Fußball

Sportchef im Trainingsanzug: Trotz Rapid denkt Almer an Cupfinale

Englische Wochen nicht nur in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz, sondern auch in Österreich: Der Dienstag und Mittwoch gehört der zweiten Runde im Uniqa-Cup mit 21 Vereinen aus der Bundesliga und elf aus den Landesverbänden und damit auch dem ORF, der vier Partien überträgt: Dienstag das Kärntner Derby zwischen Wolfsberg und Austria Klagenfurt sowie aus Graz GAK-Vorwärts Steyr auf ORF Sport+, Mittwoch Abend dann auf ORF 1 viereinhalb Stunden lang zunächst das grün-weiße Duell zwischen Burgenland und Wien, Mattersburg-Rapid und dann Austria gegen Titelverteidiger  Sturm Graz. Nicht zu sehen, aber auch interessant: Dienstag Abend  Hartberg gegen Wattens. Das Duell der Klubs mit den Powerladys an der Spitze. Bei Hartberg die Wiener Pharmaunternehmerin Brigitte Annerl, die den Klub in die Bundesliga pushte, sich auch von Lizenzverweigerung in zwei Instanzen nicht abschrecken ließ. Jetzt halten sich die Oststeirer in der Zwölferliga viel besser als man es ihnen anfangs zutraute. Bei Wattens die ehrgeizige Diana Langes-Swarovski, die vor fünf Jahren auf „Befehl“ ihres Vaters den Klub übernahm, ihn unbedingt als Nummer eins in Tirol vor Wacker Innsbruck positionieren will. Derzeit liegt Wattens auf Platz zwei der zweiten Liga. Die sie auch im neuen Aufsichtsrat der Bundesliga vertritt. Zudem ist sie ÖFB-Botschafterin.

Im Mittelpunkt stehen jedoch sicher  die zwei Bundesligaduelle. Davor gab´s nur für eine vier Mannschaften ein Erfolgserlebnis. Für Mattersburg mit dem 2:1 in Graz gegen Sturm. Da konnte der neue Sportchef Robert Almer erstmals, seit dem er vor einem Monat den Job in einer schwierigen Lage nach dem fürchterlichen 0:6-Heimdebakel gegen Wolfsberg übernahm, durchatmen:  Erster Sieg seit 28. Juli, seit dem Ligastart in Altach. Almer ist der einzige Sportchef in der Liga, der vor dem Match beim Aufwärmen dem Tormann einschießt, danach im Trainingsanzug auf der Bank sitzt. Denn er blieb auch weiterhin das, was er schon zu Beginn der  Saison  war, nämlich Tormanntrainer. Eine Doppelfunktion, die ziemlich stressig ist.

Der einzige Punkt, den er mitnehmen konnte, war bei der „Premiere“ in Doppelfunktion  in der Südstadt gegen Admira. Seit Mattersburgs Präsident Martin Pucher den von ihm sehr geschätzten Ex-Teamkeeper Almer zehn Jahre nach seiner aktiven Zeit in Mattersburg zum Nachfolger von Franz Lederer machte, passierte schon einiges: Da kam mit Klaus Schmidt ein neuer Trainer, wurden mit Europa-Bummler Martin Pusic, der bisher bei jedem seiner zwei Einsätze ein Tor erzielte, und Ex-Rapidler Philipp Prosenik zwei neue Stürmer geholt. Ob Mattersburg im Cup auf den  gegen seinen Ex-Klub möglicherweise besonders „geladenen“ Prosenik setzt, der ja durch ein Tor im Wolfsberg-Dress zum 1:0 im Hütteldorfer Allianz-Stadion im Herbst 2016 für das Ende von Trainer Mike Büskens und Sportchef Andreas Müller gesorgt hatte? Am Wochenende stürmte Prosenik bei den Amateuren in der Regionalliga Ost, erzielte ein Tor.

Almer begann noch zu aktiven Zeiten, bevor das rechte Knie die Fortsetzung der Tormannkarriere im Austria-Dress nicht mehr zuließ, ein Management-Studium an der Fachhochschule Burgenland in Eisenstadt. Das hilft ihm jetzt, beide Aufgaben unter einen Hut zu bringen ebenso wie Mitarbeiter, auf die er sich bei Vertragsgesprächen und Abschlüssen verlassen kann. Aber zur  Dauerlösung soll das nicht werden, weil sich das mit Professionalität nur schwer vereinbaren lässt. Auf Dauer ist es Almer auch als Ziel zu wenig, den Klassenerhalt zu schaffen: „Wir sollten uns wieder dorthin orientieren, wo wir schon waren.“ Das ist Platz sechs aus der vergangenen Saison und das Cupsemifinale. Den ausgezeichneten Ruf der Akademie kann er nur in Sachen Infrastruktur nachvollziehen: „Aber es schafften zuletzt zu wenig Talente daraus den Sprung in die Kampfmannschaft. Daran muss man arbeiten, da kommt es in erster Linie aber auch auf die Spieler an.“

Mit dem Erfolg von Graz im Rücken will sich Mattersburg vor Rapid nicht verstecken: „Warum sollte es für uns nicht möglich sein, ins Endspiel zu kommen? Der Cup bietet ja die größte Chance, in sechs Spielen einen Titel zu holen. Das muss man vorher als Ziel ausgeben.“ Er wird es tun. Trainer Klaus Schmidt weiß aus seiner letzten Saison bei Altach, wie man Rapid ärgern kann: Von vier Duellen ging nur das letzte in Hütteldorf mit 1:4 verloren. Zuvor gab es in Altach ein 2:2 und 0:0, in Hütteldorf ein 2:1 durch zwei späte Elfmetertore von Hannes Aigner, das Rapid sehr weh tat! Ähnliches will Schmidt auch am Mittwoch im Pappelstadion schaffen.

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