Rapids erste Neuverpflichtung ging zum Unterschied von der des Erzrivalen Austria, Christoph Monschein, ohne Nebengeräusche ab. Kein Problem, den 21jährigen Belgier Boli Bolingoli-Mbombo fix zu erwerben, den Linksfuss, der in der Abwehr und im Mittelfeld spielen kann, für drei Jahre unter Vertrag zu nehmen. Auf seinen vollen Namen legt er keinen Wert, auf Mbombo verzichtet er, wenn er sich wie auf Rapids Homepage vorstellt. „Ich bin Boli Bolingoli“. Das reicht. Soll ein Qualitätszeichen werden.
Sportchef Fredy Bickel prophezeit, dass Bolingoli durch seine unkonventionelle Spielart für Aufregung sorgen, Rapid mit seiner Schnelligkeit, dem Kampfgeist und großem Laufpensum Grün-Weiß weiter helfen wird. Vor Monaten bat er Rapids Scout und Videoanalyst Mauricio Zuccola und dessen Assistenten Mathias Ringler für diese Position Kandidaten zu finden, von ihnen Leistungsdaten und Bildmaterial zu besorgen. In Österreich drängte sich keiner auf, im Ausland fanden Zuccola und Ringler 15 interessant. Danach studierte Bickel viele Videos, ehe er die Liste auf drei Kandidaten einengte, die beobachtet wurden, mit denen es Gespräche gab. Am Ende wurde es Bolingoli, auch weil Bickel noch aus seinen Zeiten bei Young Boys Bern einen Japaner kennt, der in Belgien engagiert ist. Yuya Kubo spielt bei Gent, wusste über Bolingoli nichts schlechtes.
Bleibt der Belgier Rapids einziger Neueinkauf? „Ein schneller Stürmer würde uns schon gut tun“, behauptet Bickel auch wegen der Ungewissheit um die Zukunft von „Pfitschipfeil“ Schobesberger und dessen Patellasehne, kennt aber den Wunsch des Präsidiums, dass vor dem zweiten Neueinkauf die Kaderreduzierung, sprich der ein oder andere Verkauf kommen sollte. Als Östereichs Handballteamchef aus Island, Patrekur Johanesson, dieser Tage einmal Bickel über den Weg lief, hörte Bickel vom Isländer ein Plädoyer für seinen Landsmann Arnor Traustason: „Rapid darf ihn nicht hergeben“. Bickel sagt nur, mit Traustasons Berater, Martin Dahlin, der dem skandalumwitterten früheren American Football-Star O.J. Simpson zum Verwechseln ähnlich sieht, ständig in Kontakt zu stehen. Mehr nicht. Der 49jährige ehemalige Torjäger kennt sich im Geschäft aus: WM-Dritter 1994 mit Schweden in den USA, die Teamkarriere nach 60 Spielen mit der verlorenen WM-Qualifikation für 1998 gegen Österreich nach 60 Einsätzen beendet. Als Legionär spielte Dahlin bei Mönchengladbach, AS Roma, den Blackburn Rovers und dem Hamburger SV, ist aus dieser Zeit auch international sehr gut vernetzt. Traustason schwankt offenbar zwischen den Gedanken an Abschied oder an einen zweiten Anlauf in Wien. Aber vielleicht ist der 24jährige mehr ein Kunstrasenspezialist: Mit IFK Norrköping wurde Traustason vor dem Wechsel zu Rapid auf Kunstrasen schwedischer Meister.
Nicht nur bei ihm sind Bickel wegen der Vertragssituation die Hände gebunden. Torhüter Jan Novota kündigte hingegen in der Kabine vor seinen Mitspielern mit Tränen in den Augen seinen Abschied nach sechs Jahren in Richtung Ungarn an. Seine Abschiedsrede sorgte auch bei den Mitspielern für Rührung. Der 33jährige Slowake, der intern wegen seiner menschlichen Qualitäten ein hohes Standing hatte, war die Nummer eins, als Rapid unter Zoran Barisic dreimal hintereinander Vizemeister wurde. Novota, der ungarischeWurzeln hat, wechselt zu Debrecen, unter dem portugiesischen Trainer Leonel Pontes Achter in der vergangenen Saison. Neues gibt´s von Novotas Nachfolger Richard Strebinger: Er wird zum zweiten Mal Vater.