Fußball

Salzburg muss im ersten Geisterspiel auf viele Provokationen eingestellt sein

Der elfte Anlauf von Meister Red Bull Salzburg zur Qualifikation für die Gruppenphase der Champions League bedeutet Dienstag Abend in  dreifacher Hinsicht Neuland: Erstmals ist mit Roter Stern Belgrad der serbische Meister die Hürde, erstmals gibt´s ein Geisterspiel ohne Publikum, erstmals davon keine Übertragung im Free-TV. In Österreich ist das Match aus dem leeren Rajko Mitic-Stadion aus Belgrad, in das 55.000 Zuschauer passen würden, live und in voller Länge nur im Livestreaming-Dienst DAZN zu sehen, ansonst bei „Sky“ in der Konferenz mit Bate Borisov – PSV Eindhoven und Benfica Lissabon – Paok Saloniki.

Roter Stern Belgrad bringt international einen große Namen mit. Aber das große Highlight liegt schon Jahrzehnte zurück, der Sieg gegen Olympique Marseille im Europacup der Landesmeister 1991 in Bari nach Elfmeterschießen. In der Champions League spielte Roter Stern Belgrad noch nie, scheiterte zuletzt vor zwei Jahren im Play-off an Ludogorez Rasgrad aus Bulgarien, zuvor fünfmal schon in der dritte Runde: 2000 an Dynamo Kiew, 2002 an Leverkusen, 2004 an PSV Eindhoven, 2006 an Milan, 2007 an den Glasgow Rangers. Kann Roter Stern Belgrad ohne seine Fans als Rückhalt Salzburgs ersten Sprung in die Königsklasse verhindern wie zuvor Valencia, Schachtjor Donezk, Maccabi Haifa, Hapoel Tel Aviv, Düdelingen aus Luxemburg, Fenerbahce Istanbul, zweimal Malmö, Dinamo Zagreb und Rijeka? „Geisterspiele sind für alle Beteiligten eine unangenehme Sache“, behauptete  Marco Rose vor seinem zweiten Anlauf, zum ersten Trainer zu werden, unter dem Salzburg den historischen Aufstieg schafft.

Zweimal gescheitert waren Giovanni Trapattoni, Huub Stevens und Roger Schmidt. Droht das auch Rose? Die Ausgangsposition scheint diesmal so gut wie noch nie. Österreichs Meister hat bereits mit dem Aufstieg ins Semifinale der Europa League im Frühjahr gezeigt, internationales Format zu besitzen. Die Mannschaft wurde über den Sommer kaum verändert, hat einen perfekten Saisonstart hinter sich: Sieben Siege in sieben Pflichtspielen mit 19:1-Toren. Trotzdem hat Rose Recht wenn er behauptet, dass Salzburg zwei sehr gute Tage brauchen wird, um sich seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen:“ Wir müssen konsequenter die Konter zu Ende spielen und konsequenter gegen de Ball arbeiten“, fordert Rose. Und wird damit Gehör finden: „In der Gruppenhase der Europa League wären wir ja schon, aber wir wollen einfach mehr“, bekräftigte de Abwehrchef Andre Ramalho. Und dabei muss  ganz Fußball-Österreich im Lager Salzburgs stehen. Höchste Zeit, dass nach fünf Jahren wieder der rot-weiß-rote Meister in der Gruppenphase der Champions League mitspielt.

Roter Stern Belgrad hat den russischen Erdgasriesen Gazpom als Sponsor. Dessen Millionen allerdings nicht wie in Wien bei der  Austria für den Nachwuchs vorgesehen sind, sondern für eine schlagkräftige Mannschaft. Die spielerisch mit der  von Salzburg nicht mithalten kann. Das zeigten schon die engen Partien gegen den slowakischen Meister Spartak Trnava, den die Serben erst im Nachspiel eliminieren konnten. In der regulären Spielzeit gelang zweimal kein Sieg. Aber die Rechnung, dass Salzburg in Belgrad vor leeren Rängen sicher auch das schaffen kann wie Trnava vor 37.000 Zuschauern, nämlich ein Unentschieden mit Auswärtstor, klingt zu einfach. Davon kann man nicht ausgehen. Salzburg muss in seinem  ersten Geisterspiel auf viele Provokationen eingestellt sein. Roter Sterns Trainer Vladan Milojevic weiß, dass die Chancen darin liegen, mit vielen taktischen Fouls Salzburg nicht auf Touren kommen zu lassen, das Spiel gleichsam zu zerhacken. Um dafür bei Kräften zu sein, konnte Roter Stern  in der Meisterschaft am Wochenende pausieren. Da muss Salzburg auf einiges eingestellt sein, wird es auch sehr auf den erfahrenen italienischen Schiedsrichter Daniele Orsato ankommen.

Und auch auf Salzburgs Torhüter. Für Cican Stankovic (Bild oben) wird es das bisher wichtigste Match in seiner Karriere, weil es richtungsweisend ist: Besitzt er die Nerven, um auch internationa der Rückhalt sein zu können? Eigentlich war ja der routiniertere und zehn Jahre ältere Deutsche Alexander Walke als Tormann für die internationalen Spiele eingeplant. Aber da der Deutsche in den Spielen gegen Mazedoniens Meister Shkendija wegen einer Hüftverletzung ausfiel, somit keine Spielpraxis hat und bei Rose fast nichts in Stein gemeißelt  ist,  bleibt es bei Stankovic.  Der beim 3:0 im Heimspiel gegen die Mazedonier mehrmals das „zu null“ rettete. Wenn dem 25jährigen das auch am Dienstag in Belgrad gelingt, dann haben er und Salzburg es geschafft, ist die Wachablöse im Tor des Meisters schon vollzogen.

 

 

 

Foto: © FC RB Salzburg Media (GEPA).

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