Fußball

Sommer gegen Morata: Das Duell der großen Helden in der „Delta-Hochburg“

Zuerst Schweiz gegen Spanien in St. Petersburg, dann der Kracher zwischen Belgien und Österreich-Bezwinger Italien in München. Der Freitag, der erste Tag im EM-Viertelfinale, bringt die attraktiveren Paarungen. Die Schweiz schaltete Weltmeister Frankreich aus, Spanien Vizeweltmeister Kroatien. Beide jeweils nach einem 3:3 in der regulären Spielzeit. Die Schweiz brauchte das Elfmeterschießen, Spanien traf in der Verlängerung noch zweimal. Und so gibt es Freitag das Duell der Montag-Helden: Bei der Schweiz ist er Tormann Yann Sommer, der den entscheidenden Elfmeter von Kylian Mbappe abwehrte, bei Spanien Alvaro Morata, zuvor der Buhmann. Sein Supertor zum 4:3 in der Verlängerung veränderte alles.

Sommer erlebte bei der  EM schon zwölf Tage vor dem gehaltenen Elfmeter ein besonders Highlight: Nach dem 0:3 beim zweien Gruppenspiel gegen Italien flog er aus Rom nach Köln, um seiner deutschen Gattin Alina bei der Geburt der zweiten Tochter beizustehen. Er kam zwar etwas zu spät, aber der Anblick der kleine Nayla baute ihn total auf. Er war rechtzeitig in Baku, um beim Sieg gegen die Türkei wieder im Tor zu stehen und sorgte dann im ganzen Land für Euphorie und Ekstase. Die Schweizer Medien verrieten seit Dienstag alles über 32 jährigen Kapitän von Borussia Mönchengladbach. Er liebt die Musik von Bruce Springsteen, spielt leidenschaftlich gerne Gitarre, hat dabei den legendären Gitarristen der Rolling Stones, Keith Richards, zum Vorbild. Er meditiert mit Yoga, entspannt sich dadurch. Alle Behauptungen, er sei mit 1,83 Metern etwas zu klein für einen großen Tormann, führte er ad absurdum. „Wir haben wie gegen Frankreich nichts zu verlieren, können befreit spielen und so noch weit kommen!“, prophezeite er selbstbewusst.

Ob die Schweizer nochmals ihren Rückhalt im Tor bejubeln können? Das wird auch davon abhängen, ob es gelingt, den gesperrten Kapitän Granit Xhaka, den verlängerten Arm von Teamchef Vladimir Petkovic, annähernd gleichwertig zu ersetzen. Erster Anwärter ist ein ehemaliger und künftiger Schützling von Adi Hütter: Dennis Zakaria, der unter Hütter mit Young Boys Bern Schweizer Meister wurde, dann zu Borussia Mönchengladbach wechselte. Wo ihn eine Knieoperaton samt Folgen letzte Saison lange zum Pausieren zwang, ehe Gladbachs damaliger Trainer Marco Rose sich an seine Salzburg-Zeit zurückerinnerte und Zakaria zu Physiotherapeut Franz Leberbauer nach Fuschl schickte. Der brachte Zakaria wieder auf Touren.

Auch Morata kann befreit spielen. Befreit von der Rolle des Fan-Sündenbocks.  Das war er noch nach den drei Gruppenspielen. Hundertprozentige Chancen gegen Schweden und Polen vergeben, gegen die Slowakei einen Elfmeter verschossen. Pfeif-Konzerte gegen den Juventus-Star in Sevilla. Dann das Supertor gegen Kroatien: Mit rechts eine Flanke heruntergenommen, mit links unter die Latte geknallt! „Es stimmt, dass ich Dinge erlebt habe, die mir nicht gefallen haben. Aber man muss leiden, um dann einen so  großen Moment  erleben zu können.“ Jetzt weiß Morata: „Fast ganz Spanien ist bei mir.“ Auf jeden Fall Teamchef Luis Enrique, der ihn gegen alle Kritik mit einer Stammplatzgarantie geschützt hatte. Und behauptet: „Es gibt nirgendwo auf der Welt einen Nationaltrainer, der Morata nicht wertschätzen würde.“

Wer wird Freitag Abend jubeln? Sorgen macht allen die Corona-Lage in St.Petersburg. Die Delta-Variante „wütet“. Mittwoch 1503 neue Fälle, 111 Tote. Irgendwie zynisch, dass unter diesen Umständen um den Aufstieg ins Semifinale gekämpft wird. Die Swiss organisierte trotzdem einen Extraflug aus Zürich nach St.Petersburg. Und der ist ausgebucht.

Foto: UEFA.

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