Bayern Münchens „Sixpack“ vom Samstag, das 6:2 (3:1) gegen Mainz, bei dem Marcel Sabitzer ab der 60. Minute spielte, setzte Union Berlin unter Druck. Nur mit einem Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach konnte Sonntag Platz eins gehalten, die Tabellenführung verteidigt werden. Ein Kraftakt machte das möglich. Mit Kapitän Christoph Trimmel, nach 59 Minuten bei 0:1 eingewechselt, gelang es noch, das Match zu drehen. Nach 79 Minuten Ausgleich, nach 86 Minuten zählte ein Kopftor von Trimmel nach VAR-Intervention nicht, weil Österreichs Teamverteidiger knapp im Abseits stand, aber der Siegestreffer gelang doch noch. Nach 98 Minuten mit der letzten Aktion des Spiels. Fast so spät wie bei Trimmels Ex-Klub Rapid einen Tag zuvor in Lustenau nach 100 Minuten.
Bei einem Eckball von links erwartete Gladbachs Abwehr eine Trimmel-Flanke mit rechts. Doch der spielt kurz zum Deutsch-Ghanaer Jamie Leweling. Bis sich die Gladbacher neu orientierte, flankte der in den Strafraum, wo der holländische Innenverteidiger Danilo Doekhi den Ball mit dem Kopf ins Eck verlängerte, erstmals in der Bundesliga traf. Danach waren 22.000 Union-Fans außer Rand und Band, herrschte in der Alten Försterei der Ausnahmezustand. „Eine pure Energieleistung, wir sind superglücklich“, sagte Trimmel strahlend in die TV-Kameras, „das ist alles in bisschen Wahnsinn“. Seit 9. September ist Union Berlin der Sensationstabellenführer, jetzt schon sieben Runden lang. Die Fans singen und träumen vom Meistertitel, Trimmel will davon nichts wissen: „Wir haben das gleiche Ziel wie zu Saisonbeginn!“ Das heißt 40 Punkte holen, Klassenerhalt sichern.
Jetzt hat Union bereits 26 nach zwölf Runden. Der Vorsprung auf Bayern beträgt einen Punkt, auf den Dritten Freiburg zwei. Philipp Lienhart und Michael Gregoritsch (für ihn war es sein 200. Bundesligaspiel) siegten beim Schlusslicht Schalke 2:0 (1:0), verpatzten dem neuen Trainer Thomas Reis den Einstand, Zweimal traf der Italiener Vincenzo Grifo, der am 20. September mit der Squadra Azzura beim Länderspiel gegen Österreich im Wiener Happel-Stadion auf seine Mitspieler treffen könnte. In der nächsten Runde gastiert Bayern in Berlin bei Hertha BSC, Union Berlin in Leverkusen, empfängt Freiburg den 1. FC Köln, der Sonntag nur 48 Stunden nach dem 1:0 in der Conference League beim tschechischen Klub Slovacko (das Match musste wegen Nebels auf Freitag verschoben werden) daheim gegen Hoffenheim einen Punkt holte. So wie Union Berlin mit einem Ex-Rapidler als Kapitän. Florian Kainz erzielte beim 1:1 (1:1) des letzten Kölner Aufgebots (neun Ausfälle) nach 13 Minuten die 1:0-Führung. Mit seinem fünften Saisontreffer und dazu sechs Assists ist Kainz der bisher beste Kölner Torschütze und Vorlagengeber, stellte damit seinen Saisonrekord ein. Kainz-Landsmann Christoph Baumgartner lieferte in seinem 100. Bundesligaspiel die perfekte Vorarbeit zum Ausgleich.
Foto: Union Berlin/Imago.