Salzburgs Trainer Oscar Garcia und Rapids Pressechef Peter Klinglmüller feierten Mittwoch ihren 44. Geburtstag. Beide bekamen als Geschenk den Aufstieg ins Cupfinale. Garcia konnte das in der Südstadt ganz entspannt entgegen nehmen, denn der Titelverteidiger bot beim 5:0 gegen Admira eine der besten Leistungen, wenn nicht sogar die beste, in der Ära des Spaniers. Klinglmüller musste hingegen 94 Minuten lang leiden, bis er in nach dem glücklichen 2:1 gegen den LASK, der so sicher eine Bereicherung für die Bundesliga sein wird, Feierstimmung kam. Klasse hatten nur die Feiern, die auf den erlösenden Schlusspfiff vor dem rappelvollen Sektor West folgten. So viel Klasse zuvor am Rasen, dann wäre Grün-Weiß über die Linzer so hinweg gefegt wie Salzburg über Admira.
Aber in Wahrheit verschlimmerte zuvor die unzumutbare erste Hälfte das Rapid-Tief. Fast keiner wollte den Ball, die meisten versteckten sich, kein Torschuss, ganz schlimm. Hätte der Ex-Rapidler Fabiano nach der Pause den Sitzer zur Linzer Führung verwertet, bei dem es keine Entschuldigung für das Auslassen geben kann, wäre Rapid ausgeschieden. Dann schien es zum Aufstieg zu reichen, dass Thomas Murg einmal den Ball wirklich unfallfrei traf. Aber in der Nachspielzeit verfinsterte sich die Miene von Stadionchef Harry Gartler. Als Sohn Rene es ausnützte, dass sich drei Rapidler, Giorgi Kvilitaia, Stefan Schwab und Christopher Dibon, bei einem LASK-Freistoss in den Strafraum behinderten. Passierte um 22.18 Uhr. Zwei Minuten später wieder Riesenjubel, als der LASK-Slowene Rajko Rep das Aufstiegstor von Rapids Joker Joelinton ermöglichte. Letzten Sonntag im Derby noch lebender Ballfriedhof, war er drei Tage später der treffsicherere Brasilianer als Fabiano. Zum Glück für Grün-Weiß. Danach ließ Trainer Goran Djuricin seinen Emotionen freien Lauf. Denn nach dem Ausgleich hatte er nach eigenen Angaben sein Leben „nicht derpackt“. Wieder zwei Minuten später war alles vorbei, begann die eindrucksvolle grün -weiße Jubelparty am Rasen. Irgendwann umarmten sich dann am Spielfeldrand Vater und Sohn Gartler: „Geschichten, die nur der Fussball schreibt, fast hollywoodreif“ fand der Papa und scherzte: „Kurzfristig hatte ich ihn schon enterbt.“ Am Rasen feierten auch die Rapidler mit, die aus den verschiedensten Gründen nicht dabei waren: Jan Novota, Mario Sonnleitner, Max Hofmann, Thomas Schrammel, Louis Schaub und sogar Philipp Schobesberger, der nach einer Knorpeloepration im Knie um die Osterzeit noch nicht richtig laufen kann. Genau so einen „Pfitschipfeil“ wie ihn könnte Djuricin gegen Salzburg brauchen. Aber das kann sich bis zum Endspiel am 1. Juni im schönsten Stadion Österreichs, der Klagenfurter Wörtherseearena, nicht ausgehen.
Djuricin muss die verbleibenden 36 Tage nützen, um aus Rapid wieder Rapid zu machen, eine Mannschaft, die in einem Spiel gegen Salzburg eine reelle Chance hat. In der Verfassung vom Mittwoch spielt es das sicher nicht. So nett auch die Kampfansagen der Rapidler nachher klangen. Es stimmt schon, in Klagenfurt wird es ein grün-weißes Stadion geben. Auch an einem Donnerstag,einem Werktag, werden dort 10.000 Rapid-Fans ihre Mannschaft zum ersten Cupsieg seit 22 Jahren treiben wollen. Aber allein die Unterstützung von den Rängen wird zu wenig sein. Das hat Rapid in dieser Saison zu oft unter Beweis gestellt. Schon Sonntag in der Südstadt gegen Admira wird man den derzeitigen Unterschied zwischen Rapid und Salzburg sehen, selbst wenn Schaub sein Comeback feiern sollte. Dann folgen Wolfsberg, zum Einspielen für das Finale Salzburg auswärts am 14. Mai, danach Sturm Graz, Mattersburg und St. Pölten. Mit jedem dieser sechs Spiele muss Rapid besser werden, um näher an Salzburgs Erfolgstruppe heranzukommen.Nur zur Erinnerung: Rapid kommt nur mit dem Finalsieg ins internationale Geschäft, schaut als Verlierer durch die Finger.
Und das wäre noch schlimmer als die Abrechnung eines ehemaligen Sportvorstands, bei der sich die grün-weiße Führugsetage selbst bei der Nase nehmen sollte. Denn bei allem berechtigen Ärger über Andreas Müller, es lag doch an Michel Krammer, Christoph Peschek und Rapids Anwälten, dass es so weit kommen konnte. Denn normal gehört zu jedem Auflösungsvertrag eine Klausel dazu , dass in der Öffentlichkeit nichts mehr über die Vergangenheit gesprochen werden darf. Aus, Schluss. Wer darauf vergisst, der muss sich auch deswegen Vorwürfe gefallen lassen.