Eishockey

Mario Kogler oder der österreichische Trainer-Exot im Schweizer Eishockey

Keinen der sieben österreichischen Klubs in der ICE-Liga vertraut einem österreichischen Trainer. Bei den Salzburger Bullen (Matt McIlvane), Vienna Capitals (Dave Cameron), den Grazer 99 ers (Doug Mason), Villach (für 16 Spiele Dan Ceman, seit Samstag wie letzten Saison Rob Daum, der einen Zweijahresvertrag bekam), den Linzer Black Wings (Pierre Beaulieu) und Innsbruck (Mitch O´Keefe) sind Nordamerikaner im Amt, beim KC mit Petri Matikainen und in Dornbirn mit Kai Sukkanen Finnen. Phil Horsky war vor fünf Jahren der letzte Österreicher, der interimsmäßig Head Coach  war. Bei den Vienna Capitals von Februar bis Saisonende. Derzeit ist Horsky beim schwedischen Zweitligisten Karlskrona Cheftrainer.

Fast  unglaublich, dass derzeit in der Schweiz ein Österreicher beim SC Bern, der als einer der besten Adressen gilt, hinter der Bande das sagen hat, wenn auch vorerst interimistisch. Ehrlich, wer wusste in Österreich etwas mit dem Namen Mario Kogler etwas anzufangen? Vielleicht einige in seiner Kärntner Heimat. Der Ur-Großvater von Kogler gehörte zu den Gründungsmitgliedern des KAC. Mario Kogler musste bereits mit 20 die Träume von einer Karriere nach drei Kreuzbandrissen beenden. Konzentrierte sich bald auf die Trainerausbildung. Als er realisierte, dass in Österreich österreichische Trainer kaum gefördert werden, verließ er Kärnten, bekam durch sein persönliches Netzwerk einen Job beim schwedischen Zweitligisten Mora im Nachwuchs. Bald war er Skills-Trainer der Kampfmannschaft, worauf  „Aftonbladet“, die größte schwedischen Zeitung, verwundert fragte, was man denn mit einem 25 jährigen Österreicher wolle. Mit Schweden war es nach einem Jahr wegen finanzieller Probleme bei Mora vorbei, er fand einem Job beim Schweizer Zweitligisten Thurgau als Assistent des ehemaligen KAC-Trainers Christian Weber. Den er im Saisonfinish beerbte, seine Sache gut machte, zu Visp wechselte. 2017 bekam er gegen namhafte Schweizer Konkurrenz die begehrte Stelle des  U 20-Trainers beim SC Bern. Machte sich einen so guten Namen, dass Kogler letzte Woche mit erst 33 Jahren die Nachfolge des 28 Jahre älteren Austro-Kanadiers Don Nachbaur antrat. Der war als Spieler in den Neunzigern vier Jahre lang einer der Stars der Grazer Elefanten, als dort Hannes Kartnig Präsident war, spielte auch in Österreichs Team. Offiziell trat Nachbaur selbst zurück. Aber wenn Bern unter zwölf Klubs nur Rang zehn belegt, besteht Handlungsbedarf.

Eine unglaublicher Karrieresprung für Kogler, der sich nicht als „wilden Hund“ sieht. Zu seinen Spielern zählt jetzt Thierry Bader, der Sohn von Österreichs Teamchef aus der Schweiz: „Bei den Junioren war Kogler sehr beliebt“, weiß Roger Bader. Bern machte schon im Frühjahr Schlagzeilen, als die ehemalige Weltklassetorhüterin  Florence Schelling den Job des Sportchefs bekam. Von Alex Chatelin, der jetzt Kogler als Assistent zur Seite gestellt wurde. Nachbaurs Engagement ging auf das Konto von Schelling, Koglers Beförderung auf das des mächtigen Geschäftsführers Marc Lüthi. Der sich den Kärntner als längerfristige Lösung vorstellen konnte. Ihm zutraut, beim SC Bern für einen ähnlichen Effekt sorgen zu können wie im Fußball Hansi Flick bei Bayern München.

Große Erwartungen also. Kogler (Bild oben links) musste nicht lange überlegen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, nahm sich vor, etwas zu bewegen. Die ersten zwei Spiele hat er schon hinter sich. Nach zehntägiger Quarantäne wegen Corona bezwang Bern Donnerstag auswärts Zug in der Verlängerung 2:1, verlor 24 Stunden später daheim die Revanche 1:4.  Dienstag geht es gegen Lausanne weiter, ein Play-Off-Platz ist die Vorgabe. Die Schweizer Medien behaupten, dass Kogler bereits für eine bessere Stimmung sorgen konnte, mehr Leidenschaft zu sehen war als unter Nachbaur. Koglers Begründung für seine erste Niederlage als Cheftrainer des SC Bern: „Wir standen uns selbst im Weg, wollten es schöner machen als es nötig war!“

 

Foto: SC Bern.

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