Ligapräsident Hans Rinner hatte trotz seiner Sturm Graz-Vergangenheit einen besonderen Wunsch zum Saisonstart: Altach als Sensation wie letztes Jahr Leicester in England würde der ganzen Fußballszene gut tun, einen riesigen Impuls bedeuten. Aber wie viel Leicester steckt im Überraschung-Winterkönig aus Vorarlberg, gibt es da Parallelen? Die Ausgangsposition nach 20 Spielen ist sogar für Altach die bessere: Zwei Punkte Vorsprung auf Salzburg, drei auf Sturm, fünf auf die Austria. Leicester lag letzte Saison nach 20 Runden nicht an erster Stelle, sondern an zweiter. Zwei Punkte hinter Arsenal, einen vor Manchester City. Es gab zwar anerkennende Worte der Konkurrenz für den Höhenflug, aber bei Arsenal, Manchester City oder Tottenham war man felsenfest davon überzeugt, Leicester noch überholen zu können. In Österreich halten sich Kampfansagen nach Vorarlberg in Grenzen. Die klarste kam von Titelverteidiger Salzburg, der die Schweizer Leihgabe Dimitri Oberlin nach neun Toren von Altach zurückbeorderte. Aber die Prognose „wir holen Altach wieder auf den Boden der Tatsachen zurück“ hörte man nicht. Sturms Sportchef Günter Kreissl beschränkte sich sachlich darauf, festzustellen, dass Sturm trotzt der Abgänge von Matic und Edomwonyi dran glaubt, oben dran bleiben zu können. Austrias Ziel heißt nicht Altach einholen, sondern in den Europacup zu kommen. Den wenigsten Respekt zeigte noch Startgegner Admira, der in Person seines Sportchefs Ernst Baumeister ankündigte, Samstag in der Südstadt Altach von Platz eins zu stossen.
Leicester konnte in der Meistersaison trotz mancher Abwerbversuche alle Stars halten. Altach gelang es nicht. Ebenso nicht in Sachen Trainer. Aber der Abgang von Damir Canadi zu Rapid löste keinen Schock oder Rückfall aus wie Platz eins beweist. Aber bei den Trainern gibt es schon Parallelen: So wie vor einem Jahr es der routinierte Italiener Claudio Ranieri nach seinem total mißglückten Gastspiel als griechischer Teamchef allen zeigen wollte, so ist es bei Altach Martin Scherb bei seinem Bundesligadebüt nach vierjähriger Pause: „Man merkt, er brennt“, stellte Altachs Sportvorstand Georg Zellhofer fest. Aber Scherb ist so gescheit, nicht alles umdrehen zu wollen. Er setzte auf Canadis Trainerteam, behält auch das Konzept mit drei Innenverteidigern vorerst bei. Hat aber auch die Viererabwehr im Kopf. Leicester gelang im 4-4-2 die Jahrhundertssensation.Auch dank der Heimstärke. Altach war im Herbst das heimstärkste Team der Liga. Leicester verlor in 38 Runden nur dreimal, Altach bisher in 20 Runden schon einmal öfter.
Leicesters Durchschnittsalter betrug letzte Saison 25,9 Jahre, bei Altach sind es 25,4 Jahre. Auch da gibt´s Parallelen. Keine hingegen bei den Finanzen. Abgesehen davon, dass beide einen der kleinsten Etats der Liga haben. Bei Leicester waren es 76 Millionen Euro, bei Altach sind es knapp über sechs. Das ist eben der Unterschied zwischen Premier League und österreichischer Liga. Einen Milliardär als Besitzer wie Leicester den Thailänder Vichai Srivaddhanapabha, der mit seinem Imperium an Duty Free-Läden Schulden in dreistelliger Millionenhöhe bezahlte, hat Altach nicht. Weil ein Investor aus dem Stadionneubau-Projekt ausstieg, gibt es ein Zweimillionenloch, wurde alles auf unbestimmte Zeit verschoben. Also müsste Altach , wenn der Sprung in den Europacup wieder gelingt, wie bisher nach Innsbruck ausweichen. Leicester spielt in der Champions League im eigenen King Power Stadium. Noch ein Unterschied zwischen Leicester und Altach: Dort kommen keine Mönche regelmäßig in die Kabine, um sie zu weihen. Srivaddhanaprabha läßt sie sogar regelmäßig aus Thailand auf die Insel einfliegen. Diese Saison brachte das aber keinen Erfolg.