336 Tage war es her, dass Veli Kavlak letztmals für Besiktas Istanbul im türkischen Cup spielte. Am 10. Februar 2016 war es. 336 Tage später feierte er das Comeback wieder im Cup, dem Türkiye Kupasi. Sein erstes Match in der neuen Vodafone-Arena für den türkischen Meister. Das 3:0 (2:0) gegen Darica Genclerbirligi, einen Drittligisten aus Ankara mit dem ehemaligen Rapid-Nachwuchsspieler Cem Tosun in der Abwehr, war kein Maßstab für die ersten 45 Minuten nach der fünften Schulteroperation in zwei Jahren. Aber Kavlak, der zuvor beim Trainingslager in Antalye zu einem Kurzeinsatz gekommen war zählt noch immer etwas. Die Wertschätzung zeigte sich schon, dass der 28jährige nach fast einem Jahr gleich wieder die Mannschaft als Kapitän aufs Feld führte. Das kam für ihn überraschend. Aber auch für die Fans, die ihre Nummer acht prompt feierten: „Ein paar tausend waren schon da. Aber ich war vor allem mit mir beschäftigt, nicht mit dem, was sich auf den Tribünen abspielte.“
Die türkischen Medien verfolgten ihn genau. Nur 38 Ballkontakte in seinen 45 Minuten, aber eine Passquote von 92,1 Prozent: „Mir fehlt schon noch einiges zu meinem früheren Niveau. Ich darf nichts erzwingen wollen, ich hab´ zwei Jahre verloren, da braucht man Geduld.“ Für ihn war das letzte Match, das zählt, nämlich bereits am 22. März 2015. Als Slaven Bilic, jetzt in London bei West Ham, noch Besiktas-Trainer war. Weil das heiße Derby bei Fenerbahce das letzte war, in dem er halbwegs schmerzfrei spielen konnte. Jetzt arbeitet er mit dem spanischen Physiotherapeuten von Besiktas täglich daran, dass es wieder so wird wie früher. Als Realist weiß er, dass Trainer Senol Günes im Titelkampf gegen die drei Istanbuler Rivalen, die noch ungeschlagene Sensationstruppe Basaksehir, Galatasaray und Fenerbahce noch nicht auf ihn setzen kann und wird: „Ich kann nicht gleich am Anschlag sein. Es muss von Training zu Training besser werden. Aber ich werde das schaffen, auch wenn ich noch einmal durch die Hölle gehen muss.“ Bis Sommer will er sich Zeit geben, um wieder so gut zu sein, wie er es selbst von sich fordert, damit ihm dann nächste Saison auch 41.000 Besiktas-Fans in der ausverkauften neuen Vodafone-Arena zujubeln können: „Das geht nur, wenn ich bei hundert Prozent bin.“ Wie viele ihm darauf noch fehlen, behält er lieber bei sich. Der erste Schritt eines weiten Weges ist aber getan.