Sonntag sass Valentino Lazaro bei Inter Mailands enttäuschendem 1:1 in Lecce, nach dem der Rückstand auf Tabellenführer Juventus vier Punkte beträgt, der Vorsprung auf den Dritten Lazio nur noch zwei, wieder einmal auf der Bank, kam keine Minute zum Einsatz. Das würde sich für Österreichs Teamspieler ändern, sollte er das Kapitel Inter zumindest vorläufig beenden, auf Leihbasis in Englands Premier League zu Newcastle wechseln. Dort hätte er eine Startgarantie. Mit dieser Zusage stieg Lazaros Berater Max Hagmayr Sonntag Nachmittag in einen Lear-Jet, mit dem ihn Newcastle zu den Verhandlungen Samstag aus Linz abholte und einen Tag später wieder zurückflog. Ein Indiz, wie sehr Newcastles Trainer an Lazaro interessiert ist. Der heißt Steve Bruce (Bild oben links), war als Spieler eine Legende bei Manchester United, Kapitän und Innenverteidiger der Mannschaft von Sir Alex Ferguson, die zwischen 1991 und 1996 dreimal Meister und zweimal Pokalsieger wurde, dazu den Europacup der Cupsieger gewann. Als Trainer hatte er schon einmal mit einem Österreicher zu tun: Mit Paul Scharner zwischen 2007 und 2009 bei Wigan. Einer der ersten Fragen von Bruce an Hagmayr hieß: „Waren sie nicht damals auch bei Scharner dabei?“ Hagmayr konnte das verneinen.
Er sah Samstag Abend das glückliche 1:0 gegen Chelsea mit dem diskreten Ex-Rapidler Joelinton, mit 45 Millionen Euro Ablöse für Hoffenheim der bisher teuerster Einkauf von Newcastle, im Angriffszentrum. Die Überraschung gelang trotz sieben Ausfällen bei nur 23 Prozent Ballbesitz durch ein Kopftor in der Nachspielzeit. Bruce versicherte nachher Hagmayr, bei ihm würde Lazaro immer spielen und beginnen. In einer Offensivrolle als „winger“, sprich als Flügelspieler. Das klingt verlockend: „Aber wir sind noch nicht einig. Auch finanziell nicht. Das ist mit mir nicht leicht“, gestand Hagmayr. Und da gilt es wegen der Kaufoption noch einiges abzuklären. Lazaros Vertrag bei Inter läuft bis 2023. Also wird Hagmayr in den nächsten Tagen wieder nach Mailand fliegen, um Gespräche zu führen. Versuchen, auch in Erfahrung zu bringen, wie konkret das Interesse von Deutschlands Tabellenführer RB Leipzig an Lazaro wirklich ist: „Es wird noch einige Tage brauchen“, prophezeite Hagmayr.
Wenn es mit dem Leihgeschäft klappt, würde Lazaro von einer pulsierenden Metropole für Mode, teure Boutiquen und exklusive Restaurants mit 1,4 Millionen Einwohnern in eine beschauliche Universitätsstadt im Nordosten von England wechseln, die 300.000 Einwohner hat, als Hochburg für Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst gilt. Vom Meazza-Stadion, das 80.000 Zuschauer fasst, in den St. James Park, einen Hort der Leidenschaft, der Samstag mit 52.217 Besuchern restlos ausverkauft war. Die „Magpies“ liegend derzeit einen Rang und einen Punkt vor Ralph Hasenhüttls FC Southampton auf Platz zwölf, gastieren Dienstag im Goodison Park von Liverpool bei Everton, empfangen Samstag in der vierten Runde des FA-Cups den Drittligisten Oxford. Die bekanntesten Spieler sind der slowakische Teamtorhtüer Martin Dubravka und der Schweizer Teamverteidiger Fabian Schär. Bruce folgte letzten Juli auf den sehr beliebten Spanier Rafa Benitez, der mit dem Aufsteiger 2018 und 2019 den Klassenerhalt geschafft hatte, aber mit Klubeigner Mike Ashley nicht mehr klar kam und nach China „flüchtete“. Milliardär Ashley, der Besitzer der Sportartikelkette „Sports Direct“ ist bei den fanatischen Fans sehr umstritten. Sie werfen ihm vor, dass ihm seine persönliche Rendite mehr am Herzen liegt als der Erfolg des Klubs, Hagmayr nach dem ersten Lokalaugenschein: „Newcastle ist eine interessante Stadt mit einem noch interessanteren Klub, der neu verpflichteten Spielern Zeit gibt, Fuß zu fassen, sie nicht rasch beiseite schiebt!“ Damit offenbar anders als Inter ist.