Fußball

Mit Knöcheltor zum Sieg: Nur Austria war derbywürdig, Wimmer wie vor 18 Jahren Stöger

Die Austria brauchte keine fremde Hilfe, sie schaffte mit dem 2:0 (1:0) gegen Rapid dem ersten Heimsieg im Wiener Derby seit 2018, es aus eigener Kraft in die Meisterrunde, holte den Erzrivalen ein, wäre ohne den abgezogenen drei Punkten in der Tabelle zwei vor Rapid. Wenn es Hilfe für Violett gab, dann kam die von Grün-Weiß mit einer desolaten Leistung in der ersten Hälfte und der „Vorarbeit“ zu beiden Treffern. Somit wird es noch zwei Wiener Duelle bis Juni geben, Rapid hat keines der letzten neun gewonnen. Austrias Trainer Michael Wimmer hingegen bereits sein erstes. Als erster auf der violetten Trainerbank seit 18 Jahren. Sein Vorgänger kommentierte das Sonntagabend aus dem Sky-Studio: Peter Stöger. Ihm gelang dies in der Saison am 26. Mai 2005 im ausverkauften Happel-Stadion vor 46.500 Zuschauern in der vorletzten Runde. Woran sich nicht mehr viele erinnern können. Vor Anpfiff überreichte Bundesligapräsident Frank Stronach, zugleich Austrias Boss, Rapids Kapitän Steffen Hofmann, der Sonntag als Geschäftsführer zu den Enttäuschten zählte, den Meisterteller. Dann siegte die Austria 1:0. Für den meisten Gesprächsstoff sorgte damals die Brutaloattacke von Austrias Keeper Joey Didulica gegen Axel Lawaree, für die er die rote Karte sah, sich später vor einem ordentlichen Gericht verantworten musste.

Wimmer fand die richtige Antwort auf die Sperre von Reinhold Ranftl. Er zog Marvin Martins aus dem Abwehrzentrum ab, stellte ihn auf seine „gelernte“ Position an der rechten Seite. Von dort machte er Druck nach vorne, ehe er sich bei einem Tackling gegen Marco Grüll eine Rippenverletzung zuzog, ausscheiden musste. Als Innenverteidiger ersetzte Matteo Meisl Marvins durchaus solid. Die Austria verdiente den Sieg, weil sie in der ersten Hälfte die aggressivere und aktivere Mannschaft war, mehr Zweikämpfe gewann. Rapid reagierte nur, agierte eigentlich bis zum Pausenpfiff nie. Die bessere Austria tat sich zwar schwer, Chancen zu kreieren, aber da half sechs Minuten vor der Pause Rapids bisher vielleicht zu sehr gelobter Winterzugang Denso Kasius, als er einen hohen Ball schon im Torout sah, was Austrias Israeli Doron Leidner nützte. Er kam noch zum Ball, die Vorlage zu Haris Tabakovic wollte der Schweizer direkt übernehmen, was ihm nicht nach Wunsch gelang. Er traf den Ball nur mit dem Knöchel, aber das reichte. Wenn man einen Lauf hat, dann gelingt auch ein Knöcheltor.

Das 2:0 erzielte Leidner, eine Leihgabe von Griechenlands Meister Olympiakos, nach acht Minuten der zweiten Hälfte selbst. Ein Fehlpass von Ante Bajic brachte den Linksfuß ins Spiel, der versetzte Innenverteidiger Leopold Querfeld, der dabei gar nicht gut aussah, traf in der achten Minute der zweien Hälfte ins lange Eck. Sein erstes Tor für die Austria, gleich im Derby. An diesem Tag war Leidner der bessere Winterzugang als bei Rapid der später ausgetauschte Kasius. Dass Trainer Zoran Barisic nicht schon zur Pause umstellte, blieb verwunderlich. Oliver Strunz kam erst, als die Austria 2:0 führte. Die Leistungen von Dejan Petrovic oder auch Patrick Greil waren ein Plädoyer für andere Varianten in der Zukunft, etwa mit U 21-Teamspieler Moritz Oswald. Die gewonnenen Zweikämpfe von Aleksa Pejic sind im Endeffekt nicht viel wert, weil der Serbe den Ball meist wieder herschenkt. Rapid hätte das Derby wohl nur wenden können, hätte Grüll in der Aktion vor Austrias 2:0 die Chance zum Ausgleich genützt. Erst nach dem Lattenkopfball von Guido Burgstaller nach Flanke von Teamneuling Jonas Auer, dem auch zu viele Fehlpasses passierten, agierte Rapid in den letzten zehn Minuten, in denen Strunz zwei Chancen vergab, so wie man in einem Derby agieren muss, um erfolgreich zu sein. Barisic kritisierte die fehlende Aggressivität, Wimmer gestand, dass es im Finish nochmals hätte eng werden können: „Mehr als eine Stunde lief das aber so, wie ich mir das vorgestellt habe. Jetzt ist ein Riesendruck von uns abgefallen, wir sind sehr erleichtert!“ Das sah man auch am Jubel von Wimmer mit seinen Spielern (Bild oben). Die Austria-Fans skandierten begeistert: „Die Nummer eins in Wien sind wir!“

Rapid und Austria gehen nach der Punkteteilung mit je 16 in die zehn Spiele der Meisterrunde, haben je drei Rückstand auf den LASK, acht auf Sturm Graz und elf auf Red Bull Salzburg. Mehr als Platz drei wird nicht zu holen sein. Für einen negativen Derby-Beigeschmack sorgten Rapid-Fans: Aus ihrem Sektor flog ein Böller in Richtung Spielfeld, verletzte einen Mitarbeiter des eigenen Klub-Fanservice. Rapid twitterte sein Bedauern.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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