Fußball

Kochen mit Ancelotti: Bayern TV geht in Österreich nicht

Bayern München gehört neuerdings zu den europäischen Topklubs mit einem 24  Stunden-Sender. So wie Manchester United, Real Madrid oder AC Milan. Der Sender  „FC Bayern TV live“ ist Teil der  neuen Kommunikationsstrategie, mit dem die Fans darüber informiert werden sollen, was im deutschen Vorzeigeklub tatsächlich los ist.  Täglich bietet der Sender eineinhalb bis vier Stunden frisches Programm. Je nachdem, ob Live-Ereignisse wie Spiele oder Trainings oder Pressekonferenzen anstehen. Der Rest wird mit Wiederholungen oder Spiel-Klassikern wie etwa die letzten Kantersiege gegen Arsenal aufgefüllt.

Der Aufwand ist beträchtlich: Ein eigenes TV-Studio mit Blick auf den Trainingsplatz des Bayern-Zentrums an der Säbener Straße, 40 Mitarbeiter, täglich zwei Blöcke mit News: Zehn Minuten ab elf Uhr, zehn mehr nochmals sieben Stunden später. Dazu produzieren die Bayern noch drei Formate über eine halbe Stunde, die abends um acht Uhr laufen, „Nachspielzeit, 1:1-Talk, Lifestyle“heißen. Da kocht  zum Beispiel Trainer Carlo Ancelotti  mit dem für die Bayern-Küche zuständigen Alfons Schuhbeck Pasta alla carbonara. Live werden die Heimspiele der U19 (mit dem Tiroler Marco Friedl) gezeigt, zeitversetzt alle Pflichtspiele  von David Alaba&Co  in voller Länge, alle Partien der  Basketballer. Zu sehen ist der Kanal über das Entertain-TV von Bayerns Sponsor Telekom. Für dessen Kunden sind die ersten zwölf Monate Bayern TV gratis. Danach muss man monatlich 5,95 Euro  bezahlen.

Noch sieben andere Klubs aus der  deutschen Bundesliga (Borussia Dortmund, Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt, Peter Stögers 1.FC Köln, Schalke, Werder Bremen und der Hamburger SV) bieten zu Preisen zwischen 18 und 50 Euro pro Jahr  im Internet zeitversetzt ganze Spiele an,  dazu Pressekonferenzen, Interviews und Berichte. Da Österreichs Liga  mit der deutschen bekanntlich nicht mithalten kann,  aufpassen muss, sogar den Vergleich mit der zweiten noch einigermaßen standhalten zu können, ist ein Bayern TV in ähnlicher Version von Salzburg, Rapid oder  Austria Illusion.

Die österreichischen Spitzenklubs bedienen ihre Fans gratis via Internet. Weil sie wissen: Sobald es etwas kostet, würden nur die wenigsten  das Angebot wählen. Daher  bleibt der finanzielle Aufwand auch in überschaubaren, verkraftbaren Grenzen. Beim Meister heißt es Fan-TV, bei Grün-Weiß  Rapid-TV, bei Violett Viola-TV, das bereits  seit 15 Jahren aktiv ist, in Österreich sozusagen ein Vorreiter war.  Salzburg berichtete aus dem Trainingslager in Dubai, zeigte auch live das letzte Vorbereitungsspiel gegen Rosenborg Trondheim, erreichte damit, wie  Pressechef Christian Kircher versicherte, immerhin 18.000 Fans. Als nächstes Highlight wird  nächste Woche ein Spieltag mit der Mannschaft präsentiert. Hergestellt von einem damit beauftragten externen Unternehmen. Aufgenommen im Dezember vor dem Heimspiel gegen Wolfsberg, danach geprüft vom sportlichen Leiter Christoph Freund und Trainer Oscar Garcia und dann freigegeben. Hat daher  Exklusivcharakter. Aber an einen  kostenintensiven Ausbau des „Fan-TV“, etwa an ständige Sendungen im „Servus-TV“ von Red Bull-Chef Didi Mateschitz, ist derzeit nicht gedacht.

Auch in Wien nicht. Die Austria bietet  das Thema der Woche,ein ausführliches Interview, an. Kann sein mit Vorstand Markus Kraetschmer, Trainer Thorsten Fink, Sportchef Franz Wohlfahrt oder einem Spieler. Dazu den Livestream von den Pressekonferenzen vor Heimspielen, Stimmen nach dem Match oder  andere Kleinigkeiten. Damit  meinte Pressechef Christoph Pflug  etwa einen Word-Rap mit einem Spieler, der zugleich mit dem Ball jonglieren muss.  Rapids Pressechef Peter Klinglmüller weiß, mit jedem Clip rund um das Match mindestens 15oo Personen zu erreichen.  Das besondere Zuckerl Rapids für die Fans können die  jeden Freitag Abend im Stadtsender W 24  sehen:  Die Rapid-Viertelstunde mit der grünweißen Stimme Andy Marek, die mit Neuigkeiten aus dem grün-weißen Lager aufwartet, die in der Nacht und am Samstag Vormittag wiederholt wird. Derzeit nur positive News zu verbreiten,  fällt nicht leicht. Bleibt die Devise: In der Ruhe liegt die Kraft!

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