Fußball

Rieds Fast-Aufsteiger mit Erfahrung von 613 Bundesligaspielen

Viel fehlte nicht und das Aufstiegsduell in der zweiten  Liga zwischen Tabellenführer Ried und Austria Klagenfurt wäre schon durch die erste Runde nach der Corona-Pause oder zehn vor Schluss entschieden gewesen. Die Kärntner Verfolger lagen Sonntag Vormittag im leeren Wörthersee-Stadion zweimal gegen den Letzten Kapfenberg zurück, ehe sie in letzter Minute das Siegestor zum 3:2 (0:1) erzielten. Das sagt doch einiges aus, weil die Steirer den großen Schnitt im Kader wagten, da es keinen Absteiger gibt. Gegenüber der Zeit vor Corona fehlten zehn Mann, Trainer Kurt Russ gibt dem Nachwuchs die große Chance.

Das heißt: Ried muss sich keine großen Sogen machen, den Achtpunkte-Vorsprung noch zu verjuxen. Wie eine Klagenfurter Kampfansage wirkte der Zittersieg gegen Kapfenberg nicht. Rieds Trainer Gerald Baumgartner behauptete bereits Freitag Abend, sich über den Tabellenzweiten nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Ganz einfach, weil es ein direktes Duell nicht mehr geben wird. Wenn man auf die Rieder Startelf beim 3:1 gegen Lafnitz blickt dann muss man feststellen: Die „Wikinger“ werden mit einer Mannschaft in die Bundesliga zurückkehren, die einige Erfahrung in der obersten Spielklasse hat. nämlich 519 Spiele am Rasen und 94  auf der Betreuerbank.

Dort gehen 91 auf das Konto von Gerald Baumgartner. Sein Name steht noch immer für den Sensationscoup von Drittligist Pasching vor sieben Jahren im Cupfinale mit dem 1:0 gegen Meister Austria. Bei der Baumgartner von Juni 2014 bis März 2015 in 29 Bundesligapartien das sportliche Sagen hatte, dann in 62 bei Mattersburg von Jänner 2017 bis August 2018, ehe ein 0:6-Heimdebakel gegen Wolfsberg ihm zur Verhängnis wurde. In drei Spielen war auch Andreas Heraf Trainer von Pasching, allerdings bereits vor 14 Jahren noch in der Bundesliga. Erfahrung hat Heraf schon aus Spielerzeiten (dreimal Meister mit Rapid, viermal Cupsieger, einmal davon mit dem FC Kärnten, WM-Teilnehmer 1998) genug. Nach dem Paschinger Kurzkapitel amtierte er ein neun Jahre als Nachwuchsteamchef, schaffte mit der U 20 zweimal die Qualifikation für die Weltmeisterschaft, ehe er in Neuseelands Verband als Sportdirektor anheuerte. Was nur zehn Minute dauerte und von Erfolg gekrönt war. Daher begann er mit  51 wieder in Österreichs zweiter Liga. Zunächst beim Floridsdorfer AC, seit Juli 2019 als Assistent von Baumgartner in Ried.

Auf der Bank viel Erfahrung, unter den Spielern sind noch drei dabei, die 2017 mit Ried abgestiegen waren: Das Urgestein Thomas Reifeltshammer, der 2009 noch in der Ära von Paul Gludovatz debütiert hatte, inzwischen 31 Jahre alt ist. Der Innenverteidiger absolvierte 198 Spiele in der Bundesliga. Zu den Absteigern gehörten auch Defensivspieler Marcel Ziegl (174 Einsätze in der Bundesliga). Auf 140 kam der steirische Mittelfeldspieler Stefan Nutz. Allerdings nicht nur bei Ried. Sondern zuvor bei Grödig, wo er unter Adi Hütter 2014/15 seien beste Zeit hatte und Rapid, nach Rieds Abstieg bei Altach, ehe er ins Innviertel zurückkehrte.  Der Spanier Jefte stürmte sechsmal für Mattersburg, Ghana-Legionär Reuben Aquah war einmal im Mittelfeld von Hartberg zum Zug gekommen.

Auch als Joker stehen Baumgartner Spieler zur Verfügung, für die es kein Neuland bedeuten würde, in der Bundesliga zu spielen: Innenverteidiger Patrick Obermüller, eine Rapid-Leihgabe, tat dies einmal in Grün-Weiß und viermal bei Hartberg,  Stürmer Bernd Gschweidl insgesamt 74 mal bei Grödig, St.Pölten, Wolfsberg und Altach, Ex-Austria-Talent Valentin Grubeck achtmal bei Grödig, Routinier Ivan Kovacec 24 mal bei Altach. Er gehörte unter Baumgartner auch zu Paschings Cupsiegern, acht Jahre später höchstwahrscheinlich zu Rieds Aufsteigern.

Das Durchschnittsalter von Ried Startelf gegen Lafnitz betrug 25,2 Jahre, Groß personell nachrüsten wird für die Rückkehr in die Bundesliga mit den Oberösterreich-Derbys gegen den LASK nicht nötig sein. Und soll auch finanziell außerhalb der  Möglichkeiten liegen. Erst nach Corona und mit den TV-Geldern werden wieder sorgenfreiere Zeiten beginnen.

Foto: Facebook.

Meist gelesen

Nach oben