Fußball

Nur hinterhergelaufen: Letsch muss bei Salzburg eine „Gehirnwäsche“ gelingen

Nach nur drei Tagen unter Thomas Letsch durfte man keinen Trainereffekt erwarten. Dennoch muss es für ihn deprimierend gewesen sein, wie sich Red Bull Salzburg bei seiner Premiere oder seiner Rückkehr präsentierte. Es ehrt Letsch, dass er nach dem 0:6 (0:3)-Debakel gegen Bayern München vor 26.000 Zuschauern keine Ausreden gelten ließ, sondern nur sachlich feststellte, jetzt gelte es an den vielen Dingen zu arbeiten, an denen es noch hapert. Da bleibt sehr, sehr viel zu tun. Es stimmt schon, dass Bayern schon Samstag voll da sein muss, Salzburg erst am 22. Jänner im Bernabeu-Stadion gegen Real Madrid oder, wenn man will, erst am 1. Februar im Cupviertelfinale beim LASK. Aber es war dennoch alarmierend, wie sich Salzburg gegen den deutschen Tabellenführer präsentierte. Das hat auch nichts damit zu tun, dass Oscar Gloukh, Aleksa Terzic, Dorgeles Nene, Bobby Clark und Neuzugang Karim Onisiwo erkrankten und kurzfristig ausfielen, zudem Maurits Kjaergaard, Nico Capado, Karim Konate und Kamil Piatkowski nicht zur Verfügung standen. Sondern viel mehr mit fehlendem Willen. Von Aggressivität, Mut, Dynamik sah man nichts. Und das kann man schon verlangen. Salzburg lief nur hinterher, ohne sich zu wehren. Letsch muss im Trainingslager an der Algavre auch eine „Gehirnwäsche“ bei den Spielern gelingen.

Bayern musste gar nicht viel zu tun, um zum Kantersieg zu kommen. Der erkrankte Dribbelkönig Jamal Musiala pausierte, ebenso der rekonvaleszente Manuel Neuer. Den Ex-Salzburger Dayot Upamecano ließ Trainer Vincent Kompany bis zur Pause draußen, weil er Samstag gegen Mönchengladbach gesperrt ist. Unter kräftiger Mithilfe der Salzburger Defensive gelangen Bayern zwischen der 10. und 29. Minute drei schnelle Tore. Beim 0:1 ließ Innenverteidiger Samson Baidoo Upamecano-Ersatz Eric Dier in kleinen Strafraum unbedrängt köpfen, Teamtorhüter Alexander Schlager blieb auf der Linie. Beim 0:2 wehrte Schlager einen Schuss von Harry Kane aus kurzer Distanz nicht gut ab, beim 0:3 leistete Salzburgs Kapitän mit einem Fehlpass den Assist für Mikel Olise. Bitter. Bayern musste sich nicht einmal anstrengen. Die Salzburger bei Bayern, Sportchef Christoph Freund, Kompany-Assistent Rene Maric und Konrad Laimer wissen dies sicher, einzuordnen. Laimer sprach von einem souveränen Test: „Wir sind fit. 2025 wird ein großes Jahr, wir haben viel vor!“

„Bild“ schrieb von einer 6:0-Watschen für Salzburg, mit der Bayern Jürgen Klopp den Start als „Head of Global Soccer“ von Red Bull verpatzte. Klopp war zwar in Salzburg, kam aber nicht ins Stadion. Sichere hätte auch er festgestellt, dass es nicht gut ist, wenn, wie vor der Pause zwei 20 jährige, Baidoo und der Deutsche Hendry Blank, das Abwehrzentrum bilden. Zur Pause tauschte Letsch wie geplant alle elf Akteure aus, bis zum Schluss ließ er den erweiterten Kader vorspielen. In der zweiten Hälfte hatte Salzburg einen 17 jährigen Innenverteidiger (Joane Gadou) und einen 18 jährigen (den Schweden John Mellberg). Vor der Pause feierte das 19 jährige Mali-Talent Gaoussou Diakite, der zuvor 21 Spiele für die Zweitliga-Filiale Liefering bestritt und sieben Tore erzielte, sein Debüt. Von Liefering durften sich auch der 19 jährige Tim Trummer, ein Linksverteidiger, der 18 jährige kroatische Mittelfeldspieler Oliver Lukic, ein gebürtiger Wiener, sowie der 19 jährige Stürmer Philipp Verhounig, der beste Torschütze in der Youth League, zeigen.

Das Debakel bestätigte, was man schon vorher wusste: Der neue Sportchef Rouven Schröder ist gefordert, einen routinierten Abwehrchef zu finden und engagieren. Und der muss eindeutig besser sein als es Piatkowski im Herbst war. Sonst kann es mit Salzburg nicht aufwärtsgehen.

 

Foto: Red Bull Salzburg / Weirather.

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