Was weder Meister Red Bull Salzburg in der Champions League noch ein anderer österreichischer Bundesligaklub in der Europa League in absehbarer Zeit schaffen werden, das gelang den Salzburger Jungbullen: Der Sprung unter die letzten Vier Europas in der Youth League, dabei so renommierte Klubs wie Manchester City, Paris St. Germain und Atletico Madrid ausgeschaltet. Bisher insgesamt 25 Tore erzielt und nur drei kassiert. Im Semifinale fordern sie Freitag ab 13 Uhr mittags beim Finalturnier in Nyon am Genfer See, wo Europas Fußballverband UEFA seinen Sitz hat, den großen FC Barcelona, vor drei Jahren der ersten Gewinner dieses Bewerbs.. Der Sieger trifft im Endspiel entweder auf Real Madrid oder Benfica Lissabon.
Viele trauen Salzburg sogar den ganz großen Triumph zu, der auch das Herz von Didi Mateschitz noch höher schlagen würde, als es bisher ohnehin schon passierte, als er bei den letzten Siegen auf der Tribüne applaudierte. Auch der 70jährige italienische Trainerguru Fabio Capello, einmal Champions League-Sieger mit Milan, insgesamt sieben Mal Meister mit Milan, Juventus, Roma und Real Madrid, spricht auf der UEFA-Homepage mit Hochachtung von dem gefährlichen Außenseiter im Konzert der Grossen: „Wer Salzburg unterschätzt, wird sich rasch wundern.“ Barcelona tut das laut seinem Trainer Gabriel de la Torre, früher als Spieler, der aus Barcelonas berühmter Nachwuchsschmiede „La Masia“ kam, unter dem Kurznamen Gabri bekannt (die Entdeckung von Louis van Gaal gehörte sieben Jahre zu Barcelonas Kader, auch zum dem, der 2006 unter Frank Rijkaard die Champions League gewann), tut dies nicht: „Allein schon die 25 erzielten Tore sagen alles, wer sieben von acht Partien gewinnen, hat Format“. Barcelonas Hoffnungen erzielten bisher sechs Tore weniger als die Jungbullen, kassierten vier mehr. Ihre zwei Stars waren zuletzt mit Spanien Unter 17-Europameister: Der schnelle Flügel Jordi Mboula, der bisher sieben Treffer erzielte, sowie Oriol Busqets. Er spielt auf der gleichen zentralen Mittelfeldposition wie Namensvetter Sergio in der Kampfmannschaft.
Salzburgs Pech: Es fehlen zwei Stützen. Der gelbgesperrte Linksverteidiger aus Ghana, Gideon Mensah, sowie Kapitän Xaver Schlager. Alle Diskussionen, ob der Assistkönig Freitag in Nyon oder Samstag in der Bundesliga gegen St. Pölten spielt, sind hinfällig. Ein Knochenmarksödem im Sprunggelenk stoppte den Mittelfeldspieler, den die UEFA als Salzburgs „weekly wonderkid“, sozusagen als Wunderkind der Woche, heerausstrich. Generell machten die Jungbullen seit dem Viertelfinaltriumph am 7. März die Erfahrung, dass es fast schwerer ist zu gewinnen, wenn sie mit Liefering in der zweiten Liga auch auf ältere und erfahrenere Gegner treffen, als gegen die besten Gleichaltrigen zu reüssieren.
Wen die UEFA ausser Xaver Schlager noch herausstrich: Mergi Berisha, der wie Mboula bisher sieben Tore erzielte, die meisten Schüsse aller Spieler in der Youth League abgab (22) und Hannes Wolf. Den „neuen Keita“ aus Mali, Mittelfeldmotor Amadou Haidara, haben sie offenbar übersehen. Der konnte inzwischen auch in der ersten Mannschaft aufzeigen. Etwa mit dem Tor, das den Aufstieg ins Cupsemifinale ermöglichte. Trainer Marco Rose, der die Mannschaft nur in der Youth League coacht: „Man kann aus jedem Spiel lernen, egal auf wen man trifft. Wir werden nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern versuchen, auch Barcelona zu dominieren.“ Sicher wird ein Großaufgebot an Scouts auf der Tribüne sitzen. Auch Österreichs früherer Ligavorstand Georg Pangl wird Salzburg im Coloyray Sports Centre die Daumen halten: Sein Büro als Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Liegen hat er in Nyon.