Seit St. Pölten vor einem Jahr in die Bundesliga zurückkehrte, verlor Rapid keines der fünf Duelle. Auch in der NV Arena an der nach der aus St. Pölten stammenden Rapid-Legende benannten Bimbo Binder-Allee nicht. Ein souveränes 3:0 im Cup, zweimal 1:1 in der Bundesliga. Das dritte Unentschieden wäre aber in der nach dem sieglosen Startgegen Mattersburg angespannten Lage der Hütteldorfer zu wenig. Die Latte legte sogar Trainer Goran Djuricin hoch als er zugab: „Alles andere als drei Punkte, wäre eine Enttäuschung.“ Auch bei den Tipp 3-Quotn (untn) ist Rapid der Favorit: Bei 10 Euro Wetteinsatz nur 19 zurück bei drei Punkten für die Auswärtsmannschaft, aber 32 beim Sieg der Gastgeber. Obwohl St. Pölten beim besten Spiel der Startrunde, dem 2:3 in Graz gegen Sturm, sich zumindest in der ersten Hälfte viel stärker präsentierte als es alle der Mannschaft zutrauten, auch läuferisch einen Riesenaufwand betrieb. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass der bei gegen Rapid mit der speziellen Motivation noch größer sein wird. Und größer wurde der Kader auch: Um den 22jährigen gebürtigen Niederösterreicher Martin Rasner, der nach dem Abstieg mit Grödig in der zweiten deutschen Liga bei Heiddenheim nicht zurecht kam. Eine Variante mehr für Trainer Jochen Fallmann im zentralen Mittelfeld.
Bei Grün-Weiß wird es sicher Umstellungen gegenüber dem 2:2 gegen Mattersburg geben. Auch weil Tamas Szanto wieder fit ist. Da könnte es Steffen Hofmann treffen, auf der Bank zu beginnen. Aber es dreht sich weiter alles um die Stürmerfrage: Joelinton gesperrt, Giorgi Kvilitaia zwar wieder im Training, aber noch kein Thema, ebenso „Pfitschipfeil“ Schobesberger. Unter den Trainern gibt es allgemein die Erkenntnis, dass Spieler nach ihrem Comeback ebensolange wie die Zeit der Verletzungspause brauchen, um wieder ihren gewohnten Standard zu erreichen. Wenn d stimmt, wird es bei Kvilitaia noch einige Zeit dauern, bei Schobesberger für Rapid viel zu lange. Also muss die Entscheidung in der Stürmerfrage sitzen. Die Sportchef Fredy Bickel erst lösen wird, wenn er den Kader auf 22 Mann reduziert hat. Nach den Abgängen von Jan Novota, Arnor Traustason, der beim 0:2 von AEK Athen in der Qualifikation zur Champions League gegen CSKA Moskau nicht zum Kader gehörte, Christoph Schösswendter und Matej Jelic sind es ohne dritten Tormann derzeit noch immer 25. Bickel will seinen Plan, die Kadergröße ohne Europacup bei 23 Mann zu belassen, in die Tat umsetzen. Also sollen noch Leute weg, bevor es zur Neuverpflichtung kommt. Bickel schloss nicht aus, die komplette Transferzeit, also noch den ganzen August, „auszureizen“, bevor er einen neuen, schnellen Angreifer präsentiert.
In St. Pölten müsste einer seine Chance als Stürmer in der derzeitigen Lage normal kriegen: Philipp Prosenik, 23. Auch wenn der unerfahrenen Alex Sobczyk laut Djuricin so gut trainiert hat, einige glauben, dass der Trainer auch „künsteln“ und erstmals eine stürmerlose Startelf präsentieren wird, es wäre gegen alle Logik und auch Fairness, wenn Prosenik (Bild oben) nicht zum Zug kommt. Es ist ohnehin hart, in einem Match beweisen zu müssen, gut genug für Rapids Kader zu sein. Aber so sind einmal die Herausforderungen und Regeln des Geschäfts. Im grün-weißen Umfeld gibt es bereits Meldungen, dass demnächst ein Stürmer zum Probetraining kommen wird. Offizielle Bestätigung gibt es ebenso keine wie ein Dementi. Der oft genannt Tunesier Amine Chermiti kann es nicht sein, denn der unterschrieb wieder bei seinem ehemaligen Verein Etoile Sportive du Sahel im Heimatland. In dieser Phase einen Spieler zur Probe trainieren zu lassen, ist ohnehin problematisch. Weil es eigentlich nur zeigen würde, von ihm nicht restlos überzeugt zu sein.