Drei schlechte Omen für Österreichs Team am Tag vor dem drittem Spiel in der EM-Qualifikation gegen Belgien in Brüssel. Zunächst die unerwarteten Probleme mit der Anreise. Wegen einer technischen Panne beim Flugzeug, das die Mannschaft am Nachmittag von Linz in die EU-Metropole bringen sollte. Der Abflug aus Hörsching verschob sich um vier Stunden auf 19.30 Uhr. Die Maschine bestellte der Fußballbund beim dänischen Charterunternehmen Sun Class, das schon die letzten Auslandsreisen abgewickelt hatte. Aber mehr Auswirkungen auf das Spiel als die Reiseverschiebung haben sicher die Ausfälle von Kevin Danso und Konrad Laimer.
Mit Innenverteidiger Danso fehlt der Spieler der Saison aus einer europäischen Topliga, Frankreichs Ligue 1, zu der er trotz Konkurrenz von Kylian Mbappe und Lionel Messi gewählt wurde. Mit Laimer im Mittelfeld der „beste Balleroberer Europas“, wie Teamchef Ralf Rangnick den Neuzugang von Bayern seit Monaten bezeichnet. Man könnte durchaus sagen, dass ihr Fehlen bei Österreich mehr ausmacht als das von Kevin de Bruyne bei Favorit Belgien. Bei Danso zwicken die Adduktoren, bei Laimer machten sich wieder Schmerzen im Sprungelenk bemerkbar, die ihn schon bei seinem letzten Spiel für RB Leipzig, dem 2:0 im Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt vor zwei Wochen, zum Ausscheiden zwangen. Rangnick entschloss sich, im Hinblick auf das Heimspiel gegen Schweden am Dienstag, bei beiden nichts zu riskieren, damit sie im Happel-Stadion zur Verfügung stehen. Diskussionslos die richtige Entscheidung. Weil das Duell gegen die Schweden die wichtigere der beiden Partien ist. Ein Heimsieg würde schon einen „Sicherheitsabstand“ zu den Schweden, die daheim gegen Blgien verloren, schaffen. Dansos Fehlen ist durch Phlipp Lienhart, bei Freiburg einer der besten Innenverteidiger der deutschen Bundesliga, besser zu verkraften als das von Laimer. In der zentralen Mittelfeldposition ist Nicolas Seiwald Fixstarter, Die Alternativen zu Laimer? In erster Linie Xaver Schlager, dann Dejan Ljubicic, Marcel Sabitzer, aber nicht Florian Grillitsch, der aus persönlichen Gründen im Kader für Brüssel fehlt. Schlager ist aber nach der Syndesmoseband-Operation noch nicht bei 1oo Prozent, wie er selbst zugab, Ljubicic spielte bei Köln zwar auch auf der Sechser-Position, hatte aber zuletzt eine offensivere Rolle als „Achter“. Grillitsch kam bei Aajx Amsterdam selten zum Zug, Sabitzer bestritt seit 7. Mai kein Spiel für Manchester United. Dann kam die Meniskusoperation. Für 90 Minuten kann er noch nicht bereit sein.
Rangnick erwartet in König Baudouin-Stadion einen Hexenkessel. Das ist beim ersten Heimspiel des New Look-Teams mit dem neuen Teamchef Domenico Tedesco nach den starken Leistungen beim 3 :0 in Schweden und beim 3:2 gegen Deutschland in Köln mit 50.000 Zuschauern restlos ausverkauft. Im Tor entschieden sich Rangnick und Tormanntrainer Michael Gspurning für Alexander Schlager. Das achte Länderspiel wird für den 27 jährigen sicher eine kleine Genugtuung nach der „unschönen“ Verabschiedung vom LASK sein, der ihn in den letzten vier Runden nicht mehr einsetzte, weil er zu Meister Red Bull Salzburg wechselte. Zuletzt spielte Schlager im Teamtor. Wenn Schlager den Vergleich mit Belgiens Thibault Courois, derzeit wahrscheinlich der beste Tormann der Welt, standhält, dann war es garantiert sein bestes Länderspiel. Sein letztes bestritt er im November beim 1:0 gegen Andorra in Marbella über 45 Minuten, über 90 schon vor zwei Jahren, am 31. März 2021, beim 0:4-Heimdebakel gegen Dänemark in der WM-Qualifikation.
Wenn Kapitän David Alaba (Bild) in seinem 100. Länderspiel, das zugleich sein erstes als Vater einer Tochter ist, über einen Sieg jubeln kann, dann muss er gegen den Vierten der Weltrangliste eine Weltklasseleistung bieten. Klar, dass sein Jubiläum medial groß begleitet wurde. Mit Serien, Porträts, Doppelseiten. Beim ersten Österreicher, der auf 100 Länderspiele kam, Andreas Herzog, hielt sich das vor 21 Jahren noch in Grenzen. Er war zuvor zwar schon deutscher Meister und zweimal Pokalsieger mit Werder Bremen, hatte aber nicht 33 Titel gewonnen wie Alaba. Das wird nach ihm kein Österreicher mehr schaffen. Die merkbarste Auszeichnung bei Herzog war, dass er sein 100. Länderspiel im November 2002 gegen Norwegen im Hanappi-Stadion mit der Rückennummer 100 bestreiten durfte. Das setzte der damalige ÖFB-Generalsekretär Alfred Ludwig bei FIFA-Präsident Sepp Blatter durch. Bei Alaba gibt es dieses Zeichen nicht. Möglich, weil es sich um ein Pflichtspiel handelt. Zu wünschen wäre Alaba und dem Team, dass es nicht wie damals bei Herzog zum Jubiläum eine 0:1-Niederlage gibt. Das 100. Länderspiel von Aleksandar Dragovic (2:2 gegen Schottland endete mit einem Unentschieden, das von Marko Arnautovic (1:2 gegen Dänemark) mit einer Pleite im Happel-Stadion. Alaba wäre der erste Österreicher, der sein 100. Länderspiel gewinnt. Das würde zu seiner Karriere passen.
Für sein 101. Länderspiel gegen Schweden verlost Alaba via Teamsponsor Coca Cola (www.cocacola-österreich.at), bei dem er seit einem Jahrzehnt unter Vertrag steht, 101 Tickets. Bis Freitag waren insgesamt 38.000 Karten abgesetzt.
Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.