Kein Urteil fällte am Montag der Senat eins der Bundesliga unter Manfred Luczensky, zu dem unter anderem ein Richter und vier Rechtsanwälte (darunter Norbert Wess) gehören, über die Verwendung von Pyrotechnik beim 2:2 zwischen Sturm Graz und Red Bull Salzburg im Fansektor der Grazer. Nach Anhörung der Geschäftsführer von Sturm, Thomas Tebbich und Andreas Schicker, die fast eine Stunde dauerte, wurde der Fall vertagt. Warum? Die Vermutung, dass dies mit den Vorfällen am Sonntag bei Rapid-Sturm zusammenhängt, und der Senat plant, beide gemeinsam zu beurteilen sollen, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. In Graz musste das Spiel fast 13 Minuten unterbrochen werden, in der Hütteldorfer Allianz-Arena etwas mehr als neun.
Tebbich und Schicker distanzierten sich von den Grazer Vorfällen. Auch mit der Begründung, dass es nicht „einreißen“ dürfe, dass Fanklubs sozusagen nach Belieben dafür sorgen, dass nicht mehr weiter gespielt werden kann. Unter anderem, weil der Video Assistant Referee wegen zu starker Rauchentwicklung keine Linie mehr für eine Abseitsentscheidung „ziehen“ kann, weil es keine klare Sicht gibt. Wie die Fans Raketen und Bengalos ins Stadion bringen konnten, ist zumindest in Graz geklärt. In der Tiefgarage wurde das Absperrgitter zur Belüftungsanlage aufgebrochen, über die gab es Zugang zum Stadiongraben. Ob es bei Rapid auf diese Frage eine Antwort geben wird?
Die Ultras auf der Fantribüne“nebelten“ Sonntag zunächst kurz nach der Pause das Stadion mit Bengalos ein. Deshalb folgte die Unterbrechung. Beim Feuerwerk zu Beginn der Rapid-Viertelstunde ließ Schiedsrichter Stefan Ebner weiter spielen. Wirklich überzeugend wirkte die Beteuerung von Fally Mayulu, es hebe nichts mit dem Feuerwerk zu tun gehabt, dass er den Ball nicht aus kurzer Distanz zum 2:1 ins Tor brachte, nicht. Vor seinen Augen gab es jedenfalls genügend Blitze, als Mayulu den Ball in diese Richtung jagte, statt ins Netz. Von Rapid folgte zumindest bisher anders als von Sturm keine Distanzierung von den Vorfällen. Mit einer Ausnahme. Trainer Zoran Barisic sagte klipp und klar gleich nach dem Spiel: „Ich brauche das nicht!“ Mutig von ihm, wenn man weiß, wie wichtig der Führungsetage im grün-weißen Präsidium das Wohlwollen der Fantribüne ist.
Schneller als in Österreich urteilt die Liga in Holland: Das Sonntag nach einer Stunde wegen ähnlicher Vorfälle abgebrochene Spiel zwischen Ajax Amsterdam und Feyenoord wird Mittwoch ohne Zuschauer fortgesetzt. Feyenoord führte beim Abbruch 3:0, bei diesem Stand geht es weiter. Ajax ist derzeit nur auf Rang 14. Wegen der Fortsetzung müssen insgesamt vier Spiele der Eredivisie und im Cup verschoben werden.