Rund 9,3 Millionen weniger als eine Saison davor blieben übrig, aber das macht bei Rapid noch immer einen Gewinn von 2,288 319 Millionen Euro aus. Das ist die Kurzform des fünften positiven Ergebnisses hintereinander, das der grün-weiße Geschäftsbericht liefert. Präsentiert von Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek und Raphael Landthaler. dem Direktor von Finanzen und Organisationsentwicklung. Fast schon übertrieben transparent. Sogar mit der Anzahl der verkauften Krügeln Bier (182.903) und Hot Dogs (70.805) während der ersten Saison im neuen Allianz-Stadion. An den Rekordumsatz von rund 48 Millionen und den Rekordgewinn von 11,3 in der letzten Saison von Zoran „Zoki“ Barisic mit Gruppensieg in der Europa League und dem Plus an Transfererlösen von 9,3 Millionen Euro vor allem für den slowenischen Torjäger Robert Beric, der sich übrigens vor drei Monaten wieder in Hütteldorf angeboten hatte, ohne von seinem Gehalt her finanzierbar zu sein, kam Rapid nicht heran, aber der Gewinn zwischen 1. Juli 2016 und 30. Juni 2017 bedeutet den dritthöchsten der Vereinsgeschichte. Ausser bei Barisic blieb Rapid nur in der Saison 2009/10, als der Trainer Peter Pacult hieß, noch mehr Gewinn als in der letzten.
Auch 2016/17 mit einem Umsatz von 43,95 Millionen gelang es Rapid, sein Eigenkapital zu erhöhen: Das beträgt jetzt 12,5 Millionen, ein historischer Höchstwert. Der Rückgang des Gewinns ist leicht zu erklären: Weniger Prämien in der Europa League, da weder Gruppensieg noch Aufstieg in die k.o.-Phase, im nationalen Wettbewerb ein Minus von 1,28 Millionen und dazu eine negative Transferbilanz von 520.000 Euro. Da in dem neuen Stadion massiv wie nie zuvor in Spielerkäufe investiert wurde. Bisher Fehlinvestitionen, für die Rapid teuer bezahlen musste. Die Personalkosten für die Profimannschaft wurden um zwei Millionen überschritten. Dazu kosteten ungeplante Personalwechsel auch einiges Geld: Zwei Cheftrainer weg (Mike Büskens, Damir Canadi), ein Sportvorstand (Andreas Müller, dessen hochfliegende Pläne sich als falsch erwiesen, aber die großen Kosten verursachten), Assistenz- und Tormanntrainer.
Da half entscheidend die Entwicklung im Bereich Sponsoring und Hospitality, sprich VIP-Club: Da nahm Rapid 17,9 Millionen ein. Ein Verdienst des engagierten Sales-Teams um den ehemaligen General Manager Werner Kuhn, dem es gelang, neue Großsponsoren an Land zu ziehen. 17,9 Millionen Einnahme bedeuten 600.000 Euro mehr als beim Schweizer Abonnementmeister FC Basel, der stets als Leitbild galt. In Sachen Hospitality gelang es den Umsatz im Vergleich zur letzten Saison im Hanappi-Stadion um fast unglaubliche 370 Prozent zu steigern. Der bereits 2013 erstellte Business Plan für das neue Stadion in Hütteldorf ging mehr als auf. Als Ziel galt ein Mehrwert von höchstens 3,5 Millionen. In der ersten Saison machte er 3,7 Millionen aus.
Das sind Zahlen, die den Wiener Erzrivalen Austria, dem in der vergangenen Saison zwar die Rückkehr in die Gewinnzone gelang, aber nur mit einem sechsstelligen Plus im niedrigeren Bereich, in den Schatten stellt. Ob Violett mit der Rückkehr in die ausgebaute Generali-Arena die grün-weßen Zahlen erreichen kann, ist schon auf Grund des geringeren Fassungsraums schwer vorstellbar, Rapid steigerte auch sein Merchandising um rund 100.000 Euro auf 3,3 Millionen. Im neuen Fanartikel-Katalog gitb es rund 300 Angebote. Und einen neuen Dressman, der dafür Talent zu haben scheint: Boli Bolingboli (siehe oben) konnte gar nicht genug davon kriegen, für Photograph Christian Hofer zu posieren. Etwa im grün-weißen Weihnachtspullover.
Aber was wird die laufende Saison ohne Europacupeinnahmen bringen? Wohl wieder einen Gewinn. Dafür bürgen schon die sieben Millionen, die Ajax Amsterdam für Maximilian Wöber an Rapid bezahlte. Bei allen selbstvermarkteten Geschäftsfeldern, wozu die TV-Einnahmen nicht zählen, rangiert Rapid in Europa unter den Top 50. Ein Beweis für die richtige Strategie, wie es Landthaler im Geschäftsbericht ausdrückt. Ein Tabuthema bleibt in Hütteldorf aber der neue, ab Sommer 2018 geltende TV-Vertrag. Ein Problem.
Durch die neue Verteilung der „Sky“-Millionen kassiert Rapid wahrscheinlich doppelt so viel wie jetzt. Aber offiziell wird man keine Antwort auf die Fragen bekommen, ob durch weniger Spiele, niedrigere Zuseherquoten beim Pay-TV als im Free-TV vielleicht sogar ein Millionenverlust an Sponsorgeldern droht. Wie man hört, ist der Vertrag mit der „Wien Energie“ aber sehr wohl mit Einschaltzahlen, Anzahl der Live-Spiele im Free-TV, gekoppelt. Aber wie gesagt: Offiziell wird bei Rapid keiner darüber reden. Darauf hat man sich intern bereits verständigt.
Das zweite Problem, das 2018 bevorsteht, betrifft Sprotchef Fredy Bickel: Im Sommer werden zwei derzeit verliehene Legionäre wieder vor der Tür stehen. Denn weder ´der Isländer Arnor Traustason noch Matej Jelic erwiesen sich bei AEK Athen und Kroatiens Meister Rijeka als Verstärkung. Ihre noch von Müller abgeschlossenen Verträge laufen bis 2019, sind nicht gerade die günstigsten. Wenn sich nicht etwas ändert, wird die vorzeitige Vertragslösung die wahrscheinlichste Variante sein, die Bickel bleibt. Aber auch für die muss Rapid tief in die Tasche greifen.