Fußball

Lothar Matthäus und Rapid: Bitte zum Arzt gehen!

Der TV-Sender Sky verlängerte dieser Tage den seit 2012 laufenden Vertrag mit Lothar Matthäus als Experte und Analytiker um vier Jahre bis 2021. Schön für den 56jährigen deutschen Rekordspieler. Würde er  bei den TV-Zusehern nicht gut ankommen, wäre das nicht geschehen. Für „SportBild“ spricht er seit  drei Jahren Klartext. Muss er laut einer Klausel im neuen Sky-Vertrag einschränken. Zuletzt verriet er, was er  von der neuen Bundesligasaison erwartet: Dortmund und Leipzig greifen die Bayern an, bei denen nach dem verunglückten Audi-Cup in München mit 0:3 gegen Liverpool und 0:2 gegen Napoli sowie dem Ausfall von Neuzugang James zu Saisonbeginn Alarmstufe rot herrscht. Die Titelentscheidung wird laut Matthäus spannender, Schalke kann die Champions League packen, Aufsteiger VfB Stuttgart kann alle überraschen, Hertha BSC Berlin, Werder Bremen und Eintracht Frankfurt droht der Absturz, der Hamburger SV zählt zum Abstigeskampf-Quintett. Nichts dagegen einzuwenden.

Bedenklich wird´s nur, wenn er die Bühne bekommt, über sein Scheitern  bei Rapid, seiner ersten Trainerstation , zu reden. Aus seiner Sicht alles zwischen September 2001 und 2002 schön zu reden. Die Gelegenheit bekam er, verpackt in viel Werbung für ein familienfreundliches Hotel in Kroatien, in dem er Nachwuchscamps veranstaltet, auf „Krone-TV“. Da durfte er unwidersprochen Dinge behaupten, die nicht stimmten. Verbunden mit Attacken gegen Österreichs Rekordspieler, Andi Herzog, jetzt übrigens „Krone“-Kolumnist. Den hätte er damals nie  zurückgeholt, lieber auf Steffen Hofmann gesetzt. Aber da habe Präsiden Rudi Edlinger, der Matthäus bei seinem Amtsantritt „übernehmen“  musste,  verhindert. Nur war der nunmehrige Ehrenkapitän noch gar nicht bei Grün-Weiß, als Herzog von Werder Bremen zurückkam.  Damals als Um und Auf des österreichischen Nationalteams. Erst Monate später sagte der damalige Bayern-Amateur Hofmann Rapid wegen Matthäus, der ihn schon am Wunschzettel hatte, zu. Nur war Matthäus im August dann nicht mehr Trainer, als  Hofmann erstmals für Rapid in der Bundesliga spielte. Nach Platz acht, bis heute die schlechteste Platzierung der grün-weißen Vereinsgeschichte, gab´s keine Zukunft.

Matthäus behauptete, junge Teamspieler herausgebracht zu haben. Etwa Markus Hiden und Helge Payer. Der Steirer Hiden kam in Wahrheit zu Teamehren, weil vor der letzten WM-Qualifikationsspiel in Israel viele Spieler wegen Socherheitsbedenken absagten.  So debütierte Markus Hiden beim 1:1 in Tel Aviv, bei dem Herzog in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielte. Das erste von insgesamt  fünf Länderspielen zwischen 2001 und 2002. Payer feierte sein Teamdebüt erst 2003, ein Jahr nach dem Matthäus-Abschied. Er kam nur durch den Achillessehnenriss von Routinier Ladi Maier  ins Rapid-Tor. Und weil der damalige Tormanntrainer Herbert Feurer vehement  und erfolgreich den Matthäus-Plan, nach der Verletzung des Tschechen den 33jährigen ehemaligen US-Teamtorhüter Tony Meola, mit dem er bei den New York Metrostars zusammengespielt hatte, zu holen, bekämpfte.

Die Förderung von Andi Ivanschitz, die Matthäus auf seine Fahnen heftete, gab es schon vor ihm unter Heribert Weber und Ernst Dokupil: Ivanschitz  kam schon mit 16 bei einem Pflichtspiel zum Einsatz (bis heute ist er damit der jüngste Rapidler),  erhielt mit 17 einen Profivertrag. Wirklich gefördert hat Matthäus bei Ivanschitz, dass er  bei seinem damaligen Berater Georg Stanggassinger  unterschrieb. Der betrieb 2005 dann den Wechsel von Ivanschitz zu Red Bull Salzburg, was für eine Rekordablöse (vier Millionen Euro) und mächtig Ärger sorgte.

Die Matthäus-Behauptung, er habe die Basis für die Meistermannschaft von Josef Hickersberger im Jahr 2005, also drei nach seinem Ende gelegt, ist geradezu frivol. Da spielten mit dem Polen Adamski, der im Winter 2004 verkauft wurde, genau noch fünf Mann. Andere Neuerwerbungen der Matthäus-Ära waren bereits „entsorgt“. Wenn er das alles ernst meint, was er behauptet, wovon man ausgehen muss, wäre ihm rasch ein Arztbesuch zu empfehlen. Weil  Erinnerungsvermögen und Realitätssinn offenbar beginnen oder bereits begonnen haben, ihn im Stich zu lassen. Sein Engagement in Hütteldorf bekam er damals nicht, weil sich Rapids Präsidium unter Peter Weber für ihn entschied, sondern weil es Gerhard Randa, der Chef des damaligen Sponsors Bank Austria, befahl. Und um seine Idee in die Tat umsetzen zu können, übernahm die Bank auch die Bezahlung. Viel Geld für praktisch null Erfolg.

Meist gelesen

Nach oben