Wenn Rapid viel rotierte, endete das zuletzt nicht gut. Sondern mit der Cupblamage gegen Stripfing oder letzten Sonntag mit dem 0:1 gegen Blau Weiß Linz. Hat der Kader wirklich nicht genug Qualität für den Tanz auf drei Hochzeiten, gibt es wirklich zwischen erster und zweiter Garnitur zu große Unterschiede? Seit Jänner 2023 engagierte Rapid nicht weniger als 22 neue Spieler, also zwei komplette Mannschaften. Im Gegenzug gab es 25 Abgänge, darunter von Stützen wie Nicolas Kühn, der unlängst mit zwei Toren in der Champions League bei Celtic Glasgow Schlagzeilen lieferte, Leopold Querfeld oder Niklas Sattlberger, der es bei Belgiens Tabellenführer Genk zum Stammspieler brachte.
5,835 Millionen Euro kosteten bisher die Transferaktivitäten der letzten 23 Monate. Falls etwa die Leihgabe Dion Beljo von Augsburg fix erworben wird, kommen noch einige Millionen dazu. Von den 22 Neuen sind vier inzwischen nicht mehr bei Rapid: Die holländischen Leihspieler Denso Kasius (jetzt bei Alkmaar), Nerayisho Kasanwirjo (jetzt bei Glasgow Rangers), Terrence Kongolo (jetzt bei NAC Breda) und Fally Mayulu. Der Stürmer war das beste Geschäft von Rapid: Er kam ablösefreie von Blau Weiß Linz, wechselte ein Jahr später nach elf Toren in 35 Partien, einige davon im Cup gegen unterklassige Gegner, um 3,5 Millionen in die zweite englische Liga zu Bristol.
Welche der 22 Einkäufe werden den Ansprüchen, die Rapid haben muss, gerecht? Dazu gehören zwei, die keine Ablöse kosteten. Der französische Innenverteidiger Serge Raux-Yao (Bild), der im Sommer vom Zweitligisten Rodez kam, bisher mit einer Ausnahme alle Partien absolvierte, war der bisher beste. Keine Ablöse kostete auch der ungarische Verteidiger Bendegüz Bolla, den man nach 23 Einsätzen doch als Verstärkung gelten lassen kann kann. Matthias Seidl kostete 400.000 Euro, in seienr zweiten Saison ist er Kapitän. Er steht auf einer Stufe wie Raux Yao, hat die Erwartungen erfüllt. Sicher trifft das auf den teuersten Kauf, Nenad Cvetkovic zu, für den Rapid an den israelischen Klub Ashdod 900.000 Euro zahlte. Sein Pech und das von Rapid war der Kreuzbandriss im August 2023. Oder auf Mittelfeldspieler Mamadou Sangare, der 700.000 Euro kostete, und Dion Beljo, der zuletzt nur Aluminium traf, aber mit 12 Treffern in 27 Partien bewies, zu wissen, wo das Tor steht. Dass er Rapid etwas bringt, zeigte seit dem Frühjahr auch der schwedische Offensivspieler Isak Jansson, der zunächst von Cartagena geliehen, dann um 250.000 Euro gekauft wurde. Die Bilanz: Fünf Tore und vier Assists in 24 Spielen. Sein Highlight war die „Gala“ zum 3:2 gegen Red Bull Salzburg. Allerdings ist er verletzungsanfällig. Samstag soll er in Salzburg ein Comeback feiern.
Dann wird es schon schwieriger, über Verstärkungen zu sprechen. Thierry Gale, für den der FC Dila aus Georgien 800.000 Euro kassierte, so viel wie bisher für keinen Spieler, war ein Dauerverletzter, der nur neun Spiele absolvierte. Lange verletzt war auch der aus der Regionalliga Ost von Mauerwerk gekommene Flügelflitzer Ismail Seydi, er zeigte in sechs Spielen nur gute Ansätze. Über Lukas Grgic, der 750.000 Euro kostete, gibt es geteilte Meinungen. Keine über Youngster Jakob Schöller: Der 19 jährige wird künftig zu Rapids Leistungsträgern gehören. Heimkehrer Louis Schaub erfüllte bisher selten die in ihm gesetzten Erwartungen, etwa mit dem Doppelpack zum 2:1 bei Basaksehir Istanbul. Bleiben zu viele, die bisher den Beweis schuldig blieben, auf Dauer Rapid etwas zu bringen, mehr als Durchschnitt oder Mitläufer zu sein: Dazu gehören Christoph Lang (600.000 Euro Ablöse, je fünf Tor und Assists in 31 Spielen), Noah Bischof (ein Tor in 15 Spielen), der deutsche Mittelfeldspieler Dennis Kaygin, Benjamin Böckle und der Norweger Tobias Borkeeiet (bisher nur ein Spiel über 90 Minuten im Cup gegen Donaufeld). Einer konnte den Beweis gar nicht antreten: Marokko-Stürmer Ryan Mmaee war nur verletzt.