Fünf Tage nach seinem abgeklärten Debüt in Österreichs Team wartet auf Philipp Lienhart in seinem achten Spiel mit dem SC Freiburg in der deutschen Bundesliga wohl die härteste Prüfung: Samstag gegen Bayern in der Münchener Allianz-Arena im ersten Match der vierten Ära von Jupp Heynckes. Da werden sie alle glänzen wollen. Goalgetter Robert Lewandowski ebenso wie Kapitän Thomas Müller, Arjen Robben, der Franzose Kingsley Coman etc. Bei seinen ersten zwei Auswärtsspielen mit Freiburg in Leipzig und Leverkusen konnte Innenverteidiger Lienhart jeweils vier Verlusttore nicht verhindern, dann kam in Bremen eines von drei „zu null“ in sechs Runden. Was folgt in München?
Die bisherige Bilanz von Österreich Teamneuling in Freiburg kann sich sehen lassen. In allen sieben Spielen in der Startformaton, nie ausgetauscht. Unaufgeregt, ganz ruhig. Und so scheint er im Transfer-Zeugnis einer Liga, die im Sommer über 600 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hat, nach einem Viertel der Saison im Spitzenfeld auf. Der 21jährige Niederösterreicher bekam in „SportBild“ mit Note zwei plus sogar das drittbeste Zeugnis aller Einkäufe.Wenn man dazu in Relation stellt, dass er vorerst als Leihspieler von Real Madrid nur eine halbe Million kostete, erst im Sommer 2018 richtig teuer wird, wenn Freiburg die festgelegte Option um fünf Millionen zieht, um ihn fix zu kaufen, dann war Lienhart sogar ein Königstransfer. Die Option gilt aber nur, wenn Freiburg in der Bundesliga bleibt, nicht absteigt. Das soll ja der solide Innenverteidiger Lienhart verhindern.
Note eins bekam nur ein Neuer von Tabellenführer Borussia Dortmund: Ukraine-Star Andrij Jarmolenko, der allerdings 25 Millionen Ablöse an Dynamo Kiew kostete. Nach ihm kommt noch ein Neuer von Dortmund, der aus Freiburg geholte Kreativspieler Maximilian Philipp, mit eins minus. Philipp erzielte bereits vier Tore, gilt mit Jarmolenko als gefährlichste Dribble-Duo der Liga. Für Philipp bekam der Lienhart-Klub 20 Millionen. Auf Philipp folgt in der Zeugnis-Verteilung ein Trio mit zwei plus: Matthew Leckie, der Flügelflitzer von Hertha BSC Berlin, Abdou Dialla, Innenverteidiger von Mainz, und Lienhart. Für Diallo, Kapitän von Frankreichs U21, musste Mainz allerdings fünf Millionen an Meister AS Monaco überweisen, der Australier Leckie kostete Hertha drei Millionen, die Absteiger Ingolstadt bekam.
Lienhart, der beste der acht Freiburg-Neuen, war bis jetzt sicher jeden Euro wert. Er ließ prominente Neueinkäufe hinter sich: Kevin Kampl, Leipzigs 20 Millionen-Transfer mit Salzburg-Vergangenheit, erhielt nur Note vier plus, Jhon Cordoba, 17 Millionen-Stürmer vom 1.FC Köln die Tiefstnote sechs, Corentin Tolisso, mit 41 Millionen Bayerns bisheriger Rekordkauf, Note vier. Auch wenn das nur Momentaufnahmen sind, sie sprechen für Lienhart. Die anderen Österreicher, die im Sommer wechselten: Note drei für Michael Gregoritsch, der Augsburg 5,5 Millionen kostete, vor allem wegen seines Siegestors gegen RB Leipzig. Drei auch für Valentino Lazaro, den Hertha BSC Berlin nach seinen bisherigen zwei Einsätzen schon fix erwarb. Vier für Österreichs neuen U21-Kapitän Konrad Laimer, der bei Leipzig im Mittelfeld um seinen Platz kämpfen muss, im Sommer mit sieben Millionen Ablöse der teuerste österreichische Einkauf in Deutschland war. Noch hinter Laimer Florian Grillitsch mit vier minus. Die Vorbehalte von Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann, zu wenig Power auf den Platz zu bringen, konnte Grillitsch auch in Österreichs Teamdress gegen Serbien und Moldawien nicht entkräften.
Interessant, dass Freiburg gegen Bayern mit zwei 21jährign Innenverteidigern operieren wird, die in ihrer Heimat schon Teamspieler sind, aber nicht zur WM 2018 fahren: Zu Lienhart der Türke Caglar Söyüncü. Er hat schon acht Teameinsätze mehr als Lienhart, zuletzt ging es ihm aber schlechter: 0:3 gegen Island in Eskisehir, 2:2 gegen Finnland in Turku.