Wer seit Einführung der Dreipunkteregel 1995/96 nach 19 Runden in der deutschen Bundesliga mit sechs Punkten Vorsprung führte, holte in 13 Fällen auch den Titel. Mit dem Gesetz der Serie spekulierte Bayern München Samstag vergeblich. Der Sechspunkte-Vorsprung wäre zwar möglich gewesen, da der einzige ernste Verfolger RB Leipzig ohne vier Stammspieler am Abend bei Borussia Dortmund durch ein Tor von Aubameyang 0:1 (0:1) verlor, aber Bayern gelang es davor am Nachmittag nach acht Siegen in Serie nicht, daheim Schalke zu schlagen. Nur 1:1 (1:1) , wobei der Aussenseiter aus Gelsenkirchen in der ersten Hälfte die bessere Mannschaft war. Da rächte es sich auch, dass Trainer Carlo Ancelotti an die bevorstehenden englischen Wochen mit der Champions League dachte und rotierte. Die etatmäßigen Aussenverteidiger Philipp Lahm und David Alaba kamen erst nach 57 Minuten. Mit ihnen entwickelten die Bayern zwar mehr Druck, aber es reichte nicht. Auch weil der Spanier Martinez Alabas ideale Flanke nicht zum 2:1 nützen konnte. Alaba tauschte nach dem Schlusspfiff mit Schalkes Abwehrchef und Torschützen, dem Brasilianer Naldo,das Trikot.
Schalkes Österreicher Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller machten ihre Sache gut: Burgstaller irritierte beim schnellen Ausgleich nach Lewandowkis Führung durch Naldos Freistoss Torhüter Neuer, traf bei 1:1 mit links fünf Minuten vor der Pause die Latte. Das wäre fast der erste Burgknaller in der Münchener Allianz-Arena gewesen. Schöpf beherrschte Alaba-Ersatz Bernat so gut, dass der Spanier ausgetauscht wurde: „Vor der Pause zeigten wir Mut, spielten gut, ließen uns vom schnellen Rückstand nicht beeindrucken“, zeigte sich Burgstaller nach seinem ersten Auswärtsspiel mit Schalke zufrieden. Durch den Schalke-Stop für Bayern hätte Leipzig mit einem Sieg in Dortmund bis auf einen Punkt an den Tabellenführer ran kommen können. Das gelang nicht, aber die drittee Saisonniederlage nach Ingolstadt und Bayern (das sind auch die letzten drei Auswärtsspiele) bedeutete nur insgesamt vier Punkte Rückstand. Und der Spruch von Trainer Ralph Hasenhüttl gilt weiter: „Ohne uns wären die Bayern doch im März garantiert wieder Meister.“ Er gestand Dortmunds verdienten Sieg ein: „Aber mit den Möglichkeiten, die wir hatten, verdienen wir trotz Niederlage ein Riesenkompliment. Ich bin stolz auf die Mannschaft.“
8000 Leipzig-Fans unter den 81.000 Zuschauern in Dortmund, Vorstandschef Oliver Mintzlaff und Sportchef Ralf Rangnick stellten sich in den Leipzig-Sektor. Ohne Sabitzer, Forsberg, Werner und Demme begann eine Mannschaft, die in dieser Besetzung noch nie zusammen spielte. Erstmals mit Rami Khedira, dem Bruder des deutschen Teamspielers, von Beginn. Aber der Aufsteiger zeigte in dieser „Umschaltorgie“, warum er auf Rang zwei steht. Weil Dortmund im Finish Riesensitzer auf das zweite Tor vergab, hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Aber der eingewechselte Amateur Palacios stand in der 95. Minute um Millimeter im Abseits, als er ins Netz traf. Wie wichtig der Sieg für Dortmund war, zeigten die emotionellen Gesten von Thomas Tuchel: Jubelsäge nach dem Goldtor, höhnische Gesten zu Hasenhüttl nach dem annulierten Ausgleich, die er sich besser geschenkt hätte, wie er selbst zugab.
Noch eine kleine Spur stolzer als Hasenhüttl auf die Leipziger Verlierer durfte Peter Stöger auf seinen 1.FC Köln sein. Das 1:0 (0:0) gegen Wolfsburg bedeutete den ersten Sieg über den VW-Werksklub seit sieben Jahren, daheim sogar seit April 2006. Köln spielt seine beste Saison seit 27 Jahren, ist daheim seit April 2016 in elf Partien saisonübergreifend ungeschlagen. Gab´s seit 25 Jahren nicht mehr. Wolfgang Overath, die Kölner Ikone, Weltmeister von 1974, kam erstmals seit 2011 wieder ins Stadion. Der Ex-Präsident hatte sich nach seinem Rücktritt noch vor Stögers Ära mit dem Nachfolger überworfen, jetzt wieder ausgesöhnt. Die Entscheidung fiel erst in der 82. Minute durch einen umstrittenen Elfer.Umstritten, weil Torjäger Anthony Modeste mit einem Knie abseits stand, bevor er den Elfer herausholte und auch verwandelte. Sein 15. Saisontreffer, so oft traf Modeste zuvor noch nie.Es war Kölns erster Elfer seit Oktober, den letzten hatte der Franzose vergeben. Durch den Sieg liegt Köln zumindest für 24 Stunden auf Rang sechs. Der würde die ersehnte Qualifikation für den Europacup bedeuten. Stöger wurde nachher auf der Pressekonferenz gefragt, ob er für diesen Erfolg eine Erfolgsprämie im Vertrag hat. Er fragte vor laufenden Kameras und Mikrofonen bei Sportvorstand Jörg Schmadtke, der im Saal zuhörte, nach und antwortete grinsend mit Daumen in die Höhe: „Ja, ich hab!“