Rapid flog gestern aus dem Trainingslager Belek zurück nach Wien. Im selben Flugzeug wie der Erzrivale Austria. Nicht an Bord war Geschäftsführer Steffen Hofmann, der die Türkei am Wochenende verlassen hatte. Er jubelte in Hütteldorf über eine Neuverpflichtung. Nicht für die Profis, die zum Kompetenzbereich von Sportchef Markus Katzer gehören, sondern über eine für Rapids zweite Mannschaft, die zu Hofmanns Verantwortlichkeiten zählt. Das 20 jährige Talent, dessen Rückkehr nach dreieinhalb Jahren Hofmann begeistert, heißt Philipp Wydra. Mit dessen acht Jahre älterem Bruder Dominik, einem defensiven Mittelfeldspieler, hatte Hofmann von 2012 bis 2015 zusammen gespielt. Der jüngere Wydra ist hingegen ein Offensivspieler. Als er 2019 aus dem Rapid-Nachwuchs zum 1. FC Köln wechselte, tat dies dem damaligen Talentemanager Hofmann sehr weh. Wydra zeigte auch in der U 17 der Kölner mit 17 Toren und 19 Assists in nur 16 Spielen sein großes Potenzial. 22 Partien bestritt er in der zweiten Kölner Mannschaft in der Regionalliga West. Im Frühjahr stoppte ein Meniskuseinriss den Höhenflug. Zuvor trainierte er bereits mehrmals bei den Profis mit den Ex-Rapidler Florian Kainz und Dejan Ljubicic unter Steffen Baumgart.
Wegen des lädierten Knies verpasste der 22 fache Nachwuchsteamspieler die Unter-19-EM in der Slowakei und auch die Sommervorbereitung in Köln. Im Herbst kam er nicht auf Touren, womit sein „Heimweh“ nach Rapid entstand. Er feierte im November sein Debüt in Österreichs U 21 beim 1:1 gegen die Türkei in Kroatien, unterschrieb bei Grün-Weiß bis Sommer 2026. „Er hat einen hervorragenden linken Fuß, Stärken im eins gegen eins und im Abschluss“, lobte Hofmann. Auch wenn Rapid versucht, den Ball flach zu halten, den Heimkehrer vorerst für Rapid II bei Stefan Kulovits eingeplant hat, man erwartet doch einiges von dem Youngster, der bei Hofmann bis 2026 unterschrieb (Bild oben). Es wäre es gar keine Überraschung, sollte Wydra bereits im Frühjahr sein Debüt bei den Profis in der Bundesliga feiern.
Personell einiges tut sich bei den Nachzüglern. Altachs Trainer Miroslav Klose verlor nach dem von Red Bull Salzburg zurückbeorderten Amankwah Forson mit dem 19 jährigen Franzosen Alex Tibidi (fünf Tore und ein Assist in 19 Spielen) den zweiten Offensivspieler. Das brachte Altach zwar 600.000 Euro in die Kassa, bedeutet aber zweifelsohne eine Schwächung. So viel zahlte der VfB Stuttgart an Altach, um den Leihvertrag mit Tibidi vorzeitig beenden zu können. Der Hintergrund: Stuttgart verkaufte Tibidi an Troyes, den 14. der französischen Ligue 1, um 2,5 Millionen. Offenbar trauen die Schwaben Tibidi nach einem halben Jahr in Altach den Sprung in die deutsche Bundesliga nicht zu. Der Mann, der für den VfB Stuttgart die verliehenen Spieler beobachtet und bewertet, hat eine Rapid-Vergangenheit: Ex-Sportchef Helmut Schulte.
Schlusslicht Hartberg rüstet hingegen auf. Die Rückkehr von Donis Avdijaj nach sechs Monaten auf Leihbasis vom FC Zürich wurde offiziell. In der ersten Runde der Saison hatte Avdidaj noch beide Tore zum 2:1-Heimsieg gegen Altach erzielt. Trainer Markus Schopp erwartet vom 26 jährigen ähnliches im Frühjahr und eine Verstärkung im Kampf um den Klassenerhalt. Die nächste ist im Visier: Der zentrale Mittelfeldspieler Turgay Gemicibasi, letzte Saison eine Stütze bei Austria Klagenfurt. Im Sommer verliehen ihn die Kärntner an Kasimpasa Istanbul, wo der Türke aber floppte. Jetzt will er zu Hartberg. Da er bei Klagenfurt einen Vertrag bis 2024 hat, kostet er eine Ablöse. Die Verhandlungen zwischen Hartberg und Klagenfurt schauten bisher nicht nach Einigung aus. Zudem hat Hartberg schon mit Avdijaj neun Ausländer unter Vertrag. Noch die Kroaten Marin Karamako und Matje Horvat, den Franzosen Ruben Providence, den Türken Okay Aydin, den Ghanaer Seth Paintsil, den als Adidas-Nachfolger geholten Israeli Eylon Almog, den Rumänen Patrick Gante und den bisher sehr diskreten Schweden Albert Ejupi. Nur sechs dürfen am Spielbericht stehen, Hartberg kann auf die Gelder aus dem Österreicher-Topf nicht verzichten. Es gibt Spekulationen, dass der rekonvaleszente Almog nach der Behandlung in Israel nicht mehr in die Steiermark zurückkommt.,