Fußball

Was beim Mailänder Finale für und gegen Salzburg spricht

4000 Fans des FC Salzburg kommen mit fünf Charterflugzeugen, 20 Autobussen oder mit ihren Privatautos zum Finale um den zweiten Aufstieg ins Achtelfinale der Champions League hintereinander am Mittwoch nach Mailand, hoffen bei einer historischen Stunde im Meazza-Stadion, das 80018 Plätze hat, wahrscheinlich voll sein wird, dabei zu sein. Denn bisher konnte noch keine österreichische Mannschaft dort gewinnen. Das höchste der Gefühle waren Unentschieden. Etwa von Rapid am 24. Oktober 1973 im Achtelfinale des Europacups der Cupsieger ein 0:0 gegen Milan, das Retourspiel auf der Pfarrwiese ging allerdings 0:2 verloren. Zehn Jahre später schaffte die Austria am 7. Dezember 1983 durch ein 1:1 bei Inter Mailand nach dem 2:1 von Wien den Aufstieg ins Achtelfinale des UEFA-Cups. Ein persönlicher Triumph von Herbert Prohaska bei seinem Ex-Klub. 1994 verlor Austria Salzburg in den Gruppenspielen der Champions League gegen Milan 0:3, wobei den Siegern wegen des Flaschenwurfs auf Salzburgs Tormann Otto Konrad die Punkte weggenommen wurden. Milan kam trotzdem durch einen 1:0-Auswärtssieg im Wiener Hapel-Stadion in die k.o.-Phase.

Die Statistik ist ein Punkt, der gegen Salzburg spricht. Und die Ausgangsposition: Ein Unentschieden wie bei Chelsea und Dinamo Zagreb wäre ein Riesenerfolg, aber zu wenig, um auch nächstes Jahr in der Champions League dabei zu sein. Anderseits hat Salzburg weniger zu verlieren. Alleine die Tatsache, in dieser Gruppe am letzten Spieltag noch im Rennen um den Aufstieg zu sein, zeigt, dass die jüngste Mannschaft der Königsklasse die Erwartungen übertraf. Denn das trauten Österreichs Meister nach der Auslosung eigentlich nur wenige zu. Für Milan hingegen ist ein Aufstieg Pflicht So wie letzte Saison gegen Liverpool, Atletico Madrid und FC Porto wieder die Gruppe nicht zu überstehen, wäre blamabel, auch schlecht für den 57 jährigen Trainer Stefan Pioli, der den Job vor drei Jahren übernommen hatte, Milan zum ersten Scudetto seit elf Jahren führen konnte. Das ist Piolis bisher einzige Trainertrophäe. Also ist der Druck bei Milan größer als bei Salzburg, wo man mit Platz drei und weiter spielen in der Europa League durchaus leben könnten. Anders als bei Italiens Meister.

Milan zeigt daher Nerven und Respekt. Deshalb schonte Pioli Sonntag in der Meisterschaft im Olympiastadion von Turin einige Stars. Das endete mit einem 1:2 gegen Torino mit dem Ex-Salzburger Valentino Lazaro, der Torinos ersten Treffer vorbereitete, womit Platz zwei in der Serie A an Atalanta Bergamo verloren ging. Der Rückstand des Titelverteidigers auf Tabellenführer Napoli beträgt sechs Punkte. Im Vergleich zum 4:0 bei Dinamo Zagreb am letzten Dienstag fehlten einige Stars in der Startelf. In der Abwehr der dänische Chef Simon Kjaer, der in Zagreb sein Comeback nach monatelanger Verletzungspause gefeiert hatte, im Mittelfeld der Belgier Charles de Ketelaere und der Algerier Ismael Bennecer, im Angriff Weltmeister Oliver Giroud (Bild oben) und Ante Rebic. Der Kroate löste den portugiesischen Torjäger Rafael Leao mit Beginn der zweiten Hälfte ab, de Ketelaere den Spanier Brahim Diaz, Giroud kam nach 78 Minuten fürden Brasilianer Junior Messias, der zuvor Milans Tor erzielte. Alexis Saelaemakers, Milan Torschütze beim 1:1 in Salzburg, fehlt seit Wochen wegen einer Knieverletzung. Ebenfalls sicher nicht dabei: Stammkeeper Mike Maignan. Statt des Franzosen spielt der 36 jährige Rumäne Ciprian Tatarusanu. Salzburgs Personalprobleme sind allerdings größer: Fernando und Nicolas Capaldo sind kein Thema, hinter Oumar Solet und Junior Adamu steht ein Fragezeichen.

Es wäre nicht Salzburg, würde es zwei Monate vor Beginn der Wintertransferzeit nicht Wechselgerüchte um eine Stütze geben: Der Schweizer Teamstürmer Noah Okafor soll der dritte sein, den Ex-Salzburg-Trainer Jesse Marsch nach Brenden Aaronson und Rasmus Kristensen im Sommer nach England zu Leeds holen will. Beide Transfers spülten etwa 41 Millionen Euro in die Salzburger Kassa. Leeds steht nach nur drei Siegen in 13 Runden ebenso wie Ralph Hasenhüttls FC Southampton und Aston Villa nur einen Punkt vor den Abstiegsplätzen. Über Leeds zerbricht sich Okafor aber derzeit sicher nicht den Kopf: „Wir fahren nach Mailand, um zu gewinnen, haben auch die Qualität dazu!“

Foto: AC Milan.

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