Fußball

Kerschbaumer und die zwei Spiele, die er unbedingt wollte

Fußball-Deutschland bewegen derzeit einige Dinge viel mehr als die zwei Relegationsspiele zwischen Werder Bremen und Hoffenheim am Donnerstag und Montag, live im TV zu sehen via DAZN und Amazon. Da ist einmal die erfolgreiche Kampf von Meister Bayern München um Leroy Sane, den Flügelflitzer von Manchester City. Alles soll klar sein, bloß nur noch nicht offiziell verkündet. Das sorgt für mehr Schlagzeilen als der Poker um David Alaba, den souveränen Abwehrchef aus Wien. Letzten Mittwoch verstrich die erste Verhandlungsrunde zwischen seinem Vater, dem hinzugezogenen israelischen Spielerberater Pini Zahavi sowie Bayerns Chefetage im Münchner Restaurant „Bogenhauser Hof“ ohne Einigung. Was noch nicht für große Aufregung sorgt. Aber sehr wohl der Rückzug des 64 jährigen Schalke-Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies nach 26 Jahren wegen des Corona-Ausbruchs in seinem Fleischimperium. und Aktionen von Schalke-Fans gegen ihn, auch wegen der schlechtesten Rückrunde der Klubgeschichte.  Einen Tag später verkündete Schalke die große Einsparungswelle. Von Ambitionen, einen Europacupplatz zu schaffen, ist keine Rede mehr. Wird den Tiroler Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller nicht sehr gefallen.

Auch das erste Geister-Pokalfinale am Samstag in Berlin zwischen Bayern und Leverkusen sorgt für mehr Aufmerksamkeit als die Frage, ob sich bei der Relegation zum neunten Mal der  Bundesligaklub oder zum vierten Mal der Zweitligist durchsetzen wird. Entweder der Tiroler Linksverteidiger Marco Friedl mit Bremen oder ob der Niederösterreicher Konstantin Kerschbaumer mit Heidenheim so jubeln wird (Bild oben) wie vor zwei Wochen nach seinem Siegestor in der 97.Minute  gegen den Hamburger SV. Kritische Stimmen, Heidenheim sei mit 50.000 Einwohnern zu klein für die Bundesliga, versteht in der Schwäbischen Ostalb keiner. Weil nicht die Größe entscheidend ist, sondern wie man damit umgeht. Kerschbaumer: „Der Klub, der den Aufstieg sportlich erkämpft, der verdient ihn auch!“ Der Zweitliga-Zwerg freut sich auf die größten Spiele der Klub-Geschichte. Trainer Klaus Schmidt: „Druck hat der Milchmann. Wir spielen nur Fußball!“

Er in seiner aktiven Zeit 1997/98 in 13 Partien für den Wiener Sportclub und 28 für die Vienna in Österreichs zweiter Liga. Vier Jahre zuvor durfte er sogar in Deutschlands U 20 ran. Gemeinsam mit Carsten Jancker vor dessen Rapid-Zeit und dem jetzigen Sky-Kommentator Didi Hamann. 2007 übernahm er Heidenheim in der fünften Klasse, der Oberliga Baden-Württemberg, fürchtete ihn mit Chef Holger Samwald bis an die Türen der Bundesliga. Heiß machte er die ganze Saison die Spieler durch ein Video der letzten Saison vom spektakulären deutschen Pokalviertelfinale gegen Bayern vor 75.000 Zuschauern in der Münchener Allianz-Arena. Als Heidenheim zur Pause 2:1 führte, später ein 2:4 in ein 4:4 verwandelte und knapp 4:5 verlor.“Dieses Match trägt uns durch die ganze Saison“, bestätigt Kerschbaumer, der damals noch bei Ingolstadt war. Damit sollte der Glaube an einen großen Schritt geweckt werden: „Die Favoritenrolle ist klar verteilt“, weiß Kerschbaumer, „aber wir haben uns diese zwei Spiele viel mehr gewünscht als Bremen!“

Heidenheim kassierte in 34 Runden nur 36 Tore, hielt 15 ml das „zu null“. Für Kerschbaumer ein Beweis, „wie schwer es ist, uns zu schlagen, wann bei uns alle auf Betriebstemperatur sind!“ Den 30. Oktober 2019, die 1:4 (1:4)-Niederlage in der zweiten Pokalrunde in Bremen, bei der Friedl das vierter Werder-Tor erzielte, hat Kerschbaumer schon vergessen. Jetzt regiert der Vorsatz, Mut zu zeigen, sich nach vorne zu wagen: „Die Bundesliga wär für uns das absolute  Wahnsinn!“ In Kärnten wird einer Werder Bremen fest die Daumen halten: Romano Schmid möchte sicher nach seiner starken Saison als Werder-Leihgabe bei Wolfsberg lieber in die Bundesliga als in die Knochenmühle der zweiten Liga.

Foto: 1. FC Heidenheim 1846 e. V. Media.

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