Fußball

Zum Glück agiert Österreichs Team nicht auf dem Niveau des ÖFB-Präsidiums

Die breite Fußballöffentlichkeit interessiert, ob Ralf Rangnick und sein Team im März die Play-offs um den Aufstieg in die Nations League A schaffen und ab Juni erstmals seit 1997 die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Das bewegt die Fans. Aber sicher nicht, was sich rund um das ÖFB-Präsidium alles abspielt, was mit Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold passiert. Wer allerdings Revue passieren lässt, was sich in den letzten fünf Monaten zu dieser Thematik alles abspielte, vor und nach dem Rücktritt von ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer am 21. November auf einer außerordentlichen Präsidiumssitzung kann nur den Kopf schütteln. Eine Kehrtwendung jagt die andere, ohne jegliche Linie. Das zeigte auch die Präsidiumssitzung am Freitag, die länger als drei Stunden dauerte.

Die letzte Tat von Mitterdorfer war die Kündigung von Hollerer und Neuhold. Der Antrag, über jeden einzeln abzustimmen, fand keine Mehrheit. Im Paket gab es die Mehrheit für eine Entlassung. In geordneten Unternehmen wären beide möglicherweise mit sofortiger Wirkung frei gestellt worden. Beim ÖFB hingegen sollten sie während ihrer sechsmonatigen Kündigungszeit, die am 31. Mai, 13 Tage nach der ordentlichen Hauptversammlung in Bregenz endet, im Amt bleiben. In Bregenz soll ein neuer Präsident, der dann Vorstandssitzenden heißt, gewählt werden. Acht Tage nach Mitterdorfers Rücktritt „erfand“ Hollerer für die ordentliche Präsidiumssitzung eine Notkompetenz, durch die verhindert wurde, dass eigentlich statutengemäß Vizepräsident Gerhard Götschhofer interimistisch Nachfolger von Mitterdorfer wurde. Ob Hollerers Vorgehen rechtmäßig war, ist ungeklärt. Denn der Rechtsmittelsenat, an den sich Götschhofer wandte, hatte zwei Monate lang keine Zeit für eine Sitzung.

Zu den sieben Mitgliedern des Senats gehört auch der steirische Verbandspräsident Wolfgang Bartosch (Bild), der durch den „November Putsch“ interimistisch auf Mitterdorfer folgte. Und sich an der Spitze offenbar sehr wohl fühlt, es schon nicht mehr ausschließt, auch nach der Hauptversammlung im Amt zu bleiben, obwohl er offiziell für einen externen Kandidaten ist. Auch die Variante, dass nach dem 18. Mai ein CEO mit zwei Geschäftsführern (einer für Sport, einer für Wirtschaft) den ÖFB operativ leiten soll, präferiert Bartosch, anders als noch vor zwei Monaten, nicht mehr. Freitag stellte er den Antrag, die Kündigungen von Hollerer und Neuhold zurückzunehmen. Für den fand sich eine Mehrheit.  Man kann es Salto zurück nennen. Die Ausnahmen kommen aus Tirol und Oberösterreich: Sepp Geisler und Götschhofer traten immer für Neuhold ein, aber nicht für Hollerer.

„Die Rahmenbedingungen haben sich ohne Mitterdorfer geändert. Daher war dieser Schritt notwendig“, behauptete Bartosch „so können wir die Funktionsfähigkeit des ÖFB in der entscheidenden Phase gewähren und den vollen Fokus auf das Vorantreiben der Strukturreform legen.“ Nach der Sitzung im Wiener Courtyard Marriott Hotel saß er in der Halle noch lange mit Hollerer zusammen. Ob sie etwas Neues ausheckten? Weiter mit Neuhold wird vor allem Rangnick und die Spieler freuen, die sich für ihn einsetzen, weil sie die Zusammenarbeit mit ihm schätzen. Zum Glück agieren sie nicht auf dem Niveau des Präsidiums.

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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