Weil das Nationalteam unter Ralf Rangnick ein Jahr nach dem Abstieg in der Nations League in der EM-Qualifikation gerade erfolgreich unterwegs ist und es daher sehr modern ist, gibt es jetzt auch eine „Rangnick-Geschichte“ in Österreichs Schiedsrichterwesen. Das behauptete Ali Hofmann, seit vier Monaten neuer Leiter des „Referee Departments“, auf Deutsch der Schiedsrichter-Abteilung, im ÖFB, bei der Präsentation von Viktor Kassai dem neuen, hauptamtlichen „Technical Director“ der Schiedsrichter. Wobei er 47 jährige ehemalige ungarische Topreferee wie erwartet sehr kompetent wirkte. Als er auf deutsch über angestrebte Verbesserungen auf physischer, technischer und mentaler Ebene redete, für die wenig Zeit bleibe. Die sollen so rasch als möglich passieren. Kassai sieht sich als Trainer der Referees, die er nach jeder Runde via Videokonferenz taktisch schulen und damit entwickeln möchte, stellte aber klar, dass es zur Verbesserungen auch Spezialisten brauche. Wie Athletik- und Mentaltrainer.
Von der Präsentation im Wiener Prater fuhren Kassai und Hofmann weiter nach Salzburg zu einem dreitägigen Seminar mit den Schiedsrichtern und deren Assistenten, den Beobachtern. Zusammen etwa hundert Personen. Österreichs Bundesliga verfolgte Kassai vor Jahrzehnten daheim in Tatabanya noch via ORF. Da interessierten ihn die Zusammenfassungen der Runden, besonders die ungarischen Spieler wie die Austrianer Tibor Nyilasi und Istvan Magyar bei der Austria oder Zoltan Peter von der Vienna. In den nächsten zwei Jahren, so lange läuft vorerst sein Vertrag, wird er viel mehr sehen. Als er so erzählte, was ihm vorschwebt, musste man sich schon fragen, warum Kassai kommen musste, dass dies passieren wird, warum diese durchaus auf der Hand liegenden Ideen nicht auch Österreicher hatten. Dass die alle ehrenamtlich tätig waren, kann nicht der Grund sein. Kassai, der natürlich für die Schiedsrichter-Besetzung der Spiele verantwortlich sein wird, will die besseren Unparteiischen sozusagen bevorzugen und öfters einsetzen, schwere, entscheidende Fehler der Referee werden künftig Konsequenzen haben. So wie sie Trainer auch bei Spielern ziehen. Bisher passierte es aber auch, dass ein Schiedsrichter nach einer krassen Fehlentscheidung nächste Runde wieder im Einsatz war.
Für das heikle Thema des Video Assistant Referees brachte Kassai mit Landsmann György Ring einen „Spezialisten“ mit. Ziel ist es, dass die Entscheidungen im Videoraum nicht lange dauern, höchstens eine Minute. Da liegt Kassai mit Ligavorstand Christian Ebenbauer durchaus auf einer Linie, der dies schon einige Zeit fordert. Auch wenn dadurch die Gefahr besteht, dass Tempo auf Kosten der Qualität gehen wird.
Robert Sedlacek, der Vorsitzende der Schiedsrichter-Kommission, sah in Kassais Bestellung einen Schritt zur Professionalisierung, die er begleiten will und wird. Der Ungar war selbst zehn Jahre lang Referee mit einem Profivertrag, sagt zwar, dass man nach amateurhafter Vorbereitung keine professionelle Leistung erwarten darf und kann, warf zu Recht aber auch ein, dass man ein von einem Schiedsrichter nicht verlangen könne, Profi zu werden, dafür seinen Beruf aufzugeben. Weil er dann nach Ende der Schiedsrichterkarriere keinen Job habe. Das ist teilweise eine Frage der Finanzierung. Kassai reduzierte das richtigerweise nicht allein auf das Thema Geld: „Am wichtigsten ist die Einstellung!“
Foto: ÖFB.
