Fußball

Sabitzer oder Marcel ist here to lead!

Wenn ein Trainer Neuerwerbungen, die zusammen 30 Millionen Euro kosteten, in der Startelf auf der Bank lässt,  spricht das für Qualität. Das tat einer der  zwei österreichischen Trainer in der Bundesliga, Ralph  Hasenhüttl, bei der Saisongeneralprobe von Vizemeister RB Leipzig. Die neuen Offensivspieleer, der Franzose Jean-Kevin Augustin von Paris St. Germain sowie der Portugiese Bruma von Galatsaray Istanbul, die für je 15 Millionen Ablöse geholt wurden, kamen beim 1:2 gegen Stoke erst zur zweiten Hälfte, als Hasenhüttl komplett durchtauschte. Der einzige Neue, der bereits vor der Pause im Einsatz stand: der Salzburger Konrad Laimer im zentralen Mittelfeld neben Naby Keita.  Aber wohl nur, weil mit Diego Demme ein Stammspieler der letzten Saison fehlte.

Auch beim Bundesligastart auf Schalke werden die Königstransfers Augustin und Bruma nicht erste Wahl sein. Die Begründung: Nach nur vier Wochen Vorbereitung haben sie noch Defizite beim blitzschnellen Umschalten und bei der bedingungslosen Arbeit gegen den Ball für die Defensive.  Beides entscheidend für den Erfolgsstil Hasenhüttls. Leipzig ließ sich neue Psycho-Tricks einfallen, um aus den bisher so erfolgreichen Spielern noch mehr herauszukitzeln. Etwa mit Motivationssprüchen am Badezimmer, mit denen die Spieler überrascht wurden.

Immer, wenn Marcel Sabitzer im Tiroler Trainingslager-Hotel bei Seefeld vor den Badezimmer-Spiegel trat, blickte er auf die Zeilen „Marcel is here to lead.“ Übersetzt: Marcel ist hier, um zu führen. Das Leitmotto für den 23jährigen Steirer, der für Hasenhüttl bereits letzte Saison im Gesamtpaket Weltklasse war, aber jetzt den nächsten Schritt nach oben in der Hierarchie machen soll, ein Kandidat für das Amt des Kapitäns war. Die Spiegel-Sprüche gab es nicht nur für Sabitzer, sie passten stets zur Situation des jeweiligen Spielers. Bei Keita, der den Unterschied ausmachen soll: „Naby is her, to inspire.“  Naby ist hier, um anzutreiben. Oder bei Torjäger Timo Werner: „Timo is here, to start the next summit“. Timo ist hier, um den nächsten Gipfel zu erklimmen.

Auf die Idee kam die Marketings-Abteilung des Vereins. Hassenhüttl stimmt ebenso begeistert zu wie Sportchef Ralf Rangnick und der Psychologe Sascha Lense,  der auch neue Plakate mit neuen Motivationssprüchen an dem Trainingsplatz im Leipziger Leistungszentrum  hängen ließ. Mit Zitaten von Superstars aus dem Sport. Auch das „Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene“ von Box-Legende Muhammad Ali  gehört dazu. Oder ein Spruch des amerikanischen Basball-Stars Derek Jeter: „Es mag draußen Leute geben, die mehr Talent haben als du. Aber es gibt keine Entschuldigung, wenn es jemanden gibt, der härter arbeitet als du.“ Die Hauptaussage der Sprüche: Es geht nur über harte Arbeit, für die Mannschaft, nicht allein. Ich bin meines Glückes Schmied.

Die Euphorie in Leipzig ist nach der Qualifikation für die Champions  League sehr groß. Aber dennoch hat Hasenhüttl nicht den Eindruck, dass Wunderdinge von der Mannschaft und ihm erwartet werden: „Die Leute haben nicht vergessen, dass wir noch vor kurzer Zeit in der Regionalliga gespielt haben. Sie sind denkbar, wenn wir spannende Spiele anbieten.“

 

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