Fußball

Rapid ist in der Bundesliga isoliert

Was im Juli damit begann, dass Rapids Präsident Michael Krammer nicht mehr in den Aufsichtsrat der Bundesliga gewählt wurde, setzte sich Dienstag bei der Klub-Konferenz, bei der  Grün-Weiß nicht durch Krammer, sondern durch seinen Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek (Bild oben) und Teammanager Stefan Ebner vertreten war, fort: Österreich populärster Klub, der für die größten Zuschauerzahlen sorgt, steht unter den zwölf Klubs isoliert da, hat keinen Mitstreiter, steht allein da. Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer wird sich darüber freuen. Er setzte sein „Ziel“, an dem er konsequent hinter den Kulissen arbeitete, dabei in Meister Red Bull Salzburg und dem LASK entscheidende Mitstreiter fand, in die Tat um.

Den Startschuss für die Aktionen gegen Hütteldorf bedeutete die neue Verteilung der TV-Gelder. Rapid setzte durch, dass Zuschauerzahlen und TV-Präsenz mehr als bisher berücksichtigt werden, kassiert dadurch mehr, machte sich damit keine Freunde. Da dadurch die Zeiten der linearen Verteilung an alle Klubs gehörte der Vergangenheit angehörten. Die erste Quittung war Krammers Abwahl. Dienstag ging es um ein neues Sanktionskonzept, das nach den Vorfällen beim letzten Wiener Derby, als rund 15 Minuten nach Schlusspfiff einige  Rapid-Fans auf den Rasen in Richtung Austria-Sektor stürmten, Kraetschmer auf Austrias Fahnen schrieb. Die violette Aussendung mit der Kritik an den zu milden Konsequenzen für Rapid in Form von 30.000 Euro Geldstrafe, zeigte schon, wie man in der Liga miteinander umgeht.

Dienstag stimmten neun von zwölf Klubs für ein neues Sanktionskonzept. Das laut offiziellem Ligastatement die Ausforschung der Täter nach schwerwiegenden Vorfällen in den Fokus rückte soll, aber in Wahrheit alle Dinge absegnete, gegen die Rapid Stellung bezog. Das sind in erster Linie die Fortsetzung der Sektorensperre und dann auch neu als Verschärfung ein Punkteabzug für die darauf folgende Saison nach dem dritten schwerwiegenden Vorfall. Was man darunter versteht, ist nicht genau definiert, Pyrotechnikvergehen fallen nicht in diese Kategorie. Kein Wunder. Die gibt es ja inzwischen bei fast jedem Verein, sogar bei der auf eine familienfreundliche Atmosphäre so bedachte Austria. Die Arbeitsgruppe Sicherheit der Liga empfahl zwar weder Kollektivstrafen noch Punkteabzüge, aber das nützte auch nichts. Damit alles nicht total nach einer „Lex Rapid“ aussieht, ist eine Reduktion der Geldstrafen zwischen 25 und 75 Prozent vorgesehen. Richtet sich danach, wie viele Täter ausgeforscht und dementsprechend sanktioniert werden. Auch wird darauf hingewiesen, das ein Ausschluss von Zuschauern als nicht zielgerichtet gilt, in Punkteabzug, der ein schwerwiegender Eingriff in den sportlichen Wettbewerb wäre, nur die letzte Konsequenz sein soll. Aber das sieht alles sehr nach Lippenbekenntnissen aus. Die Austria begrüßte übrigens Freitag in Person von Kraetschmer nochmals ausdrücklich die verschärften Sanktionen, bei denen bedingte Strafen nicht wie bisher nach zwölf Monaten, sondern erst nach 24  erlöschen, wenn in den Zeitraum nichts passiert.

Rapid stimmt als einziger gegen das Sicherheitskonzept, Sturm Graz und Hartberg enthielten sich der Stimme. Alle anderen waren gegen Rapid: Salzburg, St.Pölten, LASK, Austria, Wolfsberg, Mattersburg, Admira, Altach und Wacker Innsbruck. Bei St. Pölten spielt sicher auch der Ärger über die Causa Didi Kühbauer mit. Wenn die Version stimmt, die man aus St.Pölten hört, war Rapids Abwerben des Trainers sicher nicht die feine Art. Demnach soll Rapid nicht zuerst  bei St.Pölten um eine Gesprächserlaubnis vorstellig geworden sein, sondern  sich zunächst mit Kühbauer geeinigt haben. Um ihn dann vorzuschicken, indem er St.Pölten mit seinem Wunsch konfrontierte, nach Hütteldorf zu wechseln. Erst danach betrat Rapid offiziell die Verhandlungsbühne. Wie gesagt, wenn es auf diese Art ablief, gehört sich das so sicher nicht. Da ist auch die Tatsache, dass St.Pölten von Rapid für Kühbauer die höchste Ablöse der Klubgeschichte kassierte, kein Argument.

Die zweite krasse Abfuhr in der Liga holte sich Grün-Weiß beim Antrag der Arbeitsgruppe für die Lizenzierung auf mehr finanzielle Transparenz. Rapid veröffentlicht seit sechs Jahren seinen Geschäftsbericht. Für den Finanzantrag  hatten auch Sturm Graz und Hartberg überhaupt kein Verständnis. Das hieß das Abstimmungsergebnis elf zu eins gegen Rapid! Eine kräftige Ohrfeige. Dass der neue Aufsichtsrat mit seinem Tiroler Vorsitzenden Gerhard Stocker bei der Anti Rapid-Welle mitmacht, kam nicht überraschend, sogar erwartet, bestätigte eher unsachliche Vorurteile von einem Gremium, in dem auch Marionetten sitzen.  Krammer sah es im Vorfeld noch anders, wurde aber eines besseren belehrt. Die Ligavorstände Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits sagten zu der Entwicklung, die alles andere als gut ist,  vorerst nichts. Sie waren am Mittwoch mit er Klubtagung der Ersten Liga beschäftigt.

 

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