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Steirermen are very, very good for Premier league

Sogar aus Leipzig kamen nette  Worte in Richtung Ralph Hasenhüttl vor dessen Einstand in der Premier League am Samstag bei Southampton. Trotz aller Dissonanzen bei der Trennung vor sechs Monaten, die von dem Österreicher ausgegangen war, sprach Sportvorstand Ralf Rangnick von einer guten Liga, einem guten Verein, einer guten Gegend, in der es nicht so oft regnet, insgesamt  einer guten Wahl. Mit der Gratulation  zeigte er zumindest verbal Größe. In Deutschland wird der Mut des 51jährigen Grazers anerkannt, die Herausforderung zu suchen, bei einem Abstiegskandidaten in England einzusteigen. statt auf Grund seines sehr guten Rufs auf lukrative Angebote aus der Bundesliga zu warten, die sicher gekommen wäre. Eines aus Leverkusen hatte er schon abgelehnt. Um in England einen „langen harten Weg“ zu gehen, wie Hasenhüttl die Aufgabe und den nächsten Schritt bei Southampton sieht.

Bei der Einstandspressekonferenz am Donnerstag hinterließ er mit guter Laune und flotten Sprüchen in fließendem Englisch einen optimistischen Eindruck. Als er seinen Namen mit „small hut for a rabbit“, einer kleinen Hütte für Hasen, erklärte. Als er bei allem Respekt vor der Arbeit des deutschen Trainers beim FC Liverpool es ablehnte, als Alpen-Klopp, bezeichnet zu werden, weil er selbst wie bisher auf allen Stationen Spuren hinterlassen will. In dem er als vordringlichste Aufgabe  die Abwehr stabilisiert, die zuletzt  zu leicht zu viele Gegentore kassierte, Dazu will er die Spieler rasch ans Limit bringen. Und wer da nicht mitzieht, wird keinen Platz haben.

Anders als bisher ist er zumindest anfangs sehr auf seinen Assistenten Kelvin Davies, einen ehemaligen Tormann, angewiesen. Weil Hasenhüttl die Liga noch zu wenig kennt, die Taktiken der Gegner. Und bei dem dichten Programm mit sechs Spielen innerhalb von 25 Tagen nicht viel Zeit bleiben wird, um im Training neue Automatismen einzustudieren. Was ja bisher zu Hasenhüttls Stärken zählte. „Die Titanic ist in Southampton abgefahren“, meinte er lächelnd zu den englischen Medien, „ich hoffe, nicht gleich auf den ersten Eisberg zu prallen.“ Der erste wartet Samstag in Wales, im 33. 316 Zuschauer fassenden Cardiff City-Stadium.

Da empfängt der 16., nämlich Aufsteiger Cardiff, den 18. Southampton.  Einen Spieler mit bekanntem Namen sucht man im Kader Cardiff vergeblich.  Einen Österreich.Bezug hat der bärtige isländische Mittelfeldspieler Aron Gunnarsson durch den Außenseitertriumph bei der Europameisterschaft 2016 in Paris. Hasenhüttls Gegenspieler auf der Trainerbank ist der 68jährige Neil Warnock. Der bezeichnet Cardiff als besten Job seines Lebens, weil er den Klub am 5. Oktober 2016 als Vorletzter der zweiten Liga übernommen hatte. Es stand ja auch einmal ein Österreicher bei Cardiff unter Vertrag, nämlich Guido Burgstaller. Geholt 2014 um 700.000 Euro von Rapid vom ehemaliger Manchester United-Stürmer Ole Gunnar Solskjaer. Als der Norweger als Trainer gehen musste, war Burgstaller ohne Kommentar nicht mehr gefragt. Nach einem halben Jahr löste er den Vertrag, wechselte ablösefrei nach Nürnberg, brachte die Karriere wieder in Gang.

Hasenhüttl ist zu wünschen, dass er in zwei Jahren Southampton als besten Job seines Lebens bezeichnen wird. Dann würde sich auch Vorstandschef Ralph Krueger dazu gratulieren, den Steirer verpflichtet zu haben. Das Programm bis zur zehntägigen Pause im Jänner hat es in sich: Auf Cardiff folgt das Heimspiel gegen Arsenal als krasser Aussenseiter. Vor Weihnachten kommt noch das Auswärtsspiel gegen Huddersfield, derzeit einen Platz vor Southampton. Am „Boxing Day“ nach Weihnachten gastieren die  „Saints“ in London bei West Ham.  Marko Arnautovic kann „St.Ralph“ nicht gefährlich werden, da er wegen einer Oberschenkelverletzung erst im Jänner wieder einsatzfähig sein wird. Am 29. Dezember empfängt Southampton Manchester City, am 2. Jänner wartet Chelsea in London an der Stamford Bridge.

Ein Hammerprogramm angesichts von Hasenhüttls erstem Ziel, die Abstiegszone so rasch als möglich zu verlassen. Wenn das gelingt,  kann man den Refrain des Gassenhauers des Stoakogler-Trios sofort umtexten. Nicht mehr in Anspielung auf Arnold Schwarzenegger „Steirermen are very, very good for Hollywood“, sondern als Hommage an Hasenhüttl „Steirermen are very, very good for Premier League.“ Dann wäre er wahrscheinlich auch der Türöffner für andere österreichische Trainer auf der Insel. In Österreich sorgte Hasenhüttl dafür, dass Cardiff-Southampton bei tipp 3 bis Freitag das meistgewettete Spiel für das Wochenende war. 71 Prozent der Kunden trauten ihm einen Sieg zum Einstand zu.

Foto: Fussball Bild .

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