Fußball

Kein Polterer und kein Schuss aus der Hüfte: Der authentische Beginn von Milletich

Zwei Gegenstimmen bekam Gerhard Milletich Sonntag Vormittag im Casineum von Velden bei der Kür zum Nachfolger von Leo Windtner, der zum Ehrenpräsident gewählt wurde. Zwei Stunden später präsentierte sich Milletich beim ersten offiziellen Medienauftritt als durchaus authentisch und glaubhaft, fand nette Worte für Windtner, unterschied sich aber doch etwas von ihm. Vor allem, weil er darauf verzichtete, englische Ausdrücke einzustreuen, die zu Windtners Spezialität gehörten, um zu signalisieren, dass er international denkt. Der beschworene „spirit of Wembely“  ist noch in Erinnerung. Nur schade, dass er nach der Europameisterschaft nicht zu sehen war.

Milletich redete nicht anders als Mitte September, als er vom Wahlausschuss zum einzigen Kandidaten für die Präsidentenwahl gekürt wurde. Damit enttäuschte der 65 jährige Burgenländer wohl in erster Linie die „Foda-Jagdgesellschaft.“ Indem Milletich klarstellte, dass Franco Foda auch in den November-Spielen gegen Israel und Moldau in Klagenfurt Teamchef sein wird. Mit einer anderen Entscheidung hätte Milletich auch Sportchef Peter Schöttel schwer infrage gestellt, der sich nach dem 0:1 gegen Dänemark in Kopenhagen für das Festhalten an Foda ausgesprochen hatte. Mittwoch wird es eine Besprechung mit Foda und Schöttel geben, an der auch Generalsekretär Thomas Hollerer und ein Vertreter der Landesverbände teilnehmen werden: „Ich bin keiner, der schnell aus der Hüfte schießt“, versicherte Milletich. Und auch, dass er kein Polterer ist, der glaubt, dass nur er immer recht hat.

Die ihm nachgesagte Nähe zur Sozialistischen Partei bestritt Milletich nicht, stellt aber klar, dass er auf eine breite Basis bei seinen Entscheidungen Wert legt. Ihm wird es wichtig sein, zu sportlichen Fragen auch externe Experten zu hören. Vor allem Red Bull Salzburgs Sportchef Christoph Freund, wie er schon im September ankündigte. Freund ist einer der fünf Vertreter der Bundesliga im Sportausschuss des ÖFB, zu dem von Verbandsseite der Präsident, Schöttel, Martin Scherb als Leiter der Talenteförderung, Andreas Kopf für Nachwuchsfragen und Isabel Hochstöger für den Damenfußball angehören. Innerhalb von drei Wochen einen neuen Teamchef zu finden, das wäre für Milletich nicht seriös gewesen. Weil zu wenig Zeit für die notwendige Kandidatensuche und  ausführliche Verhandlungen gewesen wäre. Bis zu den Play offs im März gäbe es mehr Zeit. Aber wie man so heraushörte, hofft Milletich, dass es die November-Spiele möglich machen, mit Foda auch die Play-offs zu bestreiten: „Er war ja nicht gerade unerfolgreich“. Populär war dieser Satz von Milletich derzeit war sicher nicht. Aber das scheint kein Maßstab für ihn zu sein.

Einen Tag nach dem  Gespräch mit Foda und Schöttel gibt es  ein Treffen der Arbeitsgruppe in Sachen Trainingszentrum. Das machte der Grundsatzbeschluss des Präsidiums, das Projekt weiterzuverfolgen, sofern der ÖFB dafür nicht mehr als 20 Millionen aufbringen muss. Zur Arbeitsgruppe gehören außer dem Präsidenten noch Hollerer, ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold sowie ein Vertreter des Instituts für Sportstättenbau und von Deloitte, dem Berater in Steuerfragen. Das Credo von Milletich: Seine jahrzehntelange Erfahrung als Funktionär in Verbindung mit guten Kontakten als erfolgreicher Unternehmer zur Wirtschaft sollen dem ÖFB helfen. Das klingt gut. Jetzt gilt es, den Beweis dafür anzutreten. Die bekannte Schonfrist von 100 Tagen muss auch für Milletich gelten.

Foto: ORF TVThek.

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