschlands. Braunöder stieg mit Como in die Serie A Italiens auf, dort ist der Klub von nahe der Schweizer Grenze erstmals seit 21 Jahren wieder vertreten. Samstag folgte der gebürtige Salzburger Benedikt Pichler mit Holstein Kiel: Erstmals in der Vereinsgeschichte in der Bundesliga, als erster Verein aus Schleswig-Holstein. Für den 26 jährigen das Happy End einer Leidenszeit, für den vier Jahre jüngeren Braunöder eine Bestätigung, die der Kapitän von Österreich U 21 wieder brauchte.
Bei Austria ging es ihm schon besser als im letzten Herbst. Darum wollte er weg. Das schien ein Fehler zu sein, weil es bei Como vorerst nicht zu Einsätzen in der Startelf reichte. Die gab es erst in den letzten neun Runden, in denen Como keine Niederlage bezog. Anzunehmen, dass der Klub, der indonesischen Tabakmogulen gehört, den Gebrüdern Robert und Michael Heptono gehört, die Kaufoption auf den 22 jährigen ziehen wird. Zu den Investoren von Como gehören auch die Weltmeister aus Frankreich und Spanien, Thierry Henry und Cesc Fabregas. Fabregas ist zudem ganz nahe bei der Mannschaft. Offiziell als Assistent des walisischen Trainers Osian Roberts, in Wahrheit soll Fabregas der Chef sein. Braunöder wird es wissen. Como hat das kleinste Stadion in der Serie A, das nur 7000 Zuschauer fasst.
Pichler erzielte Samstag beim 1.1 (1:0) von Holstein Kiel gegen Fortuna Düsseldorf, das zum Aufstieg reichte, schon nach zwei Minuten per Kopf die Führung. Danach feierten ihn alle, auch die Ersatzspieler kamen dazu (Bild). Das tat ihm gut. Denn von Mitte Dezember bis Mitte April war er mit Schambeinschmerzen außer Gefecht, Samstag stand er erstmals in diesem Jahr in der Startelf, bedankte sich bei Trainer Marcel Rapp (früher bei Hoffenheim) mit seinem siebenten Saisontor. Ohne „Winterpause“ wäre Pichler jetzt sicher ein ernster Kandidat für Österreichs EM-Kader. Er machte beim Jubel Bewegungen wie ein Fisheer mit einer Anglerrute. Im Gedanken an seinen Förderer, den vergangenen Dezember tödlich verunglückten Ex-Salzburg-Sekretär Rudi Mirtl, wie er nachher auch in einem emotionellen Interview, bei dem er weinte, erzählte. Der hatte ihm beim Transfer nach Kiel eine Anglerrute mit der Aufforderung, nach Erfolgen zu fischen, geschenkt. Mirtls Sohn Philipp ist jetzt Pichlers Berater.
Holstein Kiel hat so wie Como ein Stadionproblem. Nur mit einer Ausnahmegenehmigung ist es vorerst bundesligatauglich. Mit nur 5000 statt der erforderlichen 8000 Sitzplätze. Den bekanntesten Namen bei Kiel hat Routinier Lewis Holtby: Bei Mainz spielte er 2010/11 mit den ehemaligen österreichischen Teamkapitänen Andreas Ivanschitz und Christian Fuchs, als Thomas Tuchel der Trainer war. Die weiteren Stationen des 34 jährigen: Schalke, Tottenham, Fulham, Hamburger SV, Blackburn und zum krönenden Abschluss Holstein Kiel. Was Pichler und Braunöder zudem verbindet: Die Austria hat sie wegen ihrer Finanznot zu billig verkauft. Pichler vor drei Jahren um eine Million Euro, zur gleichen Zeit wechselte Patrick Wimmer für nur 700.000 Euro zu Arminia Bielefeld. Das kann man fast als verschenkt bezeichnen. Damals war Jürgen Werner nicht Sportvorstand. Beim Braunöder-Transfer schon. Der bringt Violett inklusive des Leihgeschäfts zwei Millionen Euro. Der Mittelfeldspieler ist mehr wert.
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