Fußball

Payet erinnert an Mane: Stinkstiefel erreichen zu oft ihr Ziel

Fußball-England freut sich mit Deutschlands Weltmeisterkapitän  Bastian Schweinsteiger über sein Comeback: Erstmals seit 9. Jänner 2016 bei Manchester United von Beginn an im Einsatz,  erstmals unter Jose Mourinho. Beim 4:0 im Cup gegen Zweitligist Wigan Flanke zum Führungstreffer und spektakuläres Seitfallziehertor zum Endstand. Anders als im Herbst zählt der 31jährige auch zum Kader, der für die Europa League gemeldelt wird. England hat aber auch einen Buhmann: Dimitri Payet, der seinen Wechsel von West Ham zu Olympique Marseille erzwang, in dem er trotz Vertrag bis 2021 erklärte, nie mehr für den Londoner Traditionsklub spielen zu wollen. Die West Ham-Fans reagierten auf ihre Weise: Sie warfen Payet-Trikots auf den Boden, traten sie mit Schuhen und spuckten drauf. Bereits letzte Woche demolierten sie vor seinem Haus in London eines seiner Autos.

Letztes Jahr huldigten die gleichen Fans Payet. Speziell nach der Europameisterschaft, bei der er in seiner Heimat drei Tore für Frankreich erzielte. Da sangen sie über „Superman, besser als Zinedine Zidane“. 2015 war er von Marseille zu West Ham gekommen, im Februar 2016 bekam er einen Fünfjahresvertrag, der ihn mit 160.000 Euro pro Woche zum Spitzenverdiener machte. Seit  Sonntag ist Payet wieder zurück. Bei seiner Frau und den drei Söhnen, die nicht mit nach England  gekommen waren.  Mit  knapp über 29 Millionen Euro Ablöse ist er Marseilles teuerster Einkauf aller Zeiten. Mit dem 29jährigen und dem aus Turin von Juventus geholten 35jährigen Oldie Patrice Evra will der Tabellensechste, der 16 Punkte hinter Tabellenführer Monaco liegt, noch die Champions League-Plätze angreifen. West Hams Trainer Slaven Bilic schob ihn bereits Anfang Jänner nach mehreren Gesprächen in die U23 ab, informierte Klub und Fans von Payets Absichten. Das Satire-Magazin „Football France“ jubelte ihm den frei erfundenen Spruch „wenn ihr mich nicht verkauft, werde ich mir meine Bänder selbst reißen“ unter. Da man ihm offenbar alles zutraute, ging der Satz sogar um die Fußballwelt.

West Ham-Besitzer David Sullivan wollte ein Exempel statuieren, die Freigabe verweigern, um zu zeigen, dass kein Spieler größer als der Klub ist. Auf Bitte seines kroatischen Trainerduos mit Bilic und Ex-Salzburg-Torjäger Nicola Jurcevic verzichtete er darauf. Auch im Interesse der Mannschaft. Um einen Wechsel zu erzwingen, ließen sich Fußballer auch in der Vergangenheit einiges einfallen, präsentierten sich als Stinkstiefel, die sich zu oft durchsetzen. Wie der nunmehrige Real Madrid-Star  Luka Modric, der einfach nicht zum Abflug von Tottenham ins Trainingslager kam. So erzwang er seinen Wechsel nach Spanien. In Salzburg ist man seit 25. August 2014 ein gebranntes Kind: Zwei Tage vor dem  Rückspiel in der Qualifikation zur Champions League kam  Sadio Mane nicht  zum Training, um so seine Wechselabsichten zu bekräftigen. Ohne den Senegal-Legionär verlor Salzburg in Schweden 0:3, kam nicht in die Champions League. Aber Mane wechselte in die  Premier League zu Southampton, ist inzwischen Star beim FC Liverpool. Hart bleiben, die Freigabe verweigern, stand für Ralf Rangnick, damals noch Sportchef in Salzburg und Leipzig nicht zur Diskussion: „Es wäre unmöglich gewesen, ihn nochmals in die Mannschaft zu integrieren, die er im Stich ließ“, bekräftigt Rangnick im Blick zurück.

Offenbar sind die Vereine den Stinkstiefeln  ausgeliefert, vor allem wenn sie ihren Beratern folgen.  Wie Andi Ivanschitz, der im Dezember 2005  Rapid via Medien mitteilte, nicht mehr in Grün-Weiß spielen zu wollen, sondern nach Salzburg übersiedeln zu wollen.  Der Transfer brachte Rapid nicht die damals sehr hohe Ablöse von vier Millionen Euro, die zur Hälfte an den Sponsor Bank Austria floss, füllte auch Ivanschitz-Berater Georg  Stanggassinger die Taschen. Aber der Rapid-Anhang tobte. Aus dem Liebling wurde über Nacht der große Buhmann.  Heute weiß Ivanschitz auch, dass die Aktion nicht sehr clever war, weil sie alle Brücken für eine mögliche Rückkehr Jahre später verbaute. Die Fans von der Westtribüne machten gegen Österreichs Teamkapitän sogar noch im Mai 2007 Stimmung, als der im Hanappi-Stadion mit der  Nationalmannschaft gegen Schottland 0:1 verlor. Obwohl er nicht mehr in Salzburg spielte, sondern bei den Grün-Weißen Griechenlands, bei Panathinaikos  Athen.

 

 

Foto: Instagram/Wikimedia.

Meist gelesen

Nach oben