Fußball

Rapid kämpft um Hans Krankl – aber der kann nicht alles vergessen

In „Wien heute“ war er Freitagabend live zu sehen, der Einmarsch von Hans Krankl unter „Hansi, Hansi“-Sprechchören in den ersten Stock des Hütteldorfer Allianz-Stadions zum Abend für den Jahrhundertrapidler anlässlich seines 70. Geburtstags. 1300 Fans sicherten sich die kostenlosen Tickets für den Event. Viele kamen in Rapid-Trikots mit Krankls Nummer neun, einige in neuen Krank-T-Shirts. Beim Einmarsch standen Krankl bereits die Tränen in den Augen. Das sollte sich in den emotionellen zweieinhalb Stunden, die der Event dauerte, einige Male wiederholen. Zur Begrüßung sagte Rapids Präsident Alexander Wrabetz zu Krankl: „Du gehörst zu Rapid so wie Grün-Weiß!“ Ein treffender Vergleich.

Es folgten ein Interview mit dem Jubilar, geführt von Andy Marek, bis vor drei Jahren die Stimme Rapids. Unterbrochen von einigen Video-Botschaften. Die mit Bundespräsident Alexander van der Bellen begannen, in der das Krankl-Wort „irreregulär“, gesagt in der Teamchefära aus Verärgerung über ein 3:3 gegen Nordirland im Windsor-Park von Belfast, nicht fehlte. Es folgen in Erinnerung an die zwei Krankl-Tore gegen Deutschland in Cordoba der frühere deutsche Teamtorhüter Sepp Maier mit in Folge einer Hautoperation verpflastertem Gesicht, aus Prag Antonin Panenka, aus Kroatien Petar Brucic, aus dem Tottenham-Stadium in London Jan Age Fjörtoft und zum Abschluss Lukas Resetarits, der den Sänger Johann K. durch die rostigen Flügeln als Kultfigur „entdeckte“.

Auch einem Überraschungsgast kamen die Tränen: Fernando Carro, Geschäftsführer von Bayer Leverkusen. Der Sohn der Spanisch-Lehrerin der Familie Krankl in Barcelona-Zeiten, damals 14 Jahre jung, mit 59 noch immer großer Krankl-Fan, der ihm zum wiederholten Mal aufforderte: „Lass Dich öfter in Barcelona sehen, die Leute verehren Dich noch immer“. Krankl weiß das. Dennoch belässt er es dabei, nur einmal im Jahr die ehemalige Wirkungsstätte zu besuchen. Zu Rapid-Spielen kam er seit vielen Jahren auch nur als „Sky“-Experte. Wrabetz und General Manager Steffen Hofmann wollen das ändern. Darum bekam Krankl die lebenslange Mitgliedschaft mit der Nummer neun und unter der Devise, dass für ihn immer ein Platz frei sein wird, zwei Karten für jedes Heimspiel in der Rapid-Loge. Ob er die nützen wird? „Ich kann nicht vergessen, dass mir auch übel mitgespielt wurde“, ließ er frühere Zeiten Revue passieren, betonte aber, dass dies nichts mit der aktuellen Führungsgarnitur zu tun habe.

Sehr unterhaltsam die Gesprächsrunden mit ehemaligen Mitspielern, mit Heribert Weber, Herbert Feurer, Kurt Garger und Karl Brauneder. So eitel Wonne, wie es dargestellt wurde, war es in den Achtzigerjahren trotz aller Erfolge doch nicht. Einige erlebten Krankl als Mitspieler und Trainer (Michael Konsel, Reinhard Kienast, Christian Keglevits), ÖFB-Sportchef Peter Schöttel und Andi Herzog konnten sich auch daran erinner, wie verärgert der Trainer Krankl auf Nederlagen reagierte. Kienast erinnerte seinen Freund Krankl daran, dass er erst Meister wurde, als er aus Barcelona zurückkam und mit ihm spielte. Nicht zuvor in den Siebzigerjahren, obwohl er in dieser Zeit den Goldenen Schuh als Europas bester Torschütze gewann. Der durfte am Krankl-Abend nicht fehlen, allerdings nur mit weißen Handschuhen angefasst werden. Krankls Lobeshymne auf Kienast: „Er war in seiner Zeit um 40 Jahre voraus!“ Weil er als Libero den Ball nicht einfach wegschlug, sondern, wie es im modernen Fußball gefordert wird, aus der Abwehr herausspiele. Auch wenn das riskant war, mitunter zu Verlusttoren führte. Zu Herzog fiel Krankl ein, dass den jungen Herzog kein anderer trainieren und dabei so gut behandeln hätte können wie er.

Zum Abschluss brachten Krankls drei Enkeln, sein ehemaliger Spieler Heimo Pfeifenberger und der aktuelle Kapitän Guido Burgstaller eine grün-weiße Torte aus Wiens elegantestem Kaffeehaus, dem Landtmann, auf die Bühne. Krankl schnitt sie lächelnd an. Ob er Sonntag gegen Altach erstmals in der Rapid-Loge sitzen wird? Das wäre eine unerwartete Überraschung.

Foto: SK Rapid/Red Ring Shots.

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