Unglaubliche Austria! Der Höhenfug vom Herbst setzte sich im ersten Pflichtspiel dieses Jahres gleich mit einem Paukenschlag fort, mit dem in Graz vor 16.000 Zuschauern in der ausverkauften Merkur-Arena der Traum von Sturm, wie vor einem Jahr das Double zu gewinnen, zerstört wurde. Im Viertelfinale des Uniqa-Cups eliminierte die Austria den Titelverteidiger, der erstmals seit 27. Oktober, dem 1:2 im Achtelfinale gegen Ried, nach insgesamt 15 gewonnen Cupspielen, wieder eines verlor. Das 2:0 (1:0)-Sieg brachte die Austria erstmals seit neun Jahren wieder unter die letzten vier. Cupsieger war die Austria zuletzt 2009 mit Karl Daxbacher als Trainer. Beim Finalsieg war damals auch der 18 jährige Alexander Dragovic im Einsatz. Jetzt mit 33 ist er souveräner Abwehrchef und Eckpfeiler bei Austrias Erfolgssrie von zehn ungeschlagenen Partien.
Sturm begann mit einem Österreicher (Niklas Geyrhofer), die Austria mit sieben, von denen vier (Tormann Mirko Kos, Reinhold Ranftl, Mario Handl und Kapitän Manfred Fischer) gebürtige Steirer sind. Die erfolgreiche Revanche für das 0:2 im Viertelfinale des letzten Jahres begann nach zehn Minuten mit einem steirischen Tor: Ranftl (Bild) brachte den Ball nach Vorarbeit von Nik Prelec vorbei an Geyrhofer und Kapitän Gregory Wüthrich über die Linie. Nach einer halben Stunde dominierte Sturm, vor allem dank des besten Mittelfeldspielers am Platz, Malick Yalcouye. Aber zu klaren Ausgleichschancen reichte es nicht. Das ließ die von Dragovic gut organisierte Austria-Defensive nicht zu.
Als sich das in der zweiten Hälfte nicht änderte, brachte Sturms Jürgen Säumel nach einer Stunde erstmals den Ex-Rapidler Fally Mayulu, der aber die Gefährlichkeit nicht vergrößerte. Eher das Gegenteil. Der von AS Monaco verkaufte Däne Mika Biereth ging im Angriffszentrum stark ab, den hätte Sturm dringend gebraucht. Im Finish gelang Austria der entscheidende Konter, an dem wieder Ranftl beteiligt war: Seinen Pass verwertete Joker Marko Raguz, zeigte dabei seine Qualitäten als „Strafraum-Stürmer“. Sein erstes Pflichtspieltor für die Austria, sein erstes überhaupt seit 30. Februar 2022, damals noch für den LASK. Danach begann seine Leidenszeit. Austrias Sportvorstand Jürgen Werner hatte sich viel Kritik anhören müssen, weil er Raguz im Sommer 2022 um 1,3 Millionen Euro vom LASK kaufte. Die verstand Werner auch, weil Raguz erstmals für die Austria erst am 22. September 2024 spielte, noch nie zur Startelf gehörte. Samstag konnte sich Werner erstmals zum riskanten Raguz-Kauf gratulieren.
„Wir hätten schon gerne mehr Spielanteile gehabt“, gestand Austrias Trainer Stephan Helm, „haben aber leidenschaftlich verteidigt!“ Die Überraschung macht die Neuauflage des Cupschlagers zum Bundesligastart am nächste Freitag noch brisanter. Sturm ist heiß auf die Revanche, wie einige Frustreaktionen im Finish, die zu gelben Karte führten, zeigten. Von einer großen Kampfansage im Titelkampf wollte Helm aber trotz Cuptriumph nichts hören: „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen!“ Zur gleichen Zeit, wie sein Ex-Klub Sturm verlor, verwandelte Biereth mit seinem ersten Hattrick für Monaco innerhalb von acht Minuten den 1:2- Rückstand von Adi Hütters Mannschaft gegen Auxerre in einen 4:2-Heimsieg.