Fußball

Marrokko ist die größte WM-Sensation aller Zeiten!

Gegen Kroatien ein 0:0 gehalten, Belgien 2:0 besiegt, gegen Kanada beim 2:1 das bisher einzige Gegentor kassiert, das ein Eigentor war, im Achtelfinale Spanien im Elfmeterschießen eliminiert, im Viertelfinale Portugal 1:0 (1:0) geschlagen. Damit kam Marokko als erste afrikanische Mannschaft in ein WM-Semifinale. Das kann man durchaus als größte WM-Sensation aller Zeiten bezeichnen. Erst der dritte WM-Semifinalist, der nicht aus Europa oder Südamerika kommt. Zuvor waren dies 1930 die USA und 2002 Südkorea. Jetzt die „Löwen vom Atlas“.  Das bejubelten 30.00 marokkanischen Fans unter den 44.198 Zuschauern im Al-Thumama-Stadium, nach Schlusspfiff Hunderttausende auf den Straßen der großen marokkanischen Städte wie Rabat und Casablanca. Auch in deutschen Städten gab es Marokko-Jubelfahrten.: „Wir haben dagegen gehalten, jeder kämpfte für jeden. So schrieben wir Geschichte für Afrika“, kommentierte Teamchef Wahid Regragui den Triumph. Den auch Torhüter Bono möglich machte. Indem er etwa mit einem fast mirakulösen Reaktion im Finish den Ausgleich durch Joao Felix verhinderte.

Marokko musste mit Bayern-Verteidiger Noussair Mazrarou,i und Nayet Aguerd zwei aus der bisher so stabilen Vierabwehr verletzt vorgeben, in der zweiten Hälfte wurde Kapitän und Abwehrchef Romain Saiss mit einer Oberschenkelverletzung auf der Bahre vom Platz getragen. Regragui stellte auf Fünferabwehr um, die Marokkaner verteidigten mit Leidenschaft, ließen wenig zu. Was Ex-Rapid-Torjäger Jan Age Fjörtoft im Studio von ServusTV zum Marokko-Fanklub Salzburg werden ließ, wie der Norweger zugab. Portugal bezeichnete er hingegen als FC Dummkopf, weil Ideen und Dynamik fehlten, weil einige Eckbälle nur kurz abgespielt wurden, was nichts brachte, weil Teamchef Fernando Santos mit Abwehrchef Pepe den kopfballstärksten Spieler erst knapp vor der Nachspiel nach vorne zog. Pepe köpfte nach 96 Minuten am leeren Tor vorbei, sah danach im argentinischen Schiedsrichter Facundo Tello den Schuldigen an der Niederlage. Doch das ging an den Tatsachen vorbei.

Schuld war viel mehr Tormann Diogo Costa. Weil er nach 42 Minuten bei einer Flanke von Mazraoui-Ersatz Yahia Attiyat Allah ins Leere griff, womit Sevilla-Stürmer Youssef En-Neyri mit dem Kopf an den Ball kam. Das war das billige Siegestor der Marokkaner. Bezeichnend für die enttäuschende Vorstellung der Portugiesen, die bis ins Viertelfinale mit 12 Toren die offensiv stärkste Mannschaft der WM waren: Goncalo Ramos, beim 6:1 gegen die Schweiz umjubelter Dreifachtorschütze, Samstag hingegen bis auf eine Szene harmlos und nach 69 Minuten gegen Raffael Leao von Milan ausgetauscht. Cristiano Ronaldo kam schon 51 Minuten früher, stellte mit seinem 196. Länderspiel den Rekord des Kuwait-Spielers Bader Al Mutawa ein. Mit Ronaldo setzten die Portugiesen Marokko zwar etwas mehr unter Druck. Aber er schoss nur einmal auf das Tor von Bono. In der Nachspielzeit und nicht wirklich gefährlich.

Nach Abpfiff liefen Ronaldo Tränen über das Gesicht. Weinend verließ er nach seinem 22. und letzten WM-Spiel den Rasen, beim Gang zu den Kabinen schluchzte er hemmungslos. Portugal passierte ähnliches wie 2004 bei der Heim-EM im Finale. Damals scheiterten Ronaldo & Co am Defensivkonzept von Griechenland, verloren 0:1. Die Kritik an der destruktiven Spielweise konnte Europameister-Teamchef Otto Rehhagel damals ganz trocken: „Modern ist immer der, der gewinnt!“ Samstag war Marokko hochmodern.

 

 

Foto: FIFA.

1

Meist gelesen

Nach oben