Graz als Weihnachtstreffpunkt für österreichische Legionäre in der deutschen Bundesliga. Nicht nur Jungehemann Florian Kainz feierte an der Mur, auch Valentino Lazaro bei einem festlichen Weihnachtsessen mit Mutter, Schwester und Brüdern. Dass er nach acht Jahren in Salzburg inzwischen in der deutschen Hauptstadt Berlin bei Hertha BSC gut angekommen ist, zeigt auch die Tatsache, dass „FussballBild“ ihn würdig genug für ein großes Interview über zwei Ausgaben vor dem Jahreswechsel hielt (siehe oben). Denn der 21jährige gilt inzwischen schon als neuer Kreativ-Liebling, bei seinem ungarischen Trainer Pal Dardai und Manager Michael Preetz als eine Schlüsselfigur für die geplante große Aufholjagd im Frühjahr von Rang zehn auf einen Europacupplatz. Denn zu Rang drei, sprich Peter Stöger und Borussia Dortmund, fehlen ja nur vier Punkte.
Im Interview verriet Lazaro, dass es ihm keinen Spaß macht, ständig hochdeutsch, ohne Dialekt zu reden, die multikulturelle Millionenmetropole Berlin für ihn nach dem beschaulichen Salzburg einen besonderen Reiz hat, er noch immer dabei ist, ständig etwas Neues zu erkunden, aber er noch keinen der oft kritisierten unfreundlichen Berliner Busfahrer kennengelernt hat. Sehr wohl aber einige österreichische Restaurants , die aber mit dem Niveau der Küche in der Heimat nicht mithalten können, egal ob beim Wiener Schnitzel oder beim Kaiserschmarrn: „Nicht schlecht, aber na ja …“
Die letzten zwei Spiele nach einem durchwachsenen Herbst sind es, die bei Hertha die Hoffnungen für die Rückrunde erweckten. Das 3:1 gegen Hannover, das 3:2 im „Derby“ bei RB Leipzig trotz 84 Minuten Unterzahl. Für Lazaro begann die Bundesliga praktisch erst in der achten Runde. Denn aus Salzburg brachte er nach dem Scheitern in der Champions League Qualifikation gegen HNK Rijeka als Andenken eine Sprunggelenksverletzung mit, weshalb ihn Hertha zur Vorsicht vorerst nur auf Leihbasis mit Kaufoption holte. Die allerdings früher als vereinbart, schon nach den ersten Einsätzen, zog. Weil er dabei seine Fitness bewies. Lazaros Riesenpotenzial, das Hertha weiterbringen soll, war Dardai und Preetz bekannt. Lazaro reizte außer der Herausforderung in einer sportliche weit besseren Liga mit dem bisher besten Vertrag seiner Karriere der Wechsel von einem Serienmeister zu einem Klub, der nicht in jedem Spiel Favorit ist. Eine neue Erfahrung. Was nicht bedeutet, dass er sich ansverlieren gewöhnen will.
Ausser Lazaro der zweite Schlüsselspieler für eine bessere Hertha-Rückrunde: Torjäger Davie Selke, ein Jahr älter als Lazaro, ebenfalls verletzt nach Berlin gekommen und erst im Finish der Saison so richtig in Schwung. Wie seine zwei Tore beim Ex-Klub in Leipzig bewiesen. Lazaro kam bei insgesamt 15 Partien in der Bundesliga und der Europa League, in der Hertha gegen Athletic Bilbao, Sorja Luhansk aus der Ukraine und dem schwedischen Aussenseiter Östersund als Gruppenletzter mit nur fünf Punkten den Aufstieg verpasste, was keine Ruhmestat war, auf insgesamt vier Assists. Die Tore will er 2018 nachholen. Im Jänner wird Österreichs neuer Teamchef Franco Foda bei Lazaro in Berlin vorbei schauen. Der kann sich noch überlegen, ob er Lazaro besser als Offensivverteidiger oder im Mittelfeld brauchen kann. Bei Hertha ist diese Entscheidung bereits gefallen: Kreativ-Liebling Lazaro soll für spielerische Impulse aus dem Mittelfeld sorgen.