Fußball

Der Derbysieger in Violett: Prokops Ausrufezeichen!

Austrias Trainer Thorsten Fink  bezeichnete ihn nach der geglückten Aufholjagd im Derby gegen Rapid sogar als Matchwinner. Den jüngsten Austrianer Dominik Prokop, der bei 0:2 kam, mit seinem ersten Derbytor für das 1:2 sorgte und den Elfer zum Ausgleich herausholte. Fink kam aber auf der Pressekonferenz sofort auf seinen Irrtum drauf, korrigierte sich. Was nichts an der Freude über das Ausrufezeichen des Kreativspielers, den er als Reisentalent bezeichnete, änderte: „Er kann auf engem Raum Akzente setzen, das ist seine große Stärke.“ Fink wagte sogar die Prognose, dass die Austria Samstag nach dem Hütteldorfer Erfolgserlebnis gegen den ungeschlagenen Aufsteiger LASK ihr schönes Gesicht aus der vergangenen Saison zeigen, damit den ersten Saisonsieg feiern wird. Mit Prokop in der Startelf? Verdient hätte er es auf jeden Fall.

Es war das zweite Tor von Prokop in der Bundesliga bei seinem 16. Einsatz, zuvor traf er  beim 6:1-Kantersieg in der letzten Runde gegen die Admira in der Südstadt. Sein Können bewies er auch schon auf internationaler Ebene: In der Europa League beim AS Roma im Herbst 2016. Bei 1:3 in der 78. Minute eingewechselt, ging vier Minute später das 2:3 auf sein Konto, ehe Larry Kayode noch den Ausgleich schaffte. Aber damals stand die leider so folgenschwere Knieverletzung von Teamtorhüter Robert Almer mehr im Blickpunkt. Sonntag in Hütteldorf in erster Linie Prokop als Mann, der das Derby umdrehte. Er war es, der einem „Toten“ wieder Leben einhauchte.

Prokops Vater Michael kam zu Jahresbeginn noch im Rapid-Trainerteam von Damir Canadi zum Zug, wenn es um das Teambuilding ging. Canadis Sohn Marcel gilt als bester Freund von Prokop. Der sein riesigen Potenzial schon in Österreichs U 19-Team unter Rupert Marko zeigte, das die Qualifikation zur U20-Europameisterschaft 2016 in Deutschland schaffte. Beim 3:1 gegen die Slowakei, 4:0 über Rumänien und 3:1 gegen Tschechien erzielte Prokop gesamt vier Tor, zählte gemeinsam mit dem jetzigen Leipzig-Legionär Konrad Laimer, Philipp Malicsek (damals Admira, bei Rapid nach seinem Wechsel zu wenig forciert) und dem Salzburger Xaver Schlager zum herausragenden, spielbestimmenden Mittelfeld. Für die Endrunde in Deutschland bekamen Laimer und Prokop im Juni 2016 von Salzburg und Austria  keine Freigabe, da sie beim Klub benötigt wurden. Vielleicht klappte auch deshalb nicht die Qualifikation zur U 20-WM.

Lange bevor Prokops Vertrag 2018 auslief, gelang es Austrias Sportchef Franz Wohlfahrt bereits, ihn zur vorzeitigen Vertragsverlängerung zu bewegen. Für wie lange, blieb bis jetzt ein gut gehütetes violettes Staatsgeheimnis. Prokop steht bei der deutschen Rogon-Agentur unter Vertrag, die als eine der größten in Europa gilt, deren Chef Roger Wittmann bei einigen Klubs hinter den Kulissen die Fäden ziehen soll. Die Freundschaft zu Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp öffnet ihm dort alle Türen. Zu Wittmanns Klienten zählen Weltstar wie Liverpools Brasilianer Firminho,  Julian Draxler, der deutsche Kapitän beim Sieg im Confed-Cup in Diensten von Paris St. Germain, wegen dem Wittmann kurz nach dem Neymar-Transfer bereits beim FC Barcelona verhandelte, Deutschlands U 21-Europameister von Schalke, Max Meyer. Sein prominentester Österreicher ist Marcel Sabitzer. Von Rogons Klienten mit Österreich-Connection könnte man eine ganze Mannschaft zusammen stellen. Mit Ex-Rapid-Tormann Marko Maric, nach Lech Danzig, Hoffenheim und Hannover jetzt an den norwegischen Klub Lilleström verliehen,  über Fürth-Innenverteidiger Lukas Gugganig, die Gebrüder Robert und Peter Zulj, den Rapidlern Andreas Kuen und Joelinton bis zur Austria-Fraktion mit Kevin Friesenbichler, Christoph Martschinko, den Brasilianern Felips Pires und Lucas Venuto, Ismael Tajouri und Prokop.

Rogon sagt man nach, gemeinsam mit Hopp einen Pool von Spielern gegründet zu haben, die man quer durch Europa verleiht, um Geld zu verdienen. Wenn sie dabei ihren Marktwert steigern, ist das eine angenehme Nebenerscheinung. Viele der zuletzt genannten zählen dazu, Prokop nicht. Ihm trauen alle den Sprung in eine Topliga zu. Sein Marktwert steht derzeit laut Transfermarkt bei einer halben Million Euro. Da ist noch viel Luft nach oben. Vor allem, wenn er einen Fehler ablegt, den ihm sein ehemaliger Teamchef Marko, der selbst auch bei Austria gespielt hatte, nachsagt: „Er ist noch zu anständig, eckt zu wenig an.“

 

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