„Sky“ nannte bei der Ankündigung seiner Live-Übertragung von Ried -Rapid das Match zwischen dem Schlusslicht und dem Siebenten der Liga den Krisengipfel im Innviertel. Wenn die zwei punkteschwächsten Teams dieses Jahres aufeinandertreffen, muss man das so akzeptieren. Ried fehlen vier Punkte zum rettenden Ufer, gewann von den letzten neun Partien nur eine, am 18, März daheim gegen Altach. Rapids letzter Sieg liegt noch länger zurück, gelang am 11. Dezember im Allianz-Stadion gegen die Oberösterreicher mit 3:1. Aber die letzten zwei Gastspiele in Ried endeten mit Niederlagen. Sind aller schlechten Dinge aus grün-wweißer Sicht drei, dann würde die Erleichterung über das 3:1 im Cup bei St.Pölten nur drei Tage dauern. Dann wäre sofort wieder die Rede von der Abstiegsgefahr,obwohl noch immer fünf Punkte zwischen Ried und Rapid liegen würden, würde die nächste Woche voll von Spekulationen sein, ob ausgerechnet das nächste Heimspiel gegen seinen Ex-Klub Altach über Damir Canadis Zukunft entscheiden wird.
Ein Posting von Rapids Pressechef Peter Klinglmüller am Mittwoch unmittelbar nach dem Aufstieg ins Cupsemifinale traf genau die Stimmung: „Puuh! Jetzt bitte auch in der Liga so auftreten.“ Um nach acht Runden wieder zu gewinnen. Eine Serie mit neun ohne Sieg gab es bisher nur 1987/88 und 2012/13. Unter Canadi gelang in sieben Auswärtsspielen um Punkte keinen Sieg. Erinnert etwas an seinen ehemaligen Sportchef in Altach, Georg Zellhofer, der vor elf Jahren als Rapid-Trainer keine seiner elf Auswärtspartien gewinnen konnte. Gegen kein anderes Team wie Rapid schoss Ried in der Bundesliga daheim so viele Tore, nämlich 56. Das werden harte 90 Minuten, da wird Rapid mehr bieten müssen als in St. Pölten. Auch wenn Grün-Weiß 58 Prozent seiner bisherigen Partien gegen Ried gewinnen konnte. Ein Unentschieden gab es in den letzten 21 nicht!
Samstag ab 18 Uhr wird man wissen, wieviel die neuen Sichtweisen, die es nach einer Aussprache zwischen prösident Michael Krammer, Sportchef Fredy Bickel, Canadi und der Mannschaft in der Länderspielpause gibt, wirklich wert sind. Wenn sich das auch gegen stärkere Gegner als St.Pölten so äußerst wie phasenweise am Mittwoch, dann ist das positiv. Aber das muss sich erst zeigen. Denn normal entsprang das Führungstor in St. Pölten einer Aktion, die sich Canadi in seiner ursprünglichen Spielanlage nicht so vorstellt. Bei ihm waren die drei Innenverteidiger dazu da, um Tore zu verhindern, Zweikämpfe zu gewinnen, nach vorne diagonale Bälle zu spielen, selbst aber nur bei Standardsituation mit nach vorne zu gehen. Genau genommen hielt sich der 19jährige Max Wöber bei seinem Treffer nicht daran: Ball am eigenen Strafraum gewonnen, dann ein sehenswerter Sprint nach vorne, die Aktion erfolgreich abgeschlossen. Einfach Klasse. Canadi hatte sicher nichts dagegen,obwohl das nicht seinem Spielplan entsprang. Am Tag danach ging Wöber wieder zur Schule in die Maroltingergasse. Er steht knapp vor der Matura. Die sportliche Reifeprüfung absolvierte er in St. Pölten.
Dort kam er durch den grippalen Infekt von Mario Sonnleitner in die Mannschaft. Jetzt ist der Routinier wieder gesund, steht gegen Ried im Kader. Canadis Aufstellung wird schon eine erster Hinweis auf die neuen Sichtweisen sein: Ersetzt der von ihm im November wieder reaktivierte Sonnleitner Wöber oder bleibt der in der Mannschaft? Für die Spieleröffnung ist der Linksfuss sicher die bessere Lösung, zumal er auch in der Defensive wenig anbrennen läßt.