Fußball

Jetzt kommt es auf Hasenhüttl an: „Man darf nicht an sich zweifeln!“

Ralph Hasenhüttl urlaubt in Tirol, Peter Stöger in Salzburg. Das Duell der  österreichischen Trainer in der Bundesliga wird 2018 eine neue Dimension erreichen: Sie kämpfen gegeneinander um einen Champions League-Platz und vielleicht auch um den Sieg in der Europa League. Da ist für Hasenhüttl mit RB Leipzig in der Runde der letzten 32  die italienische Hürde mit Winterkönig Napoli und seinen Topstars wie Marek Hamsik, der für Napoli in Pflichtspielen bisher mit 117 Toren zwei mehr erzielte als Diego Maradona, Dries Mertens, Lorenzo Insigne und Jose Callejon viel schwer zu nehmen als für Stöger mit Borussia Dortmund Atalanta Bergamo, derzeit auf Platz sieben 18 Punkte hinter Napoli.

Hasenhüttl und Stöger beginnen am 2. Jänner wieder mit dem Training. Bei nur elf Tagen bis zum Rückrundenstart kann man von einer richtigen Vorbereitungszeit nicht reden. Hasenhüttl bleibt in Leipzig, Stöger fliegt mit Dortmund für sechs Tage nach Marbella, was bereits fixiert war, bevor er Trainer in Dortmund wurde. Nicht nur Stöger verfolgte Kritik in die Weihnachtsferien, auch Hasenhüttl. Nach fünf Spielen ohne Sieg, vier nicht ausverkauften Heimspielen, sprachen die Medien von einer ersten Krise, warfen die Frage auf, ob der Leipziger Erfolgsrun und Zauber vorbei sei, zumal der Vizemeister zum Abschluss der Hinrunde erstmal nach elf Runden aus den Top 4 der Tabelle purzelte. Für manche hieß es deshalb als Konsequenz: Jetzt kommt es auf Hasenhüttl an.

Der sofort seinen Vertrag über die aktuelle Laufzeit von 2019 hinaus verlängern könnte, wenn es nach seinen Bossen Oliver Mintzlaff und Ralf Rangnick ginge. Das wird der 50jährige Steirer aber nicht tun. Weil er es für zu früh hält, um Entscheidungen zu treffen. Ein echtes Fazit über die erste Saison mit den Belastungen von drei verschiedenen Wettbewerben könne man erst  im Juni ziehen. „Ich achte in meiner erst dritten Bundesligasaison erste Erfahrungen damit. Es ist völlig absurd zu glauben, dass man da alles richtig entscheidet.“

Der nachdenkliche Hasenhüttl ist einer, der nicht gerne in langfristigen Zielen denkt, sondern sich lieber um Dinge kümmert, die er sofort beeinflussen kann. So will er sich selbst beweisen, den nächsten Schritt tun zu können. Er lehnt Bauchentscheidungen ab, sammelt und bewertet lieber  immer alle Argumente, die für und gegen eine Entscheidung sprechen. Am Mut, am Ende die Sache durchzuziehen, fehlt es ihm nicht. Da ist eine gewisse Konsequenz typisch für ihn. Dazu gehört auch die Trennung von seinem Berater nach sechsjähriger erfolgreicher Zusammenarbeit. Jetzt vertritt er seine Interessen vorerst selbst.

Es ist auch unüblich in der Branche, wenn ein Trainer mit einem renommierten Klub in Zusammenhang gebracht wird, aber meint, er fühle sich für den noch gar nicht reif. Wie es Hasenhüttl vor Weihnachten in Bezug auf das kolportierte Interesse von Bayern an ihm in Sachen Nachfolge für Jupp Heynckes bei Servus-TV im Salzburger Hangar 7 in eienr Runde mit Weltstars wie Niki Lauda, Hermann Maier und Thomaas Muster tat: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bayern jemanden haben wollen, der so wenig Erfahrung auf internationalem Niveau hat wie ich. Ich weiß genau, was ich kann und was ich noch lernen muss.“

Er hat mit Leipzig trotz der fünf Spiele ohne Sieg Erfolg, fühlt sich als besserer Trainer als vor 18 Monaten, weil er ja auch nach Leipzig ging, weil er wusste, dort viel lernen zu können. Zweitliga-Aufstieg mit Aalen, Bundesliga-Aufstieg mit Ingolstadt und problemloser Klassenerhalt, auf Anhieb Champions League-Einzug mit RB Leipzig. Hasenhüttl hatte auf allen Trainerstationen bisher Erfolg. Trotz der schmalen Ausbeute im Dezember holte 2017 nur ein Trainer mehr Bundesligapunkte als er, nämlich Julian Nagelsmann mit Hoffenheim. Genau einen. Nämlich 60 im Vergleich zu 59. Hasenhüttl beendete mit Leipzig in Dortmund die Siegesserie der Borussia als Tabellenführer, als dort noch Stögers Vorgänger Peter Bosz im Amt war. Nagelsmann konnte wiederum die Bayern besiegen, was Hasenhüttl mit Leipzig noch nie gelang: „Ich hinterfrage mich immer, ohne an mir zu zweifeln.“.

So will er  auch Leipzig wieder auf Erfolgskurs bringen, die Schwächen in der Defensive bekämpfen. Denn elf der 25 Vrlusttroe kassierte Leipzig nach Standardsituationen. Die offensive Hoffnung: Seine steirisch-schwedische Flügelzange mit Marcel Sabitzer und Emil Forsberg, die im Dezember fehlte, steht beim Rückrundenstart gegen Schalke vermutlich wieder zur Verfügung. Weder Hasenhüttl noch Stöger hätten etwas dagegen, wenn erstmals in Deutschland zwei österreichische Trainer ihre Klubs in die Champions League bringen.

 

Foto: ServusTV.

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