Fußball

Trotz Aufstieg hat Rapid keinen Grund zum Feiern, sondern nach Djuricins Geste neue Sorgen

Nur Zentimeter fehlten und die Saison wäre für Rapid schon Ende September, nach nur zweieinhalb Monaten komplett zerstört gewesen. Chancen auf den Meistertitel sind ohnehin keiner da, aber fast wären auch die auf den ersten Cupsieg weg gewesen. Hätte Mattersburgs Verteidiger Daniel Kerschbaumer den fünften Elfer im Penaltyschießen verwandelt. Aber er traf nur die Latte. Zentimeter tiefer und Thomas Murg, der  beste Rapidler der letzten Wochen, wäre wohl am liebsten im Boden versunken: In der vorletzten Minute der Nachspielzeit traf er die Latte, dann scheiterte er mit dem vierten Elfmeter an Mattersburgs Tormann Martin Kuster. Mattersburg führte nach dem 1:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung in der Penaltyentscheidung mit 4:3. Dann bewies Deni Alar eiserne Nerven, traf beim fünften Penalty zum 4:4.  Kerschbaumer an die Latte, daher musste jeweils der sechste Schütze ran. Für Rapid traf Dejan Ljubicic, bei Mattersburg Lukas Rath nicht. Richard Strebinger hielt, sorgte für Glücksgefühle bei den Rapidlern, denen laut Kapitän Stefan Schwab ein Stein vom Herzen fiel. Ende gut, alles gut? Mitnichten.  Auch wenn man durchaus der legitimen  Meinung sein kann wie Trainer Goran Djuricin, dass am Ende nur das Weiterkommen zählt: Die Leistung gab keinen Grund, hoffnungsvoll in die nächsten Spiele zu sehen. Man musste nur die von den ORF-Kameras eingefangene Miene von Sportchef Fredy Bickel auf der Betreuerbank sehen. Die sagte alles.

Christoph Knasmüllner sorgte zwar mit seinem ersten Pflichtspieltor nach idealem Pass des Ex-Mattersburgers Marvin Potzmann für Rapid in nationalen Bewerben für die Führung, aber ein von Stephan Auer unnötiger verschuldeter Elfmeter sorgte in der Nachspielzeit der ersten Hälfte für den Ausgleich von Mattersburg durch Marko Kvasina. Von Knasmüllner war ansonst nicht viel zu sehen, Djuricin tauschte ihn gegen Andrija Pavovic aus. Aber der Serbe fiel erst positiv auf, als er Rapids zweiten Elfer verwandelte. Einen frischen Eindruck hinterließ Rapid auch nicht, obwohl von der Startformation bis auf Auer, Mario Sonnleitner, Schwab, und Veton Berisha, der wieder einmal viel, wenn nicht alles schuldig blieb, alle letzten Sonntag in Salzburg anfangs pausieren durften oder höchstens nach der Pause kamen. wie Murg, Andrij Ivan und Alar.  Viel geholfen hat´s nicht.

Nach Schlusspfiff ertönten trotz Aufstieg aus dem Rapid-Fansektor wieder „Gogo raus“-Rufe. Danach verlor der Trainer offenbar erstmals die Nerven, ließ sich mit Blick zu den Rufen gegen ihn zu einer Geste hinreißen, die der langjährige Teambetreuer Kurt Deringer zu verhindern versuchte (Bild oben), aber damit zu spät kam. Das Foto, wie sich Djuricin sichtlich verärgert mit dem Finger an den Kopf tippt, kursierte nicht einmal eine Stunde nach Schlusspfiff im „Austrian Soccer Board“ und in den sozialen Netzen. Wenig später war sie auch in der Cupsendung des ORF zu sehen. Die Fanszene zeigte sich empört, kündigte Aktionen für das Samstag-Spiel gegen Didi Kühbauers St. Pölten im Allianz-Stadion an. Die Rapid-Version heißt, dass sich Djuricin gekratzt hat, nicht den Vogel gezeigt hat. Die wird diesen Fans, die ihr Ding durchziehen wollen, wenig glaubhaft erscheinen. Droht alles zu eskalieren? Die Situation scheint nicht mehr in den Griff zu kriegen sein, sondern noch explosiver zu werden. Von der Devise „gemeinsam kämpfen und siegen“, die vom legendären Dionys Schönecker aus den Rapid.Anfangszeiten stammt, die überall im Inneren des Allianz-Stadion an den Wänden steht,  ist Grün-Weiß derzeit meilenweit entfernt.

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