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Nach 10:2 bei Wahl von Bartosch droht juristisches Nachspiel

Keinen der vier ÖFB-Vizepräsidenten bestellte das Präsidium statutengemäß Freitag zum interimistischen Präsidenten, sondern ein normales Mitglied. Den 66 jährigen Wolfgang Bartosch (Bild), bis vor einem Jahr Chef der steirischen Arbeiterkammer, seit 2011 Präsident des steirischen Landesverbands. Nach dieser Funktionsperiode plan er abzutreten, zuvor führt er auch den ÖFB. Seine Bestellung könnte aber ein juristisches Nachspiel haben. Typisch für das interne Klima im Verband. Wie es dazu kam? Von den Vizepräsidenten stand nach dem Rückzug des Tirolers Sepp Geisler stand nur Gerhard Götschhofer aus Oberösterreich zur Verfügung. Der war aus Australien zur Sitzung zugeschaltet. Gegen Götschhofer stimmten Wien, Niederösterreich mit ÖFB-Vize Josef Gartner, das Burgenland, die Steiermark, Kärnten, Vorarlberg und die Bundesliga mit ihren drei Stimmen. Daher berief sich ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer auf einen Paragraphen, dass man außerhalb der Hauptversammlung Statuten ändern könnte, falls Gefahr in Verzug sei. Die Gefahr war ein führerloser ÖFB ohne interimistischen Präsidenten. Für die Statutenänderung gab es neun Stimmen, die der Gegner von Götschhofer. Daher gelang der offenbar geplante „Putsch“.  Bartosch kandidierte und bekam zehn Stimmen. Nur die aus Oberösterreich und Tirol nicht.

Es ist schon eigenartig und etwas seltsam, dass der gekündigte, aber nicht dienstfrei gestellte Generalsekretär dies alles inszenieren kann. Aber es ist bekannt, dass Holler und Ligavorstand Christian Ebenbauer als Studienkollegen den Doppelpass beherrschen. Den praktizieren sie schon längere Zeit. Nur der zur Wahl von Diana Swarovski-Langes zur ÖFB-Präsidentin als Kandidatin der Liga funktionierte vor zwei Jahren nicht. Dies verhinderten unter anderem Götschhofer und Geisler. Danach wurde Klaus Mitterdorfer gewählt. Nach dessen Rücktritt in der letzten Woche gelang Freitag, Ebenbauer und Hollerer die „Revanche“. Die aber ein Nachspiel haben dürfte. Götschhofer plant wegen der Statutenänderung, die seines Erachtens nicht korrekt war, die Rechtsmittelkommission des ÖFB anzurufen. Deren Vorsitzender ist der Kärntner Thomas Partl.

Auf jeden Fall kann sich die Liga als Sieger des „ÖFB-Chaos“ fühlen. Der Verband bewegt sich in die von ihr gewünschte Richtung in Sachen Strukturreform. Bartosch bekannte sich dazu, will die Pläne vorantreiben. Die Stimmung im Präsidium bezeichnete er als unangenehm und gerichtssaalartig, das sei nicht zum ersten Mal der Fall gewesen: „Aber ich halte Querschüsse schon aus“. Die noch von Mitterdorfer ausgesprochene Kündigung von Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold bleibe aufrecht, dienstfrei stellen wird er keinen. Er vertraut beiden. Die für 17. Mai in Bregenz geplante Hauptversammlung vorzuverlegen, schloss er nicht aus. Obwohl seine Amtszeit damit verkürzt würde. Ein Wahlausschuss wurde Freitag nicht konstituiert.

Alle diese Wirren passierten genau zwei Wochen vor der Auslosung der WM-Qualifikation, in der Österreich erstmals seit Jahrzehnten im ersten Topf ist. In der aktuellen Weltrangliste verbessere sich das Nationalteam um einen Rang auf Platz 22. Aber das sorgte nicht für Schlagzeilen. Sondern das ÖFB-Präsidium.

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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