Fußball

Von Anfang mit 19 bis zum Ende mit 39: Manninger war sehr bemerkenswert

Dino Zoff war mit 40 Jahren Italiens Tormann beim WM-Titel 1982 in Spanien. Österreichs Ex-Teamgoalie Alex Manninger, der Donnerstag via Homepage des FC Liverpool, seinen Rücktritt erklärte, ist ein Jahr jünger. Und einer der bemerkenswertesten österreichischen Torhüter der letzten Jahrzehnte, obwohl der gebürtige Salzburger mit 34 Länderspielen nicht einmal halb so viele hat wie sein Vorbild Friedl Koncilia, auch weniger als Franz Wohlfahrt (59), Michael Konsel (43) und Klaus Lindenberger (41). Vom Anfang 1996 an bis zum Ende.

Als 19jährige beim GAK sorgte er erstmals für Schlagzeilen. Als ihn sein Trainer Gustl Starek am 15. Oktober 1996 beim klaren Favorit Inter Mailand ins kalte Wasser warf. Der GAK verlor in San Siro dank Manninger beim Starensemble mit Giuseppe Bergomi, Youri Djorkaeff, Nicola Berti, dem Argentinier Javier Zanetti, dem Engländer Paul Ince, Chiles Torjäger Ivan Zamorano nur 0:1. Beim Rückspiel in Kapfenberg ließ er sich erst  im Elfmeterschießen bezwingen, in dem die Grazer nach dem 1:0-Heimsieg gegen den späteren Finalisten unglücklich ausschieden. Aber mit den Leistungen gegen Inter fiel er sogar in England auf. Arsenal verpflichtete ihn. Als Nummer zwei hinter Englands Teamtorhüter David Seaman.

Am 31.Jänner 1998 spielte er als erster Österreicher  in der Premier League. Bei Arsenals 3:0 gegen Southampton im Higbury-Stadion. Danach lud er mich in London zum Essen ein, was beim sparsamen Alex nicht oft vorkam. Als er auch in den nächsten sechs Spielen kein Tor bekam, darunter in Old Trafford beim 1:0 über Manchester United gegen Kracher wie David Beckham, Paul Scholes, Teddy Sheringham und Andy Cole feierten ihn Englands Yellow Press als „Alex, the cat“. Die Karte musste aber auf die Bank zurück, als Seaman wieder fit war. Sieben Spiele in Serie in der Premier League ungeschlagen, das muss man ihm erst einmal nachmachen. Sein Anteil am Meistertitel war damit groß.  Den Titel in England gewann nach ihm erst 18 Jahre später wieder ein Österreicher: Christian Fuchs mit Leicester.

Zwei Jahre vor  Seamans Ende bei Arsenal  wechselte Manninger  2001 nach Italien zu Fiorentina. Dort holte ihn ein Finanzcrash ein. Torino, Bologna im Schatten des italienischen WM-Keepers von 1994 und 1998, Gianluca Pagliuca sowie  Siena waren  die nächsten Stationen in der Serie A, ehe ihn 2008 überraschend Juventus als routinierten Ersatz  für Gianluigi Buffon holte, wenn der ausfallen sollte. Als das wegen Rückenbeschweren passierte,  spielte Manninger  bei zwei Juventus-Siegen in der Champions League  gegen Real Madrid. Im Bernabeu-Stadion kassierte er kein Tor. Hat kein anderer österreichischer Tormann geschafft. Manningers  SMS-Kontakte zu Buffon bestehen bis heute.

Die Teamkarriere beendete er 2010, weil er sich nicht entsprechend geschätzt fühlte. Schon 2008 war der Frust groß, weil er bei der  Heim-EM nur Ersatz für Jürgen Macho war. Nach der Juventus-Zeit schien schon die Karriere vorbei, ehe  er mit 35 es schaffte, in der deutschen Bundesliga bei Augsburg zur Nummer eins und zur Überlebensversicherung im Abstiegskampf zu avancieren. Kein anderer österreichischen Tormann spielte in drei Topligen Europas.

Und kein anderer arbeitet mit so vielen renommierten Trainern wie  Manninger. Arsene Wenger bei  Arsenal, bei Juventus Claudio Ranieri und Antonio Conte, in der Premier League die Meistertrainer dieser und der vergangenen Saison. Jürgen Klopp holte in Erinnerung an seine Dortmund-Zeit Manninger mit 38 noch zum FC Liverpool. Als eiserne Reserve, weil er dessen Leistungen bei Augsburg sehr positiv gesehen hatte. Auch wenn Manninger an der Anfield Road kein Spiel bestritt, zu keinem Einsatz in Premier League oder in einem der Cupbewerbe kam, er fand  diese Saison noch sehr bemerkenswert. Möchte sie nicht missen.

Eines hat sich bei Manninger   vom Anfang bis zum Ende nicht geändert: Seine Scheu vor Interviews. Vielleicht zwei, drei kurze Sätze, aber längere hatten absoluten Seltenheitswert. In Österreich hätte Manninger selbst mit 39 noch genug Klasse für den Nummer eins-Status. Auch bei Rapid.

 

 

Foto: Instagram.

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