Sechs Siege hintereinander, die gab´s bei Sturm Graz bisher noch nie. Also belohnte Trainer Franco Foda diese Serie nach dem 1:0 (0:0) im ausverkauften Spitzenduell gegen Meister Red Bull Salzburg mit drei freien Tagen für seine Tabellenführer. Fünf Zähler Vorsprung auf den Titelverteidiger nach sechs Runden mit dem Punktemaximum. Hätte dies jemand Foda vor Saisonbeginn prophezeit, er hätte den für verrückt gehalten. Wahnsinn, dass Sturm alle diese Siege, darunter in Wien gegen Austria und Rapid, mit je einem Tor Differenz gelangen. Gegen Salzburg in der Grazer Gluthitze gab es dazu erstmals in dieser Saison kein Verlusttor. „Das Dumme ist nur, es geht noch 30 Runden“, bemerkte Foda zu Jubelstimmung und Meisterträumen, „wir müssen weiter jedes Spiel an unsere Leistungsgrenze gehen.“
So gelang es, als erste Mannschaft der Liga in diesem Jahr kein Tor gegen Salzburg zu bekommen, 34 Passes abzufangen und 63 Prozent der Zweikämpfe zu gewinnen. Bedeutete Salzburgs erste Niederlage unter Trainer Marco Rose, saisonübergreifend nach 17 Runden. Geschlagen als optisch überlegene Mannschaft auch mit den eigenen Waffen, dem Pressing. Damit überraschte Sturm die Salzburger nach 52 Minuten. Fehler von Duje Caleta-Car und Valon Berisha, wodurch Sandi Lovric an den Ball kam und Deni Alar bediente: „Dann hab ich den Ball reinschiessen müssen“, bemerkte Sturms Kapitän lächelnd zu seinem goldenen Tor. Er traf in jeder der letzten drei Runden. Auch in Hütteldorf. Sicher einer der Fehler von Rapids Ex-Sportchef Andreas Müller, Alar ziehen zu lassen.
Rose fand Salzburgs Leistung dennoch okay, lieferte sich nachher ein Wortgefecht mit Referee Robert Schörgenhofer. Weniger wegen einer falschen Abseitsentscheidung, die vielleicht Salzburgs Führung in der ersten Hälfte verdiente. Das könne passieren, konzedierte der Deutsche, der vergeblich darauf wartete, dass der Schiedsrichter Größe zeigte, sich dafür entschuldigt hätte. Darauf warteten beim Vorarlberger aber schon vor Rose einige Trainer vergeblich. Schörgenhofer erinnerte Rose lieber an die vergebene Ausgleichschance von Patrick Farkas. Da kann man eigentlich nur den Kopf schütteln, Roses Ärger verstehen.
Mehr als drei Stunden nach dem Schlusspfiff in Graz prophezeite der ehemalige Sturm-Abwehrchef Heribert Weber im Wiener „Sky“-Studio, dass er seiner früheren Mannschaft durchaus zutraue, auf Platz eins zu überwintern. Mit ein Grund: Im Herbst keine zusätzliche Belastung durch die Europa League wie bei Salzburg und der Austria. Die ihre Hochstimmung von der Auslosung zur Europa League mit Milan und Rijeka durch den dritten Meisterschaftssieg hintereinander, das 3:1 (1:0) in der Südstadt gegen Admira prolongierte, damit als Dritter in die zweiwöchige Länderspielpause geht. Aber schon sieben Punkte hinter Sturm zurückliegt. Schnelle Konter über Flügelflitzer Felipe Pires bedeuteten den Schlüssel zum Erfolg, sorgten für die ersten zwei Tore. Das erste leitete Tormann Osman Hadzikic mit einem schnellen Auswurf ein. Für den dritten Treffer sorgte der südkoreanische Mittelfeldspieler Jin Hyun-Lee bei seinem Ligadebüt einen Tag nach dem 20. Geburtstag. Der Zwischenspurt nach einem total verpatzten Start ist gelungen. Aber Trainer Thorsten Fink stellte fest: „Es ist schon noch Luft nach oben da.“