Fußball

Unnötige Aufregung rund um die Eröffnung des neuen LASK-Tempels

Knapp über 7000 hieß der Zuschauerschnitt in der Bundesliga vor der WM-Pause, lag damit rund zehn Prozent über dem vor Corona. Die 38 797 Besucher in der letzten Runde brachten einen Schnitt von 6451, die Chefetage der Liga erwartet am Ende der Saisonen einen besseren Schnitt als bis November. Aus einem einfachen Grund: Das neue Linzer Stadion am Froschberg, der „Gugl“, mit einem Fassungsvermögen von 19 080 Zuschauern, in dem der LASK beginnend am Freitag gegen Austria Lustenau seine Heimspiele austragen wird. Schon die Generalprobe am letzten Sonntag versprach einiges: 3500 Besucher sahen das 4:1 der LASK-Frauenmannschaft gegen Geretsberg. Der beste Besuch, den es bisher in Österreich bei einem Damenspiel gab. Obwohl nur LASK-Abonnenten die neue Raiffeisen-Arena bewundern durften.

Die am Titelblatt des Bundesliga-Journals zum Frühjahrsstart als „neuer Tempel“ bejubelt wird. Ein Begriff, der für die erste eigene Heimstätte des LASK in seiner 115 jährigen durchaus seine Berechtigung hat. Ein Jahrhundert-Projekt in der UEFA-Kategorie vier, auf das LASK-Präsident Siegmund Gruber und die Geschäftsführer Barbara Niedermayr und Andreas Protil stolz sein können. Die Betonteile, auf denen die Fans stehen oder sitzen werden entstanden aus dem Schutt des alten Stadions. Das neue verbreitet Aufbruchstimmung. Keine Laufbahn, in nationalen Spielen  14.000 Sitzplätze.  Dazu kommen zwei Event-und 42 Sky-Boxen, von denen bereits fast alle für die nächsten fünf Jahre vermietet wurden und 1763 Business-Sitze. Der Rest sind Stehplätze. Allein 4500 in einer Ebene auf der 1908 Fan-Tribüne. 1908 ist das Gründungsjahr des LASK.

Die Haupttribüne liegt um sieben Meter höher als die Gegengerade, diese Bauweise kann Spannung erzeugen. An den acht Kiosken kann nur bargeldlos bezahlt werden. Natürlich spielt das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Der Rasen wird mit Regenwasser bewässert, alle Lichter sind in der neuesten LED-Technologie, eine Fotovoltaik-Anlage soll nachgerüstet werden, um eigenen Strom zu produzieren. Die Heimkabine ist, wie im nordamerikanischen Sport üblich, rund. Das soll eine optimale Kommunikation zwischen Trainer und Spieler ermöglichen. Didi Kühbauer würde  garantiert aber auch Gehör finden, wenn einige im toten Winkel sitzen.

Einiges ist zur Eröffnung noch nicht fertig. Alle Büros werden erst in den nächsten Monate einziehen, ebenso ein medizinisches Zentrum. Es gibt ein Tagesrestaurant, einen Kindergarten im Innenbereich der Familien-Tribüne, wie im Allianz-Stadion von Rapid eine Kapelle für Taufen und Hochzeiten. Exklusiv in Österreich wird der „Tunnel-Club“ sein, den sich die Linzer Bosse in London, im neuen Tottenham-Stadion, abgeschaut hat. Dort können 50 Gäste in Bar-Atmosphäre die Spieler und Schiedsrichter beobachten, bevor sie auf den Rasen gehen. Spiegelglas macht dies möglich. Das klingt sehr, sehr verlockend. Aber es gibt auch Begleitmusik zur Eröffnung. Eine völlig unnötige.

Die Fanszene ist sauer, weil für das Lustenau-Spiel keine Einzelkarten gibt. Nur Abonnenten dürfen rein (der LASK will künftig ein Abo vorlegen, bei dem eine vierköpfige Familie nur um die acht  Euro pro Person für ein Spiel zahlt) und Leute, die eine Doppel-Karte für Lustenau und das folgende Heimspiel gegen Red Bull Salzburg am 12. März kauften, die 99 Euro kosten. Gruber versichert glaubhaft, die Kritik auszuhalten, mit ihr leben zu können. Steht auf dem Standpunkt, die Fans hätten beim LASK kein Mitsprachrecht. Das gäbe es höchstwahrscheinlich  im Westen von Wien, aber nicht in Linz. Das hat etwas für sich. Trotzdem bleibt rätselhaft, aus welchen Motiven Gruber diese Aktion startete. Denn das Spitzenspiel gegen Salzburg, wenn der Dritte LASK den Tabellenführer fordert, würde mit Sicherheit auch durch Einzeltickets ausverkauft sein. Ebenso die Eröffnung am Freitag. So bleiben möglicherweise einige tausend Plätze leer. Schade drum.

Foto: LASK.

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