Fußball

Zwischen Hanappi-Stadion und Anfield Road stieg der Preis für van Dijk um 81,5 Millionen

Der FC Liverpool steht mit seinem deutschen Trainerguru Jürgen Klopp (Bild oben) und Stars wie Sadio Mane, Mohamed Salah oder Roberto Firmino im Achtelfinale der Champions League gegen den FC Porto. In der dritten Runde des FA-Cups, in der am 5. Jänner das Stadtderby gegen Everton wartet. Und auf Platz vier der Premier League, der am Ende der Saison die Qualifikation für die Champions League bedeuten würde. Nur einen Punkt vor Tottenham. Aber nicht mit dem Samstag-Spiel gegen Leicester beherrscht Liverpool derzeit die Schlagzeilen, sondern mit dem Transferwahnsinn, der an der Anfield Road den Einzug gehalten hat. 84,5 Millionen Euro Ablöse für den 26jährigen holländischen Innenverteidiger Virgil van Dijk, der ab Jänner Liverpools Abwehr, die in 20 Runden 23 Tore kassierte, was für einen Spitzenklub zu viele sind,  stabilisieren soll. Damit ist van Dijk der teuerste Verteidiger der Fußballwelt. Und im Sommer kommt aus Leipzig der  Ex-Salzburger Naby Keita um 75 Millionen Ablöse. Das heißt: Liverpool zahlt für zwei Spieler 159,5 Millionen. Ungeheuerlich, nicht vorstellbar.

Natürlich regt sich Kritik an Liverpool und Klopp. Trotz van Dijk wird Liverpool bei 20 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Manchester City nicht mehr zur großen Jagd auf den Meistertitel blasen können. Und nur Titel zählen an der Anfield Road. Der in der Champions League? Manchester City, Real Madrid, der FC Barcelona, wahrscheinlich auch Bayern München spielen trotz van Dijk auf einem höheren Niveau. Bleibt also der FA-Cup. van Dijk, quasi ein Weihnachtsgeschenk für Klopp, sei die wahnsinnige Summe nicht wert, behauptete bereits die englische Stürmerlegende Alan Shearer.

In Klopps Heimat Deutschland erklärte „Bild“-Chef-Kolumnist Alfred Draxler in Balkenlettern: „Ihr Rücktritt ist fällig, Herr Klopp!“ Weil er im Sommer 2016 nach dem 105 Millionen-Transfer des französischen Mittelfeldspielers Paul Pogba von Juventus zu Manchester United erklärt hatte: „An dem Tag. an dem allein das Geld entscheidet, werde ich meinen Job nicht mehr machen.“ Der einzige, der ihm damals öffentlich widersprach, war ausgerechnet Klopps nunmehriger dritter Nachfolger bei Borussia Dortmund aus Wien. Peter Stöger, damals in Diensten des 1.FC Köln, meinte: „Viele, die sich da zu Wort melden, profitieren selbst davon.“  Jetzt ist Klopp in der Realität angekommen, verteidigte den Einkauf: „Nicht schön, aber das ist eben der Markt. Wir müssen uns anpassen.“ Der Tag, an dem mehr als 100 Millionen für einen Abwehrspieler bezahlt werden, ist nicht mehr sehr fern. Und Klopp wird natürlich nicht zurücktreten.

van Dijk hinterließ vor dreieinhalb Jahren auch Spuren um Westen von Wien, ohne dass damals jemals ahnen konnte, dass er  zum teuersten Abwehrspieler der Welt wird. 2013 holt ihn Celtic Glasgow für drei Millionen Euro aus Holland von Groningen. Am 6. Juli 2014 gastierte Celtic mit van Dijk zum letzten Match im Hanappi-Stadion vor dem Abbruch. Der 1,93 Meter große und 92 Kilo schwere van Dijk wirkte langsam, hüftsteif und  unbeweglich, brachte damals Rapid mit einem Eigentor schnell in Führung. War somit Rapids letzter Torschütze in St, Hanappi.  Ein Jahr später zahlte Southampton für ihn bereits 15 Millionen, die sich aber bezahlt machten: Letzte Saison war es hauptsächlich den Qualitäten des kompromisslosen Holländers, der bisher nur auf 16 Länderspiele kam, zu verdanken, dass sich Southampton für die Europa League qualifizieren konnte. Im letzten Sommer warben Manchester City und Liverpool vergeblich um ihn, jetzt gab ihn Southampton frei. Somit stieg der Wert von van Dijk in den knapp 42 Monaten zwischen Hanappi-Stadion und Anfield Road um sagenhafte 81,5 Millionen. Vielleicht auch, wweil er seit 2015 321 Kopfballduelle in der Premier League gewann. Das zählt auf der Insel.

Für den Rekordtransfer zuständig war auch einer, der aus dem Eishockey kommt und eine österreichische Vergangenheit hat: Der Deutsch-Kanadier Ralph Krueger gewann zwischen 1994 und 1998 mit VEU Feldkirch fünfmal die österreichische Meisterschaft, dreimal die Alpenliga und als Krönung einmal die Europa League, ehe er ab 1997 13 Jahre lang Schweizer Teamchef war, danach ein Jahr Headoach in der NHL bei den Edmonton  Oilers. Im September 2016 coachte er noch das Team Europa mit Thomas Vanek beim World Cup of Hockey in Toronto, erreichte mit ihm Platz zwei hinter Kanada. Seit 2014 gehört er zum Vorstand von Southampton, wurde Präsident. Das blieb er, obwohl die Schweizer Besitzerin Katharina Liebherr letzten Sommer 80 Prozent des Klubs an die chinesische Unternehmerfamilie Gao verkaufte. Jetzt bestimmte Krueger den Rekordprei für einen Abwehrspieleer, dessen Marktwert  bei 30 Millionen Euro stand.

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